Die Sensation ist perfekt: Der 40-jährige Frank Dehmer hat aus dem Stand Wolfgang Amann nach 16 Jahren aus dem Amt gehoben und wird neuer Oberbürgermeister in Geislingen. Das Ergebnis fiel überraschend eindeutig aus.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - Die Sensation ist perfekt: Frank Dehmer hat am Sonntag die Oberbürgermeisterwahl in Geislingen überraschend deutlich für sich entschieden. Mit einem Stimmenanteil von 54,3 Prozent holte sich der 40-jährige Diplombetriebswirt aus Kuchen im ersten Anlauf den Sieg. Der Amtsinhaber Wolfgang Amann erreichte 45,6 Prozent der Stimmen. Damit muss Amann nach zwei Amtsperioden das Handtuch werfen.

 

Dank für den fairen Wahlkampf

Frank Dehmer erreichte einen Stimmenvorsprung von 729 Stimmen, das entspricht den 8,7 Prozentpunkten Vorsprung gegenüber dem Amtsinhaber. Überraschend ist dieser Erfolg vor allem deshalb, weil während des Wahlkampfs die Wechselstimmung der Geislinger nicht deutlich geworden war. „Ich habe einen Wahlkampf mit für mich wichtigen Themen gemacht und nicht einen Wahlkampf gegen Herrn Amann“, fasste Dehmer die vergangenen Wochen zusammen. Er habe sich nach vielen Gesprächen mit Geislingern eine Fünfzig-fünfzig-Chance für die Wahl ausgerechnet. Dehmer bedankte sich bei Amann für den fairen Wahlkampf, als er die Glückwünsche des bisherigen Oberbürgermeisters im Wahlstudio, dem Geislinger Kapellmühlsaal, entgegennahm.

Wolfgang Amann zeigte sich verständlicherweise enttäuscht über sein Ergebnis. „Man macht sich zwar in 16 Jahren nicht nur Freunde, aber von einer Wechselstimmung habe ich nichts gespürt“, kommentierte er sein schlechtes Abschneiden. Vermutlich hätten einzelne Themen wie der Unmut über die seit dem Umbau zum kombinierten Frei- und Hallenbad gestiegenen Eintrittspreise für das Fünftälerbad eine Rolle für seine Abwahl gespielt.

In Türkheim und Aufhausen schlechtes Ergebnis für Amann

In den Stadtteilen Aufhausen und Türkheim hatte Amann besonders wenig Stimmen erzielt. Er erklärt sich dies mit dem Frust der Aufhausener, die seit Jahren für eine neue Halle kämpfen, und einer grundsätzlichen Haltung vieler Bewohner der Geislinger Stadtteile, die sich gegenüber der Kernstadt benachteiligt fühlen. Auch bei der letzten gemeinsamen Präsentation der beiden Kandidaten in der Geislinger Jahnhalle vor wenigen Tagen waren sowohl Dehmer wie Amann ähnlich freundlich von den Bürgern aufgenommen worden. Dehmer schien nach kritischen Fragen zu seiner Tätigkeit als Referatsleiter für Stadtmarketing, Tourismus, Hallenmanagement und Märkte bei der Stadt Göppingen bei dieser Vorstellung sogar ein wenig schlechter abgeschnitten zu haben.

Dehmer will Freibadkarte und Gründerzentrum

Nach seiner Ausbildung zum Diplombetriebswirt hatte Dehmer im Hotelleriemanagement gearbeitet und bei der Firma Adolf Würth ein Traineeprogramm für Führungskräfte durchlaufen. Seit dem Jahr 2004 ist Dehmer für die Stadt Göppingen tätig und hat berufsbegleitend ein Masterstudium in öffentlichem Verwaltungsmanagement absolviert. Der passionierte Handballer, der sich beim TV Altenstadt engagiert, hat sich im Wahlkampf mit den Forderungen nach einer Freibadkarte für das Fünftälerbad positioniert. Außerdem will sich der 40-Jährige für mehr Wirtschaftsförderung, ein Gründerzentrum und ein ausgefeiltes Konzept der Bürgerbeteiligung einsetzen.

Punkten konnte er vermutlich auch mit seiner Kritik am Finanzplan der Stadt, den Amann angesichts der positiven Entwicklung stets verteidigte. Geislingen ist derzeit schuldendfrei, wird aber wegen teurer Schulsanierungen in den nächsten Jahren wieder Schulden anhäufen.

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