Überall sprießen neue Baugebiete aus dem Boden. Der Kinderboom kommt jetzt auch an den Grundschulen an. Die stoßen dabei an ihre Grenzen. Hilfe ist nicht in Sicht, denn das Schulamt kämpft mit dem Lehrermangel.

Altkreis - Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 42 Kinder statt 20 in Warmbronn, 37 statt 15 in Schafhausen, 30 statt 20 in Mönsheim. Der Bauboom im Altkreis beschert einigen Grundschulen im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr Erstklässler. Viele Schulen bekommen – oder haben bereits – zusätzliche Vorbereitungsklassen für Flüchtlingskinder, die noch Unterstützung beim Sprachunterricht brauchen. Manche Einrichtungen stoßen personell an ihre Grenzen.

 

Gut aufgestellt sind die Schulen der vier Enzkreisgemeinden Heimsheim, Friolzheim, Mönsheim und Wimsheim. Die beiden letztgenannten haben bald einige junge Schützlinge mehr im Haus und bekommen eine zweite erste Klasse. Der Grund sind neue Wohngebiete. „Vom Platz sind wir langsam an unserer Grenze, aber es geht noch“, sagt Ingo Oeder, Schulleiter in Mönsheim. Personell ist allerdings alles im grünen Bereich, auch in den anderen Enzkreis-Schulen. Selbst für die Vorbereitungsklassen sind ausreichend Lehrer da, heißt es von den Rektoren. Dabei handelt es sich um keine Klassen im eigentlichen Sinne. Die Flüchtlingskinder an den Schulen haben bereits ihre Stammklassen – von 1 bis 4 –, wo sie auch weiterhin bleiben.

Spezieller Sprachunterricht

Einen Teil ihrer Schulzeit verbringen sie jedoch in der Vorbereitungsklasse, wo sie speziellen Sprachunterricht bekommen, „damit sie in ihren Regelklassen mitkommen“, erklärt Antje Waldenmaier, Leiterin der Grundschule Friolzheim. „Letztes Jahr wurde das bei uns anfangs noch über Ehrenamtliche aufgefangen, bevor wir jemanden vom Ministerium zugewiesen bekamen“, erklärt Gabriele Schellhammer von der Grundschule Wimsheim. Für kommendes Schuljahr sind im Enzkreis ausreichend Lehrer da, um auch die Vorbereitungsklassen zu betreuen.

Zumindest räumlich an die Grenzen stößt man dagegen zum Beispiel in dem Weiler Teilort Schafhausen, wo sich die Erstklässlerzahl im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. „Wir mussten den Werkraum in ein normales Klassenzimmer umfunktionieren“, berichtet die dortige Rektorin Jutta Sorg. Deshalb müsse von jetzt an im normalen Klassenzimmer gewerkelt werden. Das sei zwar schade, „aber wir freuen uns natürlich über so viele Kinder, auch weil das unsere Schulstandort sichert“, sagt Sorg.

Einen Bauboom gibt es auch in Renningen, wo es an den beiden Grundschulen jeweils eine Erstklässler-Klasse mehr als 2015 Jahr gibt. „Für alle Klassen haben wir auch Lehrer“, sagt der Renninger Rektor Gerhard Kicherer. „Aber das ist nur die Grundversorgung. Im Ergänzungsbereich können wir derzeit so gut wie nichts bieten.“ Dafür habe er nicht genügend Personal, erklärt Kicherer, der damit ausspricht, was viele seiner Kollegen derzeit umtreibt.

Nur die Grundversorgung ist gesichert

Verantwortlich für die Lehrerzuweisung ist das Staatliche Schulamt in Böblingen. „Wir sind froh, dass wir die Grundversorgung im Augenblick weitgehend sicher stellen können“, sagt dessen stellvertretende Leiterin Siglinde Kiesel. Dennoch sei man gerade immer noch dabei, nach weiteren Lehrkräften zu suchen. „Wer sich jetzt meldet, bekommt noch bis Ende September einen festen Vertrag“, verspricht die Schulrätin.

Weit über einhundert neue Lehrer habe das Schulamt zum neuen Schuljahr eingestellt, Siglinde Kiesel gibt aber zu, dass das noch nicht reicht. „Weitere Stunden zur individuellen Förderung können wir zurzeit an Grundschulen nicht bieten.“ Realschulen dagegen stünden zum neuen Schuljahr acht zusätzliche Stunden pro Zug zur individuellen Förderung zur Verfügung. Und an Sonderschulen behilft sich das Schulamt angesichts des Lehrermangels mit Erziehern. „Als Vertretungslehrer sind hier Erzieher eine hilfreiche Unterstützung“, sagt Siglinde Kiesel vom Böblinger Schulamt.