Unser großer Gebühren-Vergleich zeigt: Die Kommunen unterscheiden sich stark bei der Höhe der Kinderbetreuungs-Aufwendungen, die die Eltern leisten müssen.

Altkreis - Neulich auf dem Spielplatz: „Ein normal verdienender Mensch kann doch jetzt schon die Kosten von über 500 Euro für einen Kleinkindplatz kaum aufbringen!“ – „Jaaa und ob. Wir haben in unserem Freundes- und Bekanntenkreis schon jetzt die höchsten Kiga-Gebühren . . .“

 

Wer kleine Kinder hat, und nicht gerade in Heilbronn lebt, wo es seit dem Jahr 2008 gar keine Kindergarten-Gebühren mehr gibt, den beschäftigt es: Die Städte nehmen Geld für die Betreuung – mal mehr, mal weniger. Ein Vergleich zeigt nämlich: dabei gibt es erhebliche Unterschiede (siehe Tabelle). Wir haben uns in den Stadtverwaltungen umgehört, zwischen all den Unwägbarkeiten bei den Aufwendungen für die Kinderbetreuung.

Kindergarten-Gebühren

Es gibt jedes Jahr eine gemeinsame Empfehlung der kommunalen Spitzenverbände, also von Städte- und Gemeindetag sowie von den Kirchen, die Kindergärten betreiben. „Dabei schauen wir, dass die Elternbeiträge so hoch sind, dass die Kommunen damit etwa ein Fünftel ihrer Ausgaben decken können“, erklärt Benjamin Lachat, der beim Städtetag das Dezernat für Soziales leitet. Aber auch die Tarifsteigerungen bei den Gehältern spielen eine Rolle.

„Wir geben aber nur Empfehlungen heraus“, sagt Benjamin Lachat. Ob sich die Kommunen daran halten, entscheiden sie selbst. Die meisten Gemeinderäte setzen die Empfehlungen um – etwa Leonberg, Renningen, Rutesheim und Weil der Stadt.

„Wir tun das bewusst nicht“, betont dagegen Roland Narr. Er ist der Amtsleiter für Bildung in Sindelfingen. „Wir wollen uns als kinder- und familienfreundliche Stadt positionieren.“ Die hohen Kosten für die 2175 Kinderbetreuungsplätze in der Stadt betrachte man als Investition in die Zukunft. „Und hier wollen wir eben einen Schwerpunkt legen“, erklärt Roland Narr.

Halbtag/Ganztag

Sharingplätze, Vollzeit-, Hort-, Kernzeit- oder Teilzeitbetreuung? Das Angebot der Betreuungsmodelle ist bunt, zwischen 47 und 52 Stunden kann man seine Kinder mittlerweile vom ersten Geburtstag an in allen Kommunen unterbringen lassen. 50 Stunden lässt aber kaum eine Familie ihre Kinder in den Einrichtungen – und das macht auch die Gebührenmodelle extrem vielfältig.

Qualität I

Renningen ist also ein Spitzenreiter bei den Gebührensätzen. „Aber uns ist eben die Qualität in den Einrichtungen ganz wichtig“, erklärt Stefan Feigl, der im Renninger Rathaus noch den Fachbereich Bürger und Recht leitet. So sind hier etwa die Leiter der Kindereinrichtungen fünf bis acht Stunden pro Gruppe für Leitungsaufgaben freigestellt. „Das sind dann bei uns in Summe drei Erzieherinnen, die wir zusätzlich eingestellt haben“, sagt Stefan Feigl. „Und zwar komplett freiwillig.“ Ebenso gibt es im Renninger Rathaus eine halbe Stelle für eine Fachberaterin, die sich um die Pädagogik in den Einrichtungen kümmert – auch eine freiwillige Aufgabe der kleinen Rankbachstadt.

Für all das erlaube man sich dann auch, entsprechende Gebühren zu verlangen – zumindest bei der Krippen- und der Ganztagsbetreuung. „Das sind ja auch Familien, bei denen beide Elternteile verdienen“, erklärt Stefan Feigl. „Die können sich das auch leisten.“

Sozialstaffelung

Komplizierter ist das Verfahren dagegen bei der Stadt Rutesheim. Jeder, der hier weniger als 5500 Euro brutto verdient, kann seinen Einkommenbescheid vorlegen und bekommt dann eine Ermäßigung bei den Ganztags-Gebühren (beziehungsweise 7000 Euro bei den Krippen).

Qualität II

Rutesheim spart sich dafür die Kindergarten-Leitungen ein. „Dafür hat bei uns jede Gruppenleiterin acht Stunden Vorbereitungszeit“, erklärt Anja Stanzl, die Rutesheimer Kindergarten-Koordinatorin. „Und das hat sich bewährt.“

Anders arbeiten die Leonberger Einrichtungen. Hier gibt es offene, also keine festen Gruppen. „Das heißt aber auch, dass wir alle Erziehrinnen als pädagogische Fachkräfte bezahlen“, sagt Undine Thiel, die Stadtsprecherin in Leonberg. „Und das kostet natürlich.“