In Weilheim und Kirchheim wird gebaut, und Nürtingen will Leerstände ins Visier nehmen. Wohnraum ist in allen Segmenten knapp, Nachholbedarf gibt es aber vor allem im sozialen Wohnungsbau.

Altkreis Nürtingen - Wer in der Region Stuttgart eine Wohnung sucht, braucht viel Geduld, starke Nerven oder einen dicken Geldbeutel. Im Kampf gegen den Wohnungsmangel gehen die im Altkreis Nürtingen gelegenen Städte Kirchheim, Weilheim und Nürtingen jetzt in die Offensive. Erstere beide Kommunen entwickeln neue Baugebiete. Nürtingen sucht indessen nach Wegen, um leer stehenden Wohnraum auf den Markt zu bringen.

 

Am Fuße der Limburg entsteht ein Neubaugebiet

In Weilheim entstehen am Fuße der Limburg im Neubaugebiet Gänsweide II zahlreiche Bauplätze für Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser. Um unterschiedliche Zielgruppen zu bedienen, wird es in Kooperation mit der Dettinger Wohnbaufirma Birkenmaier aber auch günstige Mietwohnungen geben. Insgesamt acht Mehrfamilienhäuser mit Miet- und Eigentumswohnungen sind geplant, darunter befinden sich 33 geförderte Mietwohnungen eigens für sozial schwächere Familien.

So wie in der ganzen Republik, ist der Druck auf den Wohnungsmarkt gerade im unteren Preissegment auch in Weilheim groß. Deshalb soll im Gebiet Gänsweide II mit den drei für den sozialen Wohnungsbau reservierten Mehrfamilienhäusern begonnen werden. Die Sozialwohnungen im ersten Gebäude sollen möglichst Ende 2020 bezugsfertig sein. Der Zeitplan sieht vor, die beiden anderen Gebäude ein halbes Jahr später fertigzustellen.

Soziale Einrichtungen werden in neues Quartier integriert

In Kirchheim ist ebenfalls neuer Wohnraum in Sicht. Auf rund 1,7 Hektar baut auf dem Areal der ehemaligen Wollspinnerei „Gottl. Hoyler sen.“ die Firma Blue Estate circa 150 Mietwohnungen. In drei Jahren soll der erste Bauabschnitt fertig sein. Neben einzelnen Gewerbeflächen sieht der Bebauungsplan Ein- bis 4,5-Zimmer-Mietwohnungen vor. Es ist geplant, verschiedene soziale Einrichtungen in Verbindung mit einem Quartiersbetreuer in das Areal zu integrieren. Ein Bestandsgebäude bleibt als Zentrum des Quartiers erhalten und wahrt damit den historischen Bezug des Wohngebiets zur ehemaligen Wollspinnerei in der Dettinger Straße.

Wie findet man heraus, wo es Leerstände gibt? Diese Frage stellte sich die CDU in Nürtingen und schlug vor, speziell auf ältere Bürger zu schauen, die noch in ihrem angestammten Haus wohnen, denen das Platzangebot aufgrund ihres Alters in den eigenen vier Wänden aber womöglich zu groß ist. Diesem Personenkreis könnten dann Wohnalternativen angeboten werden, so die Idee der Christdemokraten.

Ältere Menschen dürfen nicht verdrängt werden

Im Kulturausschuss ist über dieses sehr sensible Thema jetzt beraten worden. Der Vorschlag, per Geo-Informationssystem die Altersstruktur der Bürger zu erfassen und gezielt Senioren anzuschreiben, wurde von einigen Stadträten abgelehnt, und auch die Stadtverwaltung sieht diesen Weg sehr kritisch. Groß sei die Gefahr einer Altersdiskriminierung und Entwurzelung. Bei älteren Bürgern könne leicht der Eindruck entstehen, sie sollten etwa ins Betreute Wohnen abgeschoben werden. Das Rathaus verweist indessen auf bereits existierende Beratungsangebote beim Pflegestützpunkt der Stadt für Menschen, die von sich aus eine Veränderung der Wohnsituation wünschen. Insgesamt herrscht bei dem Thema weiter Diskussionsbedarf. Einig ist sich das Gremium, das städtische Leerstandsmanagement zu intensivieren.

Platz für Obdachlose und Flüchtlinge

Unterbringung
Städte und Gemeinden sind in Deutschland für die Unterbringung von anerkannten Flüchtlingen und Obdachlosen zuständig. Auch in Nürtingen ist dies sehr schwierig, weil das Angebot an kostengünstigen Wohnungen gering und stark umkämpft ist. Das Rathaus appelliert regelmäßig an Vermieter, privaten Wohnraum anzubieten.

Resonanz
Im vergangenen Jahr wurden dem städtischen Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft (GWN) zehn Wohnungen angeboten. Fünf davon wurden dann tatsächlich angemietet. Die Mieten bewegen sich im ortsüblichen Rahmen. Da die Stadt als Mieterin auftritt, kommt es nicht zu Mietausfällen, auch wenn der Wohnraum kurzfristig nicht bewohnt ist. Seit 2015 konnten auf diese Art 35 Wohnungen oder Gebäude angemietet werden.