Es ist Sommer. Zeit also, aufs Rad zu steigen und die Augen zu öffnen. Denn zu entdecken gibt es im Altkreis einiges, etwa entlang des Würmradwegs. Von der Quelle bis zur Nagold geht die Reise durch Städte, Dörfer und faszinierende Landschaften.

Weil der Stadt - Leicht und scheinbar mühelos gleitet sie dahin, die ganzen 54 Kilometer von Hildrizhausen und Altdorf bis nach Pforzheim: die Würm. Durch Städte und Dörfer und weite Täler, vorbei an Äckern, Wiesen und Wäldern, quer durch den Landkreis Böblingen und den Enzkreis. Wer ihrem Lauf folgen will, ohne nasse Füße zu bekommen, der kann sich ganz einfach mit dem Fahrrad auf den Würmradweg machen, erstellt und herausgegeben vom Landratsamt Böblingen. Von den beiden Quellen im Süden führt die Route immer weiter nach Norden, wo die Würm in die Nagold mündet, und bietet so eine besondere Gelegenheit, den Zauber der Umgebung ganz neu für sich zu entdecken. Zwar ist das natürlich etwas anstrengender, als sich von der Strömung treiben zu lassen – aber die Mühe lohnt sich. Der Weg ist durchgehend ausgeschildert.

 

Meist richtet sich die Aufmerksamkeit von Unternehmungslustigen ja eher auf Stuttgart oder gleich auf den Schwarzwald. „Aber wie gewöhnlich liegt das Beste vom Sandwich in der Mitte“, meint Siegfried Zenger vom Landratsamt Böblingen, Leiter der Stabstelle für regionale Entwicklung. In diesem Fall ist das das Heckengäu mit der Würm. „Unsere Kulturlandschaft bietet so viel Schönes“, findet er. „Aus diesem Grund haben wir 2006 damit begonnen, die touristischen Potenziale des Heckengäus unter die Lupe zu nehmen.“ Aus dieser Initiative ging unter anderem der Würmradweg hervor, auf dem Besucher von außerhalb ebenso wie Einheimische die Besonderheiten der Orte und Landschaften entlang des Flusses erkunden können.

Es lohnt sich, innezuhalten

„Mein persönliches Highlight der Strecke liegt zwischen Grafenau und Aidlingen, wo die Würm in sehr naturnahem Verlauf durch das offene Tal zieht“, schwärmt Zenger. Schon bald darauf führt einen der Weg nach Schafhausen, vorbei an der bekannten Wacholderheide. „Im Frühjahr wachsen dort die Küchenschellen, im Sommer die Orchideen und jetzt die Silberdisteln. Da hat man außerdem einen richtig schönen Blick auf die abgeernteten Felder.“

In der Tat lohnt es sich auf dem langen Weg, immer wieder innezuhalten, sich umzusehen und auch mal zuzuhören. Sonst könnte einem so manches entgehen, so viele Geräusche und Eindrücke, die dieser Reise erst ihren besonderen Charme verleihen. Wie das beruhigende Plätschern der Würm, wann immer der Radweg den Fluss kreuzt oder direkt daran entlangführt. Auch das Kreischen der Greifvögel, das kurz vor Schafhausen plötzlich über den Bäumen erklingt, lässt aufhorchen und staunen, wenn die Tiere tatsächlich über den Köpfen der Radler auftauchen, um auf die Jagd zu gehen. Und tief darunter, mitten in den bunten Herbstblumen, schwirren faszinierende Insekten in großer Zahl herum.

Auch abseits der Hauptstrecke gibt’s viel zu entdecken

Doch es bleibt nicht allein bei einer Reise durch die offene Landschaft. Wie die Würm selbst zieht auch der Weg durch einige Ortschaften – „mit sehr schönen kulturhistorische Stationen“. Da wären nicht nur die vielen alten Fachwerkhäuser und das Schloss Mauren in Hildrizhausen, das Malteserschloss in Dätzingen oder die Kirchenburg von Merklingen. „Wer sich ein bisschen informiert und entdeckungsfreudig ist, findet auch abseits der Hauptstrecke ein paar sehr interessante und sehenswerte Stationen.“ So zum Beispiel den historischen Bahnhof von Schafhausen, der damals durch französische Reparationszahlungen finanziert wurde „und eigentlich völlig überdimensioniert ist. Allein die Wohnung für den Bahnhofsvorsteher ist 200 Quadratmeter groß“, erklärt Zenger. Auch im schönen Weil der Stadt lohnt sich ein Abstecher durch die berühmte Altstadt.

Da der Würmradweg so schon um die 50 Kilometer lang ist, mag es sich der eine oder andere vielleicht zweimal überlegen, ob er dazu noch einen Umweg durch eine der vielen Städte und Dörfer wagt, die die Würm passiert. „Von Holzgerlingen bis Pforzheim geht der Weg aber die meiste Zeit bergab – man folgt ja dem Fluss –, und es geht nur über befestigte Wege“, sagt Zenger. Daher sei die Strecke also nicht allzu anstrengend. Wem auf seinem Streifzug doch frühzeitig die Puste ausgeht oder wer gleich ein wenig kürzer treten will, kann seine Reise auch erst in Weil der Stadt beginnen oder sie dort beenden.