Für viele Menschen sind die elektronischen Karten zu einem unentbehrlichen Begleiter geworden. Die Straßen müssen ständig aktualisiert werden. Doch bis neue Kreisel oder Wohngebiete aufgenommen sind, können einige Monate vergehen.

Altkreis Leonberg - Unterwegs auf der Hirschstraße in Malmsheim: Es geht Richtung Osten. Das Neubaugebiet Schnallenäcker ist nur noch wenige Meter entfernt. Die monotone Stimme des Navigationsgerätes leiert den altbekannten Satz: „Wenn möglich, bitte wenden. Die Route wird neu berechnet.“

 

Laut dem Display befindet sich das Auto nun auf dem Feld, obwohl es doch eigentlich ordnungsgemäß auf einer Straße fährt. Dasselbe Spiel auch in Leonberg, im großen Neubaugebiet Ezach III, wo einige Häuser bald schon bezugsfertig sind. Lediglich auf LeoMaps sind die neuen Routen wie der Lichtensteiner Weg oder der Römerweg zu sehen. Doch wie kommen diese neuen Straßen eigentlich in die Navigationskarten?

Beispiel Schnallenäcker: Den Anfang macht der Gemeinderat Renningen, denn er gibt den neuen Straßen ihren Namen. „Wenn der Gemeinderat den Namen bestimmt hat, werden alle Daten und Informationen an das Landratsamt weitergegeben“, erklärt Marlies Delago, die Referentin des Bürgermeisters in Renningen.

Riesengroße Datenbank

Die Spur führt also nach Böblingen – genauer gesagt zum Amt für Vermessung und Flurneuordnung. Dessen Aufgabe ist es, ein sogenanntes Liegenschaftskataster für den Landkreis zu führen. Laut Amtsleiter Peter Scholl werden dort viele Daten, unter anderem auch neue Straßen, neues Bauland und später neue Häuser, erfasst.

„Die Informationen über das jeweilige Gebiet kommen in die Datenbank des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung“, erläutert Scholl. In dieser Datenbank sammeln sich alle neuen Straßen und Gebäude des Bundeslandes. Es entsteht unter anderem eine sehr aktuelle Karte von Renningen, die jeder im Internet abrufen kann. In diesem Geoinformationssystem (GIS) ist das Neubaugebiet Schnallenäcker bereits verzeichnet. Auch Ezach III in Leonberg ist dort zu sehen. Doch die Datenreise ist noch nicht vorbei. „Die Informationen aus allen Bundesländern werden wiederum beim Bundesamt für Kartografie und Geodäsie gesammelt“, sagt Scholl. „Von dort können sich dann Anbieter wie Google ihre Daten holen“. Vor allem aber durch Kameraautos, die durch das Land fahren und Datenmaterial wie Straßenbilder sammeln, gelangen sie an „Geodaten“. Erst vor ein paar Wochen startete die „Autoflotte“ von Google eine neue Reise durch Deutschlands Großstädte, um Straßennamen, -schilder, Streckenführungen und Informationen über Geschäfte für den Kartendienst Google Maps auf den neuesten Stand zu bringen. Jetzt sind die Fahrzeuge auch in anderen Regionen des Landes unterwegs – momentan in Oberbayern.

Es kann einige Zeit dauern

„Unsere Community ist ebenfalls eine große Hilfe“, sagt Lena Heuermann, die Pressesprecherin von Google Deutschland. „Durch den Google Map Maker kann jeder Nutzer Karten von Google bearbeiten oder sogar neue Straßen einzeichnen. Diese Änderungen werden dann von uns geprüft und sind, sobald sie genehmigt wurden, für jeden online zu sehen.“ So hofft man auch über abgelegenste Straßen Kartenmaterial zu sammeln.

Bevor die Straßen auf den Navigationskarten verzeichnet sind, kann also viel Zeit vergehen. Bei den neuen Kreisverkehren an der Nord-Süd-Straße in Renningen hat es zum Beispiel mehr als ein Jahr gedauert. Vertrauen Sie also nicht nur dem Navi.

Karten im Internet

Karten
Unter folgenden Adressen gibt es aktuelle Karten von Leonberg und Umgebung:

www.lrabb.de – Bürger-Geo-Informationssystem Kreis Böblingenwww.leonberg.de – LeoMaps (unten am Seitenende)

Die momentane Position der Kameraautos von Google gibt es hier: g.co/MapsFahrten