Die Digitalisierung an Schulen ist teuer. Bei der Finanzierung sehen Politiker und Rektoren das Land in der Pflicht.

Altkreis - Computerräume, Laptop-Wagen, Whiteboards als Alternative zur Tafel: Viele Schulen sind digital inzwischen gut ausgestattet, dazu lernen die Schüler, mit den modernen Medien umzugehen. Doch die Ausstattung ist teuer, viele Kommunen stoßen an ihre Grenzen. Wer für die „digitale Bildungsoffensive“ der Landesregierung zahlen soll, ist deshalb seit Langem ein Streitpunkt, zuletzt auf der Stuttgarter Didacta (wir berichteten). Der Landesvorsitzende der Freien Wähler, Renningens Bürgermeister Wolfgang Faißt, sieht klar das Land in der Pflicht. Das bekräftigen befragte Schulen im Altkreis, die sich im digitalen Bereich derzeit allerdings ganz gut aufgestellt sehen.

 

„Wer Hightech und Highspeed für unser Land fordert, wer junge Menschen fit für die digitale Welt machen möchte, wer Medienbildung in den Bildungsplänen forciert, der hat bestellt und muss nun auch bezahlen“, fordert Wolfgang Faißt. Städte und Gemeinden können diese Aufgaben alleine nicht stemmen. Seit 2014 fordere der Ministerpräsident Winfried Kretschmann, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. „Doch wenn es um die Finanzierung dieser Zukunftsaufgabe geht, dann bleibt der Regierungschef sehr reserviert.“ Kretschmanns Verweis auf die fünf Milliarden Euro, die der Bund ab 2018 für die Digitalisierung bereitstelle, reiche nicht aus.

Kommunen zuständig für Lehrmittel

Eigentlich sind ausschließlich die Kommunen als Schulträger für die Anschaffung von Lehr- und Sachmitteln zuständig. Im Bereich EDV stelle das für Städte und Gemeinden aber eine finanzielle Belastung dar, „wie man sie im Bildungsbereich bislang noch nicht kannte“, sagt Faißt. Ganz zu schweigen von den Unterhaltungs- und Neubeschaffungskosten.

Und wie sieht es an den Schulen im Altkreis aus? „Mit dem Budget, das wir haben, können wir gute Projekte anstoßen“, sagt Heidrun Barth, Geschäftsführerin der Leonberger Schulen. Die derzeitige digitale Entwicklung an den Einrichtungen halte sie für sinnvoll, „es gibt dafür einen extra Medien-Entwicklungsplan“.

Auch Ulrich Limbach, stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums Renningen, sieht seine Schule gut aufgestellt. „Wir haben in der Regel Whiteboards in allen Fachräumen und mehreren Klassenzimmern und zwei Laptop-Wagen.“ Diese seien besonders sinnvoll, weil die Geräte – ein Wagen beinhaltet zehn Stück davon – flexibel eingesetzt werden können. Entsprechend wäre ein zusätzlicher Wagen tatsächlich sinnvoll. „Aber mit kompletter Ausstattung kostet so etwas um die 12 000 bis 15 000 Euro, das kann man nicht mal einfach so kaufen“, weiß Limbach. Und die Folgekosten seien insgesamt nicht zu unterschätzen. Allein die speziellen Stifte für die Whiteboards seien eine ganz andere Hausnummer als eine neue Kreide für die Tafel.

Anforderungen steigen

Karin Karcheter, Leiterin der Gemeinschaftsschule Weissach, weiß ebenfalls um die Problematik der hohen Kosten in Sachen Digitalisierung. „Wir haben einen großzügigen Schulträger“, lobt sie die Gemeinde. Aber die Einrichtung wachse. Eben haben die Arbeiten für den sieben Millionen Euro teuren Erweiterungsbau begonnen. „Der Bedarf wird täglich höher. Aber man kann als Schulträger nicht überall so viel Geld in die Hand nehmen.“ Auch das Land trage da Verantwortung. Als konkretes Beispiel nennt sie das neue Fach Medienerziehung für Grundschüler. Das Fach wurde vom Land verpflichtend eingeführt. „Aber dafür müssen Schulen natürlich passend ausgestattet sein.“ In der Gemeinde kennt man die gestiegenen Ansprüche. „Wir konnten in den vergangenen Jahren viel in die Schulen investieren“, erzählt Achim Laidig, Hauptamtsleiter in Weissach. „Dennoch merken wir anhand der Rückmeldungen, dass die Anforderungen höher werden. Dass das Budget, das wir dafür haben, nicht Schritt halten kann.“ Gemeinden, die finanziell schwächer dastehen, treffe das natürlich umso härter, weshalb er ebenfalls das Land in der Pflicht sehe.