Bei 1,5 Millionen Autos hat der Landkreis 2016 das Tempo kontrolliert, mehr als 90 000 Mal hat es geblitzt. Das ist die Bilanz aus den mobilen Messungen. Eine erste fest installierte Anlage soll bald im Süden von Renningen stehen.

Altkreis - Eine Premiere steht dem Landkreis Böblingen ins Haus. Die einen werden sie wohl feiern, die anderen verfluchen. Nachdem über Jahre seitens des Landkreises nur mobil geblitzt wurde, soll ganz im Süden von Renningen an der B 295 bald die erste stationäre Anlage stehen. Mobil wurde 2016 bei mehr als 1,5 Millionen Fahrzeugen die Geschwindigkeit gemessen. Davon wurden rund 90 600 geblitzt. Eine durchschnittliche Bilanz, sagt Dusan Minic, Sprecher des Landratsamts Böblingen.

 

Besonders teuer wird es für die drei Fahrer, die vergangenes Jahr bei Renningen auf Höhe des Naturtheaters in die Radarfalle geraten sind – und jeweils mehr als 70 Kilometer pro Stunde zu viel auf dem Tacho hatten. Sie belegen Platz drei, vier und fünf der höchsten gemessenen Überschreitungen (153, 148 und 146 km/h bei erlaubten 70).

Gefährliches Einfädeln am Naturtheater

Der Landkreis überwacht diese Stelle seit 2016. „Anlass für die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 70 Kilometer pro Stunde und die hieran anknüpfenden Messungen ist die Auffahrt auf die Bundesstraße“, sagt Minic. Das Einfädeln sollte gefahrlos möglich sein. Zudem ist die betreffende Fahrspur der Bundesstraße einspurig und mit einer Mittelleitplanke beschränkt. „Ein Ausweichen der auf der B 295 Fahrenden ist deshalb in der Einfädelungssituationen nicht möglich.“

Doch es gibt noch andere Schwerpunkte, an denen häufiger kontrolliert wird. Im Altkreis sind das zum Beispiel die Abzweigung der B 295 zum Ihinger Hof oder die Kreisstraße zwischen Renningen und Rutesheim. „Insgesamt sind wir aber bestrebt, den gesamten Landkreis gleichmäßig abzudecken“, so Minic. Im Fokus stehen insbesondere Unfallschwerpunkte – die B 295 beim Naturtheater gehört übrigens nicht in diese Kategorie –, Strecken mit hohem Verkehrsaufkommen sowie unübersichtliche und gefahrenreiche Stellen. „Wir bekommen immer wieder auch Anfragen aus Gemeinden, bestimmte Bereiche zu überwachen.“

Bislang hat sich der Landkreis auf diese mobile Überwachung beschränkt. Was natürlich nicht heißt, dass es im Kreis Böblingen keine fest installierten Säulen oder Starenkästen gäbe, im Gegenteil. Es gibt wohl kaum eine größere Gemeinde, die gar keinen eigenen Blitzer hat. Doch innerorts kümmern sich die Kommunen für gewöhnlich selbst um die Überwachung. Der Landkreis ist in erster Linie zuständig für überörtliche Straßen.

Überwachungsstellen nicht vorhersehbar

„Wir sind seit Jahren mit zwölf Mitarbeitern und vier Fahrzeugen im Einsatz“, erklärt Minic. Diese Art der Kontrolle biete viele Vorteile, „zum Beispiel ist die Überwachungsstelle nicht vorhersehbar, und man ist flexibler beim Standort.“ An Stellen mit viel Verkehr, die gleichzeitig Gefahrenpotenzial bergen, werden künftig jedoch stationäre Blitzer eingesetzt, „wenn andere verkehrssichernde Maßnahmen nicht helfen“ und auch mit mobilen Messungen die Gefahrensituation nicht verbessert werden kann.

Diese Kriterien sind am Wohngebiet Kindelberg im Süden Renningens erfüllt. Weitere Standorte könnten folgen – auch wenn Dusan Minic zufolge bislang noch keine konkreten Anträge eingegangen sind. Trotzdem liefen Gespräche mit einigen Kommunen. Einen festen Termin für den Einbau bei Renningen gibt es noch nicht, sagt Minic, erst müssen sich Landratsamt und Stadt noch abstimmen, und die Stadt muss ihr offizielles Okay geben.

Wo es kracht, wird geblitzt

Leonberg hat auch aufgestockt in Sachen Radarfallen. Bei den sechs Anlagen handelt es sich ausschließlich um Ampelblitzer. Warum das so ist, erklärt Stadtsprecherin Undine Thiel.

Frau Thiel, wie blitzt die Stadt Leonberg?
Unsere sechs fest installierten Geräte sind ausschließlich Rotlichtblitzer. Zur Geschwindigkeitsüberwachung nutzen wir zwei mobile Geräte. Wir sehen derzeit keine Notwendigkeit für feste Geschwindigkeitsblitzer.
Warum nicht?
Weil es derzeit keinen gefährlichen Bereich im Stadtgebiet mit vielen Unfällen aufgrund überhöhter Geschwindigkeit gibt, wo dringend etwas getan werden müsste. Anders als etwa am Westanschluss. Dort hat es bis vor einem Jahr häufig Unfälle gegeben, sogar einen mit Todesfolge. Das Problem haben wir als Stadt und auch die Polizei erkannt und uns für drei Rotlichtblitzer als Mittel der Wahl entschieden. Diese wurden vor einem Jahr aufgebaut. Für ein endgültiges Resümee ist es aber noch zu früh. Allerdings lässt sich jetzt schon sagen, dass rund 70 Prozent der Verstöße, die von den Rotlichtblitzern aufgezeichnet werden, am Westanschluss passieren.
Das bringt sicher auch ordentlich Geld.
In erster Linie ist das ein Beleg des Gefahrenpunktes. So haben wir dort 2016 rund 300 000 Euro an Strafgebühren eingenommen. Die Blitzer dienen aber nicht dazu, die Stadtkasse aufzubessern. Es geht um die Sicherheit. Die Ampelblitzer stehen allesamt an Stellen, die Unfallschwerpunkte waren.
Im letzten Jahr erstmals eingesetzt wurden die Smiley-Anzeigen. Wie läuft das?
Da haben wir eine feste Anzeige in Höfingen am Ortseingang von Gebersheim kommend. Die zweite setzen wir mobil ein, bevor wir innerorts die Blitzer nutzen. Hinweisen aus der Bevölkerung über zu hohe Geschwindigkeiten gehen wir nach und prüfen mit der Anlage, inwieweit dort gerast wird oder ob das eher subjektiv als zu schnell empfunden wird. Die Smiley-Anzeigen helfen auch, dass die Autofahrer umdenken und ihre Geschwindigkeit für die Sicherheit aller selbst anpassen. Deshalb werden wir in diesem Jahr ein bis zwei weitere mobile Smiley-Anzeigen anschaffen.