Die Firma Remondis will Glas-Container mit digitalen Sensoren ausstatten. Sie sollen den aktuellen Füllstand der Container erkennen. Stuttgart wird damit Modellstadt des Entsorgers.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - Vor allen Altglascontainern der Stadt türmten sich leere Flaschen. Besonders im November und Dezember, aber auch noch im Januar kam der Dienstleister, der für die Leerung der Container in der Landeshauptstadt zuständig ist, aufgrund erkrankter Mitarbeiter mit den Leerungen nicht mehr nach. Über mehrere Wochen waren die übervollen Altglascontainer der Aufreger in der Stadt. Inzwischen hat sich das Problem weitgehend gelöst. Remondis, nach eigenen Angaben der weltweit größte Dienstleister für Recycling, Service und Wasser, hat als Konsequenz daraus künftig ein Fahrzeug mehr in Stuttgart im Einsatz.

 

Unabhängig von dem akuten Engpass um die Jahreswende hatte die Firma nach ihrer Auskunft schon davor geplant, in Stuttgart ein Pilotprojekt zu starten. Remondis will die Glascontainer in der Stadt demnach umrüsten und diese mit digitalen Sensoren ausstatten, teilte der Pressesprecher Michael Schneider auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Für alle rund 330 Standplätze im Stadtgebiet mit insgesamt 1000 Containern habe man bereits Sensoren bestellt. Man erwarte die Lieferung noch diesen Monat und hoffe, im April mit der Installation beginnen zu können. „Ab Mai können wir dann wahrscheinlich mit den ersten Messdaten der Sensoren rechnen“, sagt Schneider.

Die Abfallwirtschaft Stuttgart begrüßt die Idee

Wozu diese digitalen Sensoren gut sind? Remondis erhofft sich davon, die „Erarbeitung einer punktgenauen, bedarfsgerechten Abfuhrroutine“. Man könne mit den ermittelten Daten die Tourenplanung deutlich optimieren. Laut dem Unternehmen sei Stuttgart damit ein „Leuchtturmprojekt“, da so eine umfassende Umstellung auf eine digitale Erfassungstechnik bei Glascontainern nach Meinung des Unternehmens deutschlandweit einzigartig sei. Nicht nur den logistischen Aufwand, auch die Verkehrsbelastung und den Energieverbrauch will das Unternehmen damit verringern.

Über die digitalen Sensoren kann Remondis den aktuellen Füllstand der Container messen. So kann das Unternehmen sehen, welche Container schneller geleert werden müssen und welche später, weil sie noch Kapazitäten haben.

Bei der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) begrüßt man die Idee und bestätigt, dass dies keine Initiative der Stadt war. „Die Umstellung war schon vorher angedacht, bevor es zur Überfüllung der Container in Stuttgart kam“, betont Pressesprecherin Jana Steinbeck.

Rund 12 500 Tonnen Altglas fallen in der Landeshauptstadt jährlich an. Für die Abfuhr sind Privatfirmen zuständig. Die Firma Remondis ist durch das Duale System Deutschland mit der Abfuhr beauftragt worden und hat die neue, ab 2018 wieder für drei Jahre laufende Ausschreibung für Stuttgart gewonnen.

Auch unterirdische Container sind im Gespräch

Auch die Bezirksbeiräte einiger Stadtbezirke beschäftigte das Thema Altglasentsorgung in den vergangenen Wochen verstärkt. Im Westen zum Beispiel ist man der Meinung, dass es insgesamt zu wenige Container gibt. So forderten die Bezirksbeiräte dort kürzlich in einem Antrag die Stadtverwaltung auf, weitere mögliche Standorte im Stadtbezirk zu prüfen – besonders rund um den Bismarckplatz.

Die Grünen-Fraktion im Bezirksbeirat West schlug auch einen dauerhaften, neuen Standort in der Nähe des Olga-Areals vor. Durch die derzeit entstehenden Neubauten sei künftig definitiv mehr Bedarf da. Geprüft werden soll in diesem Zusammenhang auch, ob dort vielleicht sogar unterirdische Container möglich seien. Von Remondis heißt es dazu, man habe zwar keinen Einfluss auf die Art der Sammelbehälter, grundsätzlich wären Unterflurcontainer aber denkbar und könnten logistisch auch bedient werden.

Reinigung der Behälter wird angemahnt

Reinhardt Möhrle, Bezirksvorsteher im Stuttgarter Westen, hat kürzlich an einem Treffen mit Vertretern von Remondis und den Fraktionssprechern des Gemeinderats teilgenommen. „Die Firma hat schwere Versäumnisse zugegeben und will das aufarbeiten.“ Die Einsicht begrüßt der Bezirksvorsteher, auch dass einige Konsequenzen sofort erfolgen sollen. So sollen sogenannte Problemcontainer wie der an der Röte-/ Bismarckstraße laut Möhrle künftig sechsmal die Woche geleert werden. Das sei eine Reaktion auf die Überfüllung. Auch hätten die Vertreter angekündigt, künftig einmal im Jahr die Container ordentlich zu reinigen. Das sei durchaus an der Zeit, sagt Möhrle. „So wie die aussehen, sind die in den letzten zehn Jahren nicht geputzt worden.“