Die vielleicht letzte große Sommerhitze lockt gerade viele Menschen ins Freie. Für mehr Patienten in Wartezimmern sorgt das heiße Wetter aber nicht – dazu war der Sommer dann doch zu zurückhaltend. Nächste Woche wird’s wieder kühler.

Altkreis - Die Straße flimmert wie ein Flussbett, die Freibäder sind prall gefüllt. Und von zahlreichen Balkonen steigt einem der Duft von Gegrilltem in die Nase. Wer hätte gedacht, dass der Sommer 2016 noch einen so bilderbuchhaften Ausklang parat hält? Oder war es das etwa noch gar nicht mit der heißen Jahreszeit?

 

„Das kann man leider nie genau sagen“, sagt Sebastian Bökle, leitender Versuchstechniker der Wetterstation Ihinger Hof in Renningen. Oft gebe es im September auch noch mal richtig warme Tage. „Aber alles, was weiter als wenige Tage in der Zukunft liegt, bleibt am Ende immer Spekulation.“ Sicher ist jedenfalls: Dieses Wochenende bleibt es noch einmal richtig heiß. Anfang kommender Woche soll es dagegen wieder etwas abkühlen, „auf 20 bis 24 Grad, schätze ich“. Im Grunde fügt sich das ganz gut ins Bild des bisherigen Sommers – wenige heiße Tage, aber niemals lange Hitzeperioden. „Der Sommer war schon ziemlich verhalten“, formuliert es Bökle. „Als außergewöhnlich würde ich ihn aber nicht bezeichnen.“ Von den Temperaturen und Niederschlägen, was die Gesamtmenge angeht, sei es ein normales Jahr gewesen – abgesehen von dem extrem verregneten Frühjahr. „Letztes Jahr, als es von Mitte Juli bis Mitte August durchgehend trocken und heiß war, das war schon viel eher extrem.“

Dass eine solche Hitzeperiode dieses Jahr ausgeblieben ist, darüber dürfte nicht jeder unglücklich sein, machen die hohen Temperaturen doch vielen Menschen zu schaffen. Dass es vor allem nachts gerade immer noch gut abkühlt, hilft dem Körper, sich zu regenerieren, erklärt Andrea Kluge, Pflegedienstleiterin im Krankenhaus Leonberg. Spürbar mehr Patienten verzeichnet sie deshalb im Moment nicht – wobei selbst bei längerer Hitze „wir nicht plötzlich täglich 15 Patienten mehr haben“. Viele kurieren sich zu Hause aus oder gehen zum Hausarzt, wenn der Kreislauf wegen der Temperaturen schlapp macht. Der Allgemeinmediziner Rainer Merk aus Leonberg kann das bestätigen. Im Jahrhundertsommer 2003 „sind die Leute zum Teil noch im Wartebereich kollabiert, als einmal die Klimaanlage ausgefallen war“. Ein paar heiße Tage wie jetzt machten den meisten aber nichts aus. „Die sollte man ruhig noch genießen“, findet er.

Die ständigen Wetterumschwünge in der Vergangenheit – mal heiß, mal kalt – sind für manche aber kein Zuckerschlecken, weiß Merk. „Grundsätzlich macht das nicht jedem zu schaffen, es gibt viele, denen machen die Umschwünge gar nichts aus.“ Menschen mit Vorerkrankungen allerdings wie Herzpatienten oder Menschen mit hohem oder niedrigem Blutdruck, „denen setzt das schon zu“. Grund dafür sind die Schwankungen zwischen den Hoch- und Tiefdrucklagern, die sich auf den Körper auswirken. Übliche Symptome sind dann etwa Kopfschmerzen und Schlafstörungen.

Auch gehen die Temperaturschwankungen gerne aufs Immunsystem, sodass die Menschen sich eher mal etwas einfangen. Ein volleres Wartezimmer hatte Rainer Merk deswegen nicht. „Die meisten wissen schon selbst, wie sie mit den Wetterumschwüngen oder mit der Hitze jetzt umgehen müssen“, weiß der Mediziner. Vor allem an heißen Tagen helfen die klassischen Hausmittel immer noch am besten: immer wieder den Schatten aufsuchen, nicht überanstrengen und viel trinken.