Allen voran macht der Dauerregen rund um Leonberg den Landwirten zu schaffen. Doch manche Kulturen profitieren sogar davon.

Leonberg - Erst wochenlanger Dauerregen, jetzt auch noch Hagelschauer: Wenn der Altkreis auch von den schlimmsten Unwettern verschont geblieben ist, machen die fortwährenden Niederschläge doch zu schaffen. Ganz besonders den Landwirten und Gärtnern. Während späte Früchte wie Äpfel und Zwetschgen von der „Dauerdusche“ sogar profitieren können, steht es um die aktuelle Ernte schlecht. Das Unkraut sprießt, die Äcker sind nicht befahrbar, Obst und Gemüse beginnen an Ort und Stelle zu faulen. Vielen bleibt derzeit nichts übrig, als auf Besserung zu hoffen.

 

Herbe Verluste bei Erdbeeren und frühen Kirschen

Gerade bei den Erdbeeren müssen die Bauern derzeit herbe Verluste beklagen. „Da haben wir um die 50 Prozent Ausfälle, im Fall von frühen Kirschen sogar bis zu 100 Prozent“, erklärt Manfred Nuber, Fachberater für Obst- und Gartenbau im Landratsamt Böblingen. Klaus Stammel von der Gärtnerei Stammel in Höfingen und Andrea Weigel vom Petershof in Löchgau, die auch in Leonberg einen Bauernhof betreibt, können davon ein Lied singen. „Die Kirschen verfaulen schon am Baum“, beklagt Weigel. „Durch die Feuchtigkeit wachsen auch viele Pilzkrankheiten, die wir wegen der Nässe nicht behandeln können.“ Klaus Stammel ergänzt: „Die Fäulnis ist wirklich sehr stark, und wir haben viele Schnecken. 20 bis 30 Prozent der Ernte gehen uns gerade kaputt.“ Bei den Erdbeeren seien die Einbußen sogar noch schlimmer. Hinzu kommt, dass die Menschen bei dem Wetter nicht selbst zum Pflücken aufs Feld gehen. Doch das Problem betrifft nicht allein die laufende Ernte. „Bei Salaten und Kohl haben wir die Schwierigkeit, dass wir zwar ernten, aber wegen der Nässe nicht die Folgekulturen pflanzen können.“ Diese Auswirkungen würden dann erst in den kommenden Wochen spürbar. „Wir bräuchten jetzt wirklich mal eine Woche, in der es trocken bleibt“, sagt Stammel.

Besser ist es um Äpfel, Zwetschgen, späte Kirschen und Co. bestellt, also alles, was erst noch reifen muss. „Für die ist das jetzt eigentlich ideal: keine Hitze, viel Wasser“, erklärt Nuber. „Vor allem für die Bäume sind die Bedingungen super, in den letzten Jahren war es viel zu trocken.“

Getreide hat noch etwas Zeit

Auch das Getreide hat noch Zeit bis zur Ernte und ist daher noch nicht so betroffen, erklärt Andreas Kindler, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Böblingen. „Schäden durch Staunässe haben wir natürlich trotzdem, die ,ersaufen’ quasi.“ Steinige Gebiete, die sonst wegen des schnell abfließenden Wassers im Nachteil sind, stehen im Moment dafür sehr gut da, „die haben zum Teil Spitzenwerte“. Trotzdem sollte es mit dem Wetter langsam bergauf gehen. „Bis zur großen Ernte im August wird sich da aber noch einiges tun“, ist sich Kindler sicher.

Zu allem Überfluss suchte am Mittwoch noch ein Hagelschauer die Gegend heim. Die Auswirkungen in den betroffenen Gebieten sind deutlich spürbar. „Denn der schlägt natürlich alles kaputt, egal ob reif oder nicht“, weiß Nuber. An Bäumen entstehen dabei oft auch tief reichende Schäden, die sich erst viel später offenbaren.

Die meisten Landwirte seien gegen Hagel allerdings versichert, erklärt Kindler. „Denn das ist ja kein so außergewöhnliches Phänomen, das kommt jedes Jahr mal vor.“ Viel schlimmer als Hagel und Nässe seien für die Landwirte weiterhin die bekanntlich viel zu niedrigen Erzeugerpreise. „Das ist für uns gravierender und existenzbedrohender als jedes Wetter.“