Achtung Satire: Das Orakel von Schafhausen hat gesprochen: Die Hesse-Bahn fährt als mobile Klinik nach Calw und löst so beide Nervthemen des Jahres 2015. Weissach sichert sich die Abfahrtszeit 9.11 Uhr, Leonberg den Trump-Tower

Leonberg - Lange, lange, hatte der Böblinger Landrat Roland Bernhard darüber nachgesonnen: Wie kann er diese beiden furchtbaren, sich endlos windenden und kaum noch erträglichen Themen Krankenhaus und Hesse-Bahn irgendwie vom Tisch bringen? „Mein lieber Dusan, das muss doch gehen“, seufzte der Kreischef im Spätherbst, als er mit seinem treuen Redenschreiber Dusan Minic mal wieder an der Weil der Städter Stadtmauer entlang schlich.

 

Es muss am späten Abend auf der Feinau bei einem kräftigen Schluck Eltinger Rotwein gewesen sein, als ihm der Geistesblitz kam: Ein Krankenhauszug von Leonberg nach Calw, mit Zwischenstation in allen (!) Orten des Altkreises.

Perfekter öffentlicher Nahverkehr, klinische Versorgung selbst für Merklingen oder Malmsheim, das Krankenhaus ist immer vor Ort, die Chefärzte dürfen erste Klasse fahren. „Genial!“, rief Dusan Minic und verschluckte sich fast am Rotwein, „So machen wir es!“

Zugegeben: Sein Kollege Helmut Riegger aus dem benachbarten Schwarzwald hat zunächst ziemlich bedröppelt geschaut. „Roland, warst du zu viel an der Sonne?“ Doch die wild entschlossene Mine ließ keinen Zweifel aufkommen. Zwischen den Jahren wurde es dann eingetütet.

Sogar der Leonberger Oberbürgermeister Bernhard Schuler soll diesmal nichts dagegen gehabt haben. Der altgediente Beamte wähnt sich zwar im Zenit seiner Karriere und genießt die Rolle als tapferer Siegfried gegen den bösen Unhold aus Böblingen. Aber manchmal nervt es selbst ihn . „Ich will doch viel lieber schöne Gebäude errichten als dauernd an den Gesundheitstempel auf dem Flugfeld denken“, soll er auf der Außenbahn im Leonberger Hallenbad gesagt haben.

Woher wissen wir das alles? Nun, in Schafhausen, diesem geheimnisvollen Ort mit den vielen Brunnen, gibt es ein Orakel. In welchem sich dieses befindet, wird aus Quellen(!)schutzgründen nicht verraten. Jedenfalls gilt als gesichert, dass zwischen den Jahren im alten Schafhausener Bahnhof an der verlassenen Schienenstrecke ein Gipfeltreffen stattfand: Alle Bürgermeister des Altkreises und die beiden Landräte waren dabei. Es wurde ein Geheimpakt ausgehandelt – der „Klinikverbund-Südwest-Hermann-Hesse-Altkreis-Zug“.

„Aber halt!“, rief da der Renninger Schultes Wolfgang Faißt, der beinahe ja selbst Landrat ganz woanders geworden wäre. „Dieser Zug soll auch in Malmsheim halten, aber ohne Dieselabgase!“, insistierte Faißt. „Aber halt!“, rief da sein Weiler Amtskollege Thilo Schreiber, „wir wollen die Notaufnahme-Station bekommen.“ Aber der unermüdliche Landrat ließ sich nicht aus der Fassung bringen. „Alle Wünsche werden erfüllt“, sagte Bernhard. „Auch meine?“, fragte der kecke Weissacher Bürgermeister. Daniel Töpfer wollte im Krankenhaus-Zug einen Porsche-Waggon einbauen lassen: „Der fährt dann immer um 9.11 Uhr ab Weissach.“

Aber der letzte Wunsch von Bernhard Schuler, als eigentlich alles schon entschieden war, hätte das Konstrukt beinahe noch zum Einsturz gebracht. „Ich möchte einen Tiefbahnhof direkt unter meinem schönen neuen Rathaus“, brummte der routinierte OB. „Bitte kein Leonberg 21“, stieß der Rutesheimer Schultes Dieter Hofmann ein Stoßgebet zum Himmel aus. Die beiden Bernhards waren schon auf dem Weg zum Gipfel des Engelbergs, um sich dort auf der Wiese zu duellieren. Da kam der für knitze Lösungen bekannte Heimsheimer Schultes Jürgen Troll auf eine gute Idee: „Kein Tiefbahnhof, aber einen Trump-Tower!“

„Wir sind uns einig“, vermittelte der Friolzheimer Schultes Michael Seiß. Der künftige US-Präsident Donald Trump würde zur Eröffnung des 400 Meter in die Lüfte ragenden Hochhauses kommen. Endlich ein Ersatz für die Bausparkassen-Türme. Und ganz oben thront Bernhard Schuler über seinem Altkreis!

Alle waren begeistert. Nur der Wimsheimer Mario Weisbrich wog den Kopf: „Wenn sich eine Bürgerinitiative bildet und eine Volksabstimmung will?“ Der Mönsheimer Kollege Thomas Fritsch lächelte: „So etwas gibt’s doch nur im Märchen.“