Zwischen ethischen, gesundheitlichen und religiösen Ernährungsgewohnheiten verläuft ein schmaler Grat – besonders für die Mensen an Kindertagesstätten und Schulen, die täglich Hunderte Mahlzeiten anbieten. Auch die Anlieferung ist umstritten.

Altkreis - Mit oder ohne Parmesan? So einfach ist die Nachfrage zu Essensgewohnheiten schon lange nicht mehr in Zeiten von Steinzeiternährung, Low Carb, Low Fat, Roh- und Trennkost, Fruitarismus und Veganismus. Diese Strömungen zählt etwa das Berliner Verwaltungsgericht in einem im Mai veröffentlichten Urteil auf und bemerkt zugleich in seiner Rechtssprechung: An Schulmensen bestehe „keine rechtliche Verpflichtung, die gesamte Vielfalt verschiedener Ernährungsüberzeugungen von Eltern und Kindern zu berücksichtigen.“

 

Geklagt hatte ein Berliner, der seine Tochter aus ethischen Gründen vegan ernährt. Auch im Altkreis Leonberg hätte der Vater schlechte Karten, vegane Spezialitäten zu finden. „Bei uns isst ohnehin nur eine Lehrerin und ein Schüler der Oberstufe vegan“, berichtet Sabine Kramer, die Küchenleiterin der Mensa am Weil der Städter Johannes-Kepler-Gymnasium. „Die bekommen dann eben einen Salat, wenn sie bei uns essen.“

Mit oder ohne Fleisch?

Mit oder ohne Fleisch? Diese Frage wird dagegen an allen Mensen in der Region gerne beantwortet. Eine fleischlose Alternative gibt es überall im Angebot – nur die Nachfrage nach diesen Speisen schwankt. Von einem Drittel, wie sie in Weil der Stadt verzeichnet wird, bis hin zu zehn Prozent an der Renninger Mensa.

„Ja, von den 360 Essen, die wir zu Spitzenzeiten zubereiten, sind höchstens 40 vegetarisch“, bestätigt Martina Wößner, die Küchenchefin in Renningen. Ein größeres Problem sind da eher Essensunverträglichkeiten und Allergien, auf die Martina Wößner aber auch Rücksicht zu nehmen versucht, zumindest, wenn jemand ernsthaft erkrankt ist. „Seitdem wir in solchen Fällen ärztliche Atteste verlangen, hat das mit den Allergien auch sehr schnell wieder abgenommen“, hat sie überrascht festgestellt.

Damit sich die Schüler und auch ihre Eltern über Essensunverträglichkeiten informieren können, gibt es in allen Mensen darüber hinaus auch genau Auflistungen von Bestandteilen. Neben ethischen und gesundheitlichen Ernährungsrichtlinien gibt es dann noch die religiösen – vor allem das Schweinefleischverbot für Muslime. „Wir kochen deshalb ohnehin grundsätzlich nur Geflügel und Rind“, sagt Carmela Tunc vom Partyservice Plach, der alle Weil der Städter Mensen beliefert.

Gekocht werden die Essen jeden Tag bei der Firma Plach und dann an die verschiedenen Weiler Schulen und Kindergärten warm ausgeliefert. „Das hat sich bewährt“, sagt Tanja Kübler, die Weil der Städter Amtsleiterin für Soziales. „Deshalb planen wir eine solche Warmanlieferung jetzt auch an der neuen Mensa der Würmtalschule in Merklingen.“

In Leonberg gibt es „Cook&Chill“

Einen anderen Weg geht dagegen die Stadt Leonberg in ihren 13 Kindertageseinrichtungen und elf Schulen, an denen es ein warmes Mittagessen gibt. Nach dem „Cook&Chill“-Verfahren werden hier seit einigen Jahren die Mensaessen in Großküchen vorgekocht, auf vier Grad abgekühlt und dann vor Ort fertig gegart. Viola Menzel ist Ökotrophologin, also Ernährungswissenschaftlerin, und kümmert sich bei der Stadt Leonberg um solche Fragen.

„Cook&Chill ist die gesündeste und hygienisch einwandfreiste Zubereitungsweise, wenn man viele Essen ausgibt“, erklärt sie. Bei der Alternative, nämlich der Warmanlieferung, müsste das Essen über viele Stunden hinweg warm gehalten werden. „Das ist dann weder besonders schmackhaft, noch ist da am Ende ein einziges Vitamin drin“, sagt Viola Menzel.

Deshalb wolle die Stadverwaltung an dieser Zubereitungsweise festhalten – auch wenn dafür das Essen drei Mal pro Woche eigens von einer weit entfernten Großküche angeliefert wird. „Das EU-Recht verbietet uns aber, dass wir einen solchen Auftrag nur regional ausschreiben dürfen“, erklärt die Leonberg Schulamtsleiterin Gabriele Schmauder.