Im neuen Gaudi-Viertel des Vergnügungsparks können die Besucher in einem riesigen Spielzimmer von 1000 Quadratmetern klettern, rutschen, toben und das größte Mensch-Ärgere-Dich der Welt spielen.

Cleebronn - An diesem Samstag beginnt die Saison in deutschen Freizeitparks – auch in Tripsdrill. Der wohl schwäbischste Vertreter seiner Gattung hat eine neue Attraktion. Im Gaudi-Viertel kann auf rund 1000 Quadratmetern geklettert, gerutscht und Softball gespielt werden. Rund zwei Millionen Euro hat das Unternehmen in das wetterfeste Spielzimmer investiert. Den Boden ziert ein mehr als 100 Jahre alter Spielklassiker: das laut Veranstalter „wahrscheinlich größte“ Mensch-ärgere-dich-nicht-Feld der Welt.

 

Tradition wird in Tripsdrill ohnehin groß geschrieben. Geschäftsführer Helmut Fischer grinst, wenn er Geschichten des geschichtsträchtigen und ältesten deutschen Freizeitparks zum Besten gibt. Die von Känguru Pedro etwa. Das Tier war im Sommer 1977 ausgebüxt. Tagelang begleitete die Boulevardpresse die Versuche, den Ausreißer zu erwischen. Im nahe gelegenen Ochsenbach schließlich wurde Pedro „im Weinberg geschnappt“, als er sich frisches Rebengrün der Sorte Trollinger schmecken ließ.

Tripsdrill gibt es schon seit 1929

Den Besuchern, die sich auf der Holzrutsche der ersten Altweibermühle einen Spreißel eingefangen hatten, briet Großmutter Fischer zum Trost zuerst ein Spiegelei, bevor sie den Holzsplitter persönlich zog. 1929 hatte Großvater Eugen Fischer die Mühle samt Wirtshaus und Tanzboden bauen lassen, 1946 brannte sie nach einem Blitzschlag nieder. Diese Geschichten kennt Helmut Fischer, Jahrgang 1954, freilich nur aus Erzählungen. 1996 haben er und seine zwei Brüder vom Vater die Geschäftsführung übernommen.

Die zweite Altweibermühle – 1950 mit einem Festvortrag des schwäbischen Heimatdichters August Lämmle feierlich eingeweiht – kennt aber jeder. Sie ist das Wahrzeichen von Tripsdrill und war für die Fischer-Buben Helmut, Roland (Jahrgang 1956) und Dieter (Jahrgang 1958) immer das Signal, wenn sie von der Grundschule im nahen Bönnigheim nach Hause radelten. Helmut Fischer erinnert sich: „Lief das Mühlrad, dann wussten wir, es ist was los, und wir mussten mit anpacken.“

Schon von klein auf leben die drei also in und für Tripsdrill. Auch bei der Berufswahl seiner Söhne hat der Vater zum Wohle des Unternehmens wohl ein wichtiges Wort mitgeredet. Der Älteste, Helmut, studierte Tourismus und leitet heute den 77 Hektar großen Freizeitpark. Bruder Roland, gelernter Koch, verantwortet die schwäbisch-traditionell ausgerichtete Gastronomie auf dem Gelände. Und Dieter Fischer, einst in der Stuttgarter Wilhelma zum Tierpfleger ausgebildet, ist der Chef im 47 Hektar umfassenden „Wildparadies“.

Die Ideen entwickelt ein Familienrat

Die Ideen für neue Attraktionen entwickeln die drei Fischers – mit Benjamin Fischer ist die vierte Generation schon voll dabei – meist im Familienrat. Den Anstoß geben oft Geschichten aus der Region, die sie mit Fantasie weiterspinnen. Wird es konkret, dann ergänzt Emmanuel Mongon das Team. Der Franzose ist der Meisterplaner für das Fischersche Unternehmen. „Er hat zum Beispiel beobachtet, dass sich bei alten Gebäuden der Dachfirst senkt“, erzählt Helmut Fischer – unverzüglich wurde das kleine, feine Detail umgesetzt. Die Liebe dazu, sagt er, gehöre in Tripsdrill zum Konzept: Alle Gebäude sind massiv, von heimischen Handwerkern mit oft alten Materialien erstellt. Authentische Ausstellungsstücke wie Dreschflegel oder Spielzeug, meist von langjährigen Tripsdrill-Freunden gespendet, sollen Tradition erlebbar machen.

So kuschelig und familiär sich der Freizeitpark auch gibt: Der Schneller-Höher-Weiter-Spaß darf heutzutage nicht zu kurz kommen, sollen Schulklassen gelockt werden. Derzeit klafft hinter dem Waschzuber-Rafting auf einer fast einen Hektar großen Baustelle ein riesiges Loch. Hier soll im Frühsommer die Katapult-Achterbahn in Betrieb gehen. Freizeitpark-Geschäftsführer Fischer, der sich kindliche Begeisterungsfähigkeit bewahrt hat, schwärmt: „Von Null auf 100 Kilometer pro Stunde in 1,6 Sekunden – das fühlt sich an wie ein Raketenstart.“ Die Bahn „Karacho“, wie Besucher sie getauft haben, wird mehr als 7 Millionen Euro kosten und damit die teuerste der rund 100 Attraktionen sein.

Technik muss unsichtbar bleiben

Wer mit großen Freizeitparks wie Europapark Rust oder Phantasialand Schritt halten will, müsse bei der Entwicklung und Thematisierung neuer Attraktionen in der Branche vorne dabei sein. Die Kaffeetassen-Fahrt beispielsweise, in Tripsdrill entwickelt, ist Fischer zufolge heute in Freizeitparks weltweit zu finden. Die moderne Technik der Anlagen müsse für die Besucher aber immer unsichtbar bleiben. So kaschiert Burg Rauhe Klinge raffiniert die Stützen der Achterbahn „G’sengte Sau“. Ein Freizeitpark ist eben auch immer ein Stück schöne Illusion.

Vergnügungsparks im Südwesten

Besucher Rund 32,4 Millionen Besucher zählten die deutschen Freizeitparks (Mitgliedsunternehmen des Verbandes Deutscher Freizeitparks und Familienunternehmen) im Jahr 2012 insgesamt – 400 000 mehr als im Vorjahr. Hier die nahe gelegenen Einrichtungen:

Tripsdrill 74389 Cleebronn www.tripsdrill.de

Besucher/Jahr Rund 600 000 Eintrittspreise 4 bis 11 Jahre 21 Euro, ab 12 Jahre 26 Euro Neuigkeiten 2013 Gaudi-Viertel, Katapult-Achterbahn

Europapark Rust 77977 Rust www.europapark.de

Besucher Rund 4,5 Millionen Eintrittspreise 4 bis 11 Jahre 34 Euro, ab 12 Jahre 39 Euro Neuigkeiten 2013 Erweiterter Grimms Märchenwald, historisches Salon-Karussell, Neugestaltung Magic Cinema 4D

Legoland 89312 Günzburg www.legoland.de

Besucher gibt das Unternehmen nicht bekannt. 2009 laut „Wirtschaftswoche“ geschätzt 1,3 Millionen

Eintrittspreise 3 bis 11 Jahre 35 Euro, ab 12 Jahre 39,50 Euro

Neuigkeiten 2013 Tempel X-pedition, Ritterburg, 4D-Film-Erlebnis, Yoda Fotopoint

Ravensburger 88074 Meckenbeuren www.spieleland.de

Besucher Rund 350 000 Eintrittspreise
3 bis 14 Jahre 24,50, ab 15 Jahre 26,50 Euro Neuigkeiten 2013 Buntes Schoko-Haus von Ritter Sport, 4D-Kinofilm „Wall of China“

Holiday-Park Haßloch 67454 Haßloch www.holidaypark.de

Besucher 560 000 Eintrittspreise Ab 85 Zentimeter Körpergröße 9,99 Euro, 100 bis 140 cm Körpergröße 23,99 Euro, ab 140 cm Körpergröße 27,99 Euro Neuigkeiten Themenbereich Majaland vollendet, Promenade über den Donnerfluss

Schwabenpark 73667 Kaisersbach www.schwabenpark.com

Besucher 200 000 Eintrittspreise 4 bis 11 Jahre 16 Euro, ab 12 Jahre 19 Euro Neuigkeiten 2013 Wave Runner tak