Am Freitag ist Welttierschutztag. Beate Müller aus Winnenden engagiert sich seit vielen Jahren für den Verein Tierhilfe Hoffnung, der das weltgrößte Tierheim Smeura in Rumänien unterstützt, in dem mehr als 6000 Streunerhunde und -katzen leben.

Eigentlich wollte Beate Müller 2020 zum ersten Mal nach Rumänien reisen. Sie wollte das weltgrößte Tierheim Smeura besuchen, in dem mehr als 6000 Hunde und Katzen leben und für das sich die 57-Jährige aus Winnenden seit Jahren engagiert. Corona machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Vorerst hat sie den Plan ganz auf Eis gelegt. „Ich bewundere die Menschen, die vor Ort helfen, das sind so viele liebe, gute Seelen“, sagt sie. „Aber ich weiß nicht, ob ich das Tierleid ertragen könnte.“

 

Gibt es für diesen Welpen Hoffnung? Foto: Tierhilfe Hoffnung/Tierhilfe Hoffnung

Für sie ist fast jeder Tag ein Aktionstag

Am diesem Freitag ist Welttierschutztag. Überall auf dem Globus gibt es dann Aktionen für den Tierschutz. Für Beate Müller ist fast jeder Tag ein Aktionstag für den Tierschutz. Tagsüber sitzt sie im Vorzimmer von Peter Zaar, dem ersten Landesbeamten im Rems-Murr-Kreis, abends und am Wochenende ist sie für die „Tierhilfe Hoffnung“ aktiv. Der Verein mit Sitz in Dettenhausen unterstützt die Smeura in Rumänien, und die eloquente Frau aus dem Landratsamt in Waiblingen ist für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Im rumänischen Pitesti, etwa 120 Kilometer von Bukarest, werden 6300 Streuner, meist Hunde, aber auch viele Katzen sowie Hunderte von Welpen betreut. Das verschlingt eine Menge Geld. Zwar engagieren sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort alle ehrenamtlich, aber das Mega-Tierheim benötigt täglich fast drei Tonnen Futter, ganz abgesehen von den Tierarztkosten. Alles wird rein aus Spenden finanziert. Dass die reichlich und vor allem regelmäßig fließen, darum kümmert sich Beate Müller.

Für den Samstag, 19. Oktober, hat sie wieder einmal eine große Spendenaktion organisiert. Mit ihrem Team wartet sie zwischen 10 bis 14 Uhr in der Silcherstraße 26/1 in Birkmannsweiler auf ganz viele Spenden. Ziel ist es, den Tieren in der Smeura für einen Tag einen vollen Futternapf zu schenken. Doch nicht nur Trocken- und Nassfutter für die Hunde und Katzen sowie Welpenmilch und Katzenstreu werden gerne genommen.

Die Liste an Dingen, die gebraucht werden, ist lang. Sie reicht von Blechnäpfen in allen Größen und Putzmittel aller Art über Spritzen, Kanülen, Handtücher, Wolldecken sowie Besen, Schaufeln bis zu funktionstüchtigen Motorsägen und Dampfstrahlgeräten, um die das Tierheim und die riesige Paddock-Anlage instandzuhalten. „Und die Geldspenden von diesem Tag werden für dringend benötigtes Futter gesammelt“, sagt Beate Müller. Sie hofft außerdem auf Tierfreundinnen und -freunde, die mit einer Futterpatenschaft von 7,50 Euro einen Monat lang einen Hund oder eine Katze rundum mit Nahrung versorgen.

Einmal 20 Schafe gerettet

Tierlieb war Beate Müller schon immer. Seitdem sie mit neun Jahren den Zwerghasen Hansi bekam, dem – bis heute – viele weitere Artgenossen nachgehoppelt sind. Und von ihrem Vater habe sie gelernt, den Schwächeren zu helfen, erzählt sie. In Manolzweiler hat sie einmal 20 Schafe gerettet, deren Halter krank geworden war und seine Tiere nicht mehr versorgen konnte. Sie hat Karin Sailer, die im Rems-Murr-Kreis nicht nur als Igel-Mutter bekannt ist, beim Spendensammeln geholfen. Irgendwann besuchte sie das Gut Aiderbichl bei Salzburg – und wurde Patin von Hase Flecki und Pferd Lady. „Ich habe im Urlaub dort gearbeitet, habe ausgemistet und mich um die Tiere gekümmert“, sagt Beate Müller. Und sie hat manche arme Tierseele auf den österreichischen Gnadenhof vermittelt.

Katzenbabys sind zwar niedlich, aus Tierschutzgründen setzt sich Beate Müller aber für eine Kastrationspflicht ein. Foto: Tierhilfe Hoffnung/Tierhilfe Hoffnung

2008 kreuzte Lino, ein ehemaliger spanischer Straßenhund, ihren Weg. „Lino kam von der Tötungsstation in Cadiz nach Gut Aiderbichl. Durch ihn bin ich auf das Leid von Streunern aufmerksam geworden.“ Eine Tierheilpraktikerin erzählte ihr von der Smeura. Sie lernte Matthias Schmidt, den Vorsitzenden des Vereins Tierhilfe Hoffnung, kennen. „Ich hatte freie Kapazitäten, und seitdem engagiere ich mich.“

Sie will das Leid der Tiere in Rumänien lindern

Ihr größter Antrieb ist das Leid der Tiere in Rumänien – und das könnten nur die Menschen ändern. „Vielen fehlt jeglicher Respekt und Empathie einem Tier gegenüber“, sagt sie. Der Verein Tierhilfe Hoffnung mache deshalb seit zehn Jahren Tierschutzunterricht an Schulen und lege den Kindern Tiere und Tierschutz ans Herz. Manchmal dürfe auch ein Hund mit in die Klasse gehen, erzählt Beate Müller. „Die Mädchen und Jungen sind von daheim so negativ beeinflusst, dass sie dann oft zum ersten Mal in ihrem Leben einen Hund streicheln.“

Auch eine Kastrationspflicht für Katzen, die von den Kommunen umgesetzt werden muss, gehört für sie zum Tierschutz. „Es gibt nicht nur im Ausland streunende Samtpfötchen, sondern auch rund zwei Millionen in Deutschland und sehr viele im Rems-Murr-Kreis.“ Dass nicht nur während der Pandemie oft ganz schnell unüberlegt Tiere angeschafft wurden, kritisiert Beate Müller ebenfalls. Denn häufig werde nicht bedacht, wie viel Arbeit der neue Mitbewohner macht.

Man müsse die Menschheit daran erinnern, dass sie nicht das Recht hat, aus Macht und Geldgier, Mitgeschöpfen Leid zuzufügen, erklärt Beate Müller. Sie denkt dabei an die Massentötungen von Straßenhunden in der Türkei oder die Stierkämpfe in Spanien, bei denen „zur Belustigung von Touristen und empathielosen Einheimischen Tiere zu Tote malträtiert werden“.

„Wir haben hier im Kreis immer noch Betriebe mit Anbindehaltung“

Auch, dass 368 Millionen Tiere im ersten Halbjahr 2024 in Deutschland geschlachtet wurden, und das Fleisch in Supermärkten zu 82 Prozent aus den schlechtesten Haltungsformen kommt, treibt sie um. „Wir haben hier im Kreis immer noch Betriebe mit Anbindehaltung bei Rindern, was den Straftatbestand der quälerischen Tiermisshandlung erfüllt.“ Bei der Abholung für den Schlachthof seien sie nur mit großen Schmerzen in der Lage, ihre jahrelange Position zu verlassen, sagt Beate Müller mit trauriger Stimme.