Die Veranstaltung lockt viele Besucher an.

Leonberg - Mittagspause. Die Sonne brennt. Endlich, mag sich so mancher denken. Der Sommer hat sich lang genug Zeit gelassen. Schnell mit der Kollegin am Marktbrunnen treffen, um gemütlich über den Altstadtgarten zu schlendern. Doch oh je! Wo ist denn der Brunnen? Ein Meer an roten und weißen Blüten, grünen Blättern, großen und kleinen Pflanzen wogt in der angenehm kühlen Brise. Dass da eigentlich der Brunnen ist, erkennt man nur am steinernen Wäppner, der hoch oben über allem thront.

 

Die Gastronomen am Markt haben fleißig aufgestuhlt, die meisten Tische sind besetzt. An den üblichen Ständen des Freitagsmarktes gehen Käse, Obst und Gemüse oder italienische Spezialitäten über die Theke. Unzählige Füße trippeln über das Pflaster.

Das müsste es viel öfter geben

Herrlich, so könnte es doch jeden Freitag sein. Oder vielleicht auch nur jedes zweite Wochenende? Das würde auch schon reichen. „Wenn ich mich umschaue, wie viele Menschen glücklich über den Marktplatz schlendern, wie schön das Ambiente ist und wie viele Besucher da sind, da wünsche ich mir das viel öfter“, sagt auch Lothar Mattner. Der Wirt des „Bistro Domizil“ am unteren Marktplatz wuchtet eine Kiste Limonade hinter die Theke. Draußen hat er neben den üblichen Tischen eine zusätzliche Bar, Liegestühle und Stehtische aufgebaut, außerdem Musiker vermittelt, die neben dem Brunnen spielen.

In der „zweiten Reihe“ hat er mit Oliver Reuter vom Bekleidungsgeschäft „Only Women“ an der zweiten Auflage des Altstadtgartens mitgewirkt. „Die Hauptarbeit haben aber Joachim Heller und Albert Goertz gemacht“, betont er. „Wir wohnen alle am Marktplatz oder zumindest in der Nähe. Und wir arbeiten hier. Natürlich liegt es uns da am Herzen, dass es hier auch schön ist“, sagt Mattner. Der Stadtgarten sei der Beitrag der Werbegemeinschaft zu einer attraktiveren Altstadt. „Das zeigt, was hier möglich ist“, meint er.

Dahinter steckt viel Aufwand

Dahinter steckt aber auch richtig viel Arbeit, sagt Albert Goertz. „Das war ein halbes Jahr Vorbereitung. Wegen des Aufwands und der Kosten können wir so etwas aber wirklich nur einmal im Jahr machen“, sagt Goertz, der mit dem Besucherandrang sehr zufrieden ist. Das Wetter lockt viele nach draußen, die Pfingstferien stehen bevor, die Stimmung ist entspannt.

Viel gelacht wird am Stadtmuseum. Dort versucht Clown Kaspar seinen Freund Rudi, den Baby-Elefanten, zu erziehen. Denn der treibt nur Schabernack. Daneben steht Michael Moser mit seinem Kaffee-Mobil „Else kommt“. Nicht ein bisschen weit weg vom Geschehen? „Dafür ist es Kultur!“, sagt er und lacht. Die Eltern wissen sein Angebot durchaus zu schätzen. „Doch eigentlich ist die ganze Veranstaltung nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, meint er mit Blick auf die Altstadt, die seit Langem mit Problemen zu kämpfen hat.

Leerstände und leidige Diskussionen

Läden und Lokale schließen, die leer stehenden Immobilien werden zu oft mit Geschäften gefüllt, die keinen Kundenverkehr bringen. Wenn sie denn überhaupt neue Mieter finden. Dazu kommen die ewigen Diskussionen um die Tiefgarage unter der Altstadt, den Verkehr auf dem Marktplatz. Oder auch zuletzt die Debatte, ob der Samstagsmarkt nicht doch von der Steinstraße auf den eigentlichen Marktplatz der Stadt umziehen sollte.

Lothar Mattner vom Domizil ist ein Befürworter dieser Idee. „Aber es ist auch nur ein Puzzleteil, damit aus dem Marktplatz auch wieder ein schöner Marktplatz wird“, sagt er und fordert die Stadtverwaltung zum Handeln auf. „Einzelne Händler oder Gastronomen können das nicht schaffen“, sagt der Wirt.

Mehr Grün, mehr Besucher?

Eine Idee dazu hat auch Birgit Kriesten-Ploppa. „Wir haben der Stadt bereits im vergangenen Jahr ein Angebot gemacht, Bäume für den Marktplatz zu schenken“, sagt die Chefin von „Kriesten Garten“. Konkret gehe es um Hainbuchen, die seit 40 Jahren auf dem Gelände im Mahdental wachsen. Diese könnten im Sommerhalbjahr, in Töpfen stehend, den Marktplatz begrünen. „Die Töpfe machen das Ganze flexibel. Und den anderen Pflanzen hier, etwa dem Oleander, fehlt die Größe“, sagt sie mit Blick auf die bisherigen Verschönerungsmaßnahmen.

Bislang gebe es noch keine Rückmeldung seitens der Stadt. „Wir sind ein Unternehmen aus Leonberg und wollen deshalb auch hier Flagge zeigen“, sagt Kriesten-Ploppa. Deshalb sei man auch wieder zum Altstadtgarten gekommen. Diesmal mit einem Whirlpool, in den man bei diesen Sommertemperaturen am liebsten direkt hineinhüpfen würde.

Leere Schaufenster füllen

Jürgen Haug verschnauft kurz auf einem grünen, mit Kunstrasen bezogenen Sofa. „So schön könnte es hier immer sein“, sagt der Raumausstatter. Auch er ist zum zweiten Mal dabei. Diesmal mit einem Wohnwagen. Und einer besonderen Idee. „Wir haben eine Ausstellung in der ehemaligen Metzgerei Blum“, sagt er und zeigt auf das Schaufenster gegenüber, wo ein großer Sessel steht. „Besser als wenn es geschlossen ist“, sagt Haug mit Blick auf den Schwund an Geschäften. „Für uns ist das definitiv eine Motivation, den Marktplatz schöner zu machen“, meint der Interieur-Spezialist.

Die Mittagspause ist vorbei. Füße und Gesicht glühen. Der Magen ist gut gefüllt, sanfte Klänge vom Kontrabass begleiten den Weg. „Ah, Cherie!“ Von links und rechts stürmen plötzlich zwei dickleibige Köche heran. „Oh Cherie, isch mache disch so glücklisch“, sagt der eine. Der andere nimmt die Hand und gibt erst Ruhe, nachdem er die Angesprochene füttern darf. Zum Abschied gibt es eine Doppelumarmung der beiden Komödiantenköche von „Les Crêpes“, die eine bleibende Erinnerung an den Altstadtgarten schafft.

Veranstaltung: Am Samstag von 10 bis 18 Uhr. Das Parken in der Tiefgarage unter der Altstadt ist frei, das komplette Programm gibt es auf www.leonberg-altstadt.de.