In Sielmingen auf der Filderebene sammeln Vereine noch Altpapier. Anderenorts ist die Begeisterung fürs ehrenamtliche Sammeln gering. Warum ist das so?
Filder - Sielmingen ist für Vereine, die Altpapier sammeln wollen, offenbar noch eine Insel der Seligen auf der Filderebene. Als Sammler sind sie im Ort konkurrenzlos und können so Geld in ihre Vereinskassen bringen. „Die Blaue Tonne, die sonst im Landkreis Esslingen üblich ist, gibt es bei uns nicht“, sagt Karl-Heinz Schäffer, der Kassier der Arbeitsgemeinschaft Sielminger Vereine. Nur ohne Konkurrenz lohne sich dies für die Vereine.
Junge Kicker sammeln im Ort
Ein Beispiel dafür, warum Vereine mit dem Altpapiersammeln aufgehört haben, ist Bonlanden: Dort haben die Vereine bis vor sieben Jahren regelmäßig gesammelt. „Eine Jugendfußballmannschaft ist herumgegangen und hat das Altpapier gesammelt, Es waren auch Erwachsene als Fahrer und Aufsicht dabei“, erinnert sich Michael Fiderer, Kassier der Vereinsrings Bonlanden. Die Container, welche die Abfallwirtschaft geliefert habe, seien erst beim Sportplatz, dann bei Herma gestanden. „Nach dem Sammeln haben Mitarbeiter der Abfallwirtschaft die Container gewogen, und wir haben das Geld dafür bekommen“, sagt Michael Fiderer.
Konkurrenz durch Blaue Tonne
Dass die Altpapiersammlung im Stadtteil komplett auf die im Landkreis Esslingen gängige Blaue Tonne umgestellt worden sei, habe nicht nur an der mangelnden Bereitschaft der jungen Leute gelegen, bei Wind und Wetter Papier zu sammeln: „Es gab schließlich eine Zwittersituation: Die Blaue Tonne war eingeführt, und wir haben parallel dazu gesammelt.“ Dies habe allein schon den Erlös verringert, und dann sei auch noch der Preisverfall beim Papier dazugekommen: „Es hat sich für uns auch nicht mehr gelohnt.“
Grüne Tonne schon lange in Stuttgart
In Leinfelden-Echterdingen herrschen klare Verhältnisse. „Mit dem Altpapiersammeln hat die Stadt nichts zu tun. Das ist Sache des Landkreises Esslingen“, sagt Gisela Fechner, die Sprecherin der Stadt. Als Verein sammele noch das Rote Kreuz, das einen Container an der Busschleife am Leinfelder S-Bahnhof aufstelle. Wie war es vor der Blauen Tonne? „Ich wohne in Oberaichen. Dort hatte die Kirche die Altpapiersammlung in die Hand genommen“, sagt Michael Scholl, der Schriftführer des Vereinsrings Leinfelden-Echterdingen. „Wenn Vereine einst in anderen Stadtteilen gesammelt haben, dann nicht so konzentriert wie in Sielmingen“, sagt er
Schon seit rund 30 Jahren sammeln Vereine in Stuttgart kein Altpapier mehr. „Weil Altpapier ein wertvoller Rohstoff ist, hat sich die Stadt Stuttgart bereits Ende der 1980er Jahre als eine der ersten Kommunen bewusst dafür entschieden, mit der Grünen Tonne flächendeckend die getrennte Altpapiererfassung einzuführen“, sagt Martin Thronberens, ein Sprecher der Stadt. Neben der überwiegend großstädtisch geprägten Infrastruktur sei sicherlich auch dadurch der Anreiz für Vereinssammlungen eher gering.
Bei hohem Papierpreis gibt es Boni
„Der Altpapierpreis schwankt“, sagt Manfred Kopp, Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises Esslingen. Vereine bekämen den Garantiepreis von 35 Euro pro Tonne. Wenn der Preis hoch sei, gebe es für Vereine Boni: „Von 2012 bis 2015 haben wir zehn Euro zusätzlich pro Tonne bezahlt, 2016 waren es 15 Euro, 25 Euro im Jahre 2017, und 2018 waren es wieder zehn Euro pro Tonne über dem Garantiepreis.“ Für das Jahr 2019 könne er noch keine Aussage treffen. Das Jahr 2020 habe schlecht begonnen. „Das kann sich im Frühjahr wieder verbessern.“ Die Abnehmerin des im Kreis Esslingen gesammelten Altpapiers sei die Firma Alber in Waiblingen: „Sie vermarktet es weiter.“