Zahlreiche Schätze aus der Vergangenheit werden erhalten und gepflegt, wie etwa die Lahrensmühle in Eltingen oder die Weissacher Kirchenburg. Am Tag des offenen Denkmals nutzen viele Neugierige die Gelegenheit, diese aus der Nähe zu erleben.

Altkreis - Schon morgen um zehn duftet es verheißungsvoll auf dem Anwesen der Lahrensmühle in Eltingen. Erika Quast schiebt Leckeres aus Dinkelmehl in den historischen Holzbackofen. Während die ersten Besucher ankommen, bauen Peter Feucht, Fachwart für Obst und Garten, und seine Mitstreiter 20 verschiedene Obstsorten von heimischen Streuobstwiesen auf. Der eigentliche Star aber ist das Mühlrad. Die eindrucksvolle Konstruktion aus Lärchenholz dreht sich seit 2014 wieder an der Stelle, an der sie jahrhundertelang ihren Dienst getan hat. Allerdings wird sie nicht mehr über Kanäle mit dem Wasser der Glems angetrieben. Heute kommt das Wasser, das von oben auf die Schaufeln des Mühlrads fällt, aus der Wasserleitung und wird mittels einer elektrischen Pumpe ständig von unten nach oben gepumpt.

 

Dass sich das vertraute Klappern wieder erleben lässt, ist dem Umstand zu verdanken, dass bei Bauarbeiten die Welle aus Eisen, auf der sich das Mühlrad dreht, gefunden wurde. Denn in den 1960er Jahren wurde die Mühle, die erstmals um 1350 urkundlich erwähnt wurde, stillgelegt und die Kanäle zugeschüttet. Noch Anfang der 1950er Jahre habe sein Großvater Emil Lautenschlager geglaubt, durch Investitionen den Betrieb retten zu können, erzählt Enkel Thomas, der heute das Anwesen managt. Das sei aber ein Trugschluss gewesen.

3,5 Kubikmeter Holz, 410 Arbeitsstunden

Immer wieder sei er von Besuchern gefragt worden, so Thomas Lautenschlager, wo das Mühlrad sei. Als die Welle gefunden wurde, kam die Idee, wieder ein Mühlrad zu bauen. Ein Spendenkonto wurde eingerichtet und fachmännischer Rat eingeholt. Mit dem Eltinger Zimmereigeschäft Ziegler fand der Mühlenbesitzer engagierte Handwerker, die den Bau des Rades übernahmen. 3,5 Kubikmeter Holz habe er dafür verarbeitet, erzählt Jürgen Ziegler. In seiner Firma wurde das gute Stück Element für Element zusammengebaut. Die benötigten 410 Arbeitsstunden habe man für dieses besondere Projekt gespendet, sagt Jürgen Ziegler, der auch Restaurator ist.

Das neue Mühlrad kann sich nun für die nächsten 20 bis 30 Jahre drehen und die Technik im Mühlhaus antreiben, auch wenn diese heute nicht mehr mit Maschinen verbunden ist. Ein Mahlgang ist allerdings noch zu sehen. In einem Holzaufbau drehen sich zwei Mühlsteine gegeneinander und schroten das Getreide. „Das ist wie eine überdimensionale Müslimühle“, sagt Thomas Lautenschlager. Übrigens war die Lahrensmühle, die ihren Namen von einem Müller namens Laurin bekam, bis in die 1990er Jahre als Veitenmühle bekannt, erzählt Lautenschlager im Schatten ein über hundert Jahre alten Kastanie. Seiner Familie gehört das Anwesen seit 1908.

Was es mit den Gaden auf sich

Vom Tal der Glems geht es hinauf zum Strudelbach. Das Gewässer, das die Menschen in Weissach einst mit flüssigem Nass versorgte, hatte einen Nachteil. Im alten Ortskern konnten die Bewohner wegen des hohen Wasserstandes keine Keller in ihren Häusern anlegen. Da aber in früheren Jahrhunderten Vorratshaltung das A und O gegen drohende Hungersnot war, bauten die Weissacher auf der Innenseite der Wehrmauer in ihrer Kirchenburg kleine Häuschen, sogenannte Gaden. Noch heute ist jedes Gaden mit einem bestimmten Gebäude im Ortskern verbunden. Das alles erzählt Gerhard Mann den Besuchern beim Tag des offenen Denkmals oben, auf der im 13. Jahrhundert entstandenen Kirchenburg mit dem mächtigen Bergfried, dem heutigen Kirchturm der St. Ulrichs-Kirche.

Und der Weissacher nimmt das offene Denkmal ganz wörtlich. Er führt durchs Herrenhaus, das lange Zeit die Zehntscheune des Klosters Maulbronn war. Er öffnet die Tür eines der zahlreichen Gaden, die im Laufe der Zeit immer größer ausgebaut wurden. Die kleinen Häuser reihen sich eng aneinander, mit dem Rücken zur Wehrmauer, die noch in Teilen erhalten ist. Gerhard Mann lässt die zahlreichen Neugierigen eine steile Treppe hinaufsteigen in einen Raum, in dem alte Schulmöbel stehen. Dahinter ist der Gang der Wehrmauer zu sehen.

Schließlich geht es hinab in einen der Keller, mit denen die Gaden seit etwa dem Jahr 1600 ausgestattet wurden – schließlich musste ja der Wein irgendwo kühl aufbewahrt werden, sagt der Heimathistoriker schmunzelnd. Dabei ist das durchaus ernst gemeint. Es sei bekannt, dass im Keller des Herrenhauses im Jahr 1764 rund 26 000 Liter Wein lagerten. Aber die gehörten natürlich nicht den Weissachern, sondern dem Kloster Maulbronn.