Das spektakuläre Meisterschaftsfinale der American-Football-Profiliga NFL erreicht dank der 34-jährigen Starsängerin, deren Freund Travis Kelce für den Titelverteidiger Kansas City Chiefs spielt, ein neues Level. Für Donald Trump und seine Anhänger sind die beiden Feindbilder.

Es ist die Krönungsmesse der NFL-Saison. Titelverteidiger Kansas City Chiefs gegen die San Francisco 49ers. Mehr geht derzeit im American Football nicht. Dennoch dominieren im Vorfeld des 58. Super Bowl in der Nacht von Sonntag auf Montag (0.30 Uhr/RTL) deutscher Zeit im Allegiant Stadium in Paradise bei Las Vegas nicht wie sonst die muskelbepackten Spieler in den Schlagzeilen, sondern eine zierliche Frau: Taylor Swift.

 

Nein, der globale Pop-Superstar wird nicht als Halbzeitshowakt auftreten. Die 34 Jahre alte vielfache Grammy-Gewinnerin wird auch nicht vor dem Spiel die Nationalhymne singen, sondern einfach in einer VIP-Loge im Stadion sitzen und ihren Freund, Chiefs-Star Travis Kelce, anfeuern.

Höchste Einschaltquote

Doch das allein löst bei der Maga-Bewegung (Make America great again) von Donald Trump Panik und Paranoia aus. Denn am 5. November ist Präsidentschaftswahl in den USA, der 77-Jährige will zurück an die Macht. Und obwohl Swift sich noch mit keiner einzigen Silbe in diesem Jahr politisch geäußert hat, wittern die Trump-Treuen Gefahr. „Taylor Swift, Travis Kelce und ein Maga-Kollaps“, titelte die „New York Times“ jüngst. Denn nachdem Kelce und die Kansas City Chiefs ihr Halbfinale bei den Baltimore Ravens mit 17:10 gewonnen und somit den Super Bowl erreicht hatten, wird auch Swift trotz eines Konzerts tags zuvor in Tokio beim großen Finale der National Football League (NFL) erwartet. Der Privatjet steht bereit.

Ein Event für alle

Das Endspiel ist seit 1994 in jedem Jahr die TV-Sendung mit der höchsten Einschaltquote in den USA. Den 38:35-Sieg der Chiefs gegen die Philadelphia Eagles verfolgten im Vorjahr 115,1 Millionen Menschen. Der Super Bowl ist längst kein Event mehr nur für Footballfans, sondern ein Happening für die gesamte Familie geworden. Die einen wollen das Spiel sehen, andere die extra für dieses Ereignis produzierten Werbeclips. Und dann gibt es noch diejenigen, die nur wegen der legendären Halbzeitshow dabei sind. Taylor Swifts Beteiligung, wenn auch nur auf der VIP-Tribüne, katapultiert das Spektakel auf ein neues Level. Schon jetzt hat ihre Beziehung zu Kelce der NFL viele Millionen neue Fans beschert.

Was also, wenn Taylor Swift ausgerechnet diese größtmögliche Bühne nutzen würde, um ihre Unterstützung für den demokratischen Amtsinhaber Joe Biden (81) im Präsidentschaftswahlkampf zu verkünden? 268 Tage vor der Wahl. Für Trump käme das wohl einer Wurzelkanalbehandlung ohne Betäubung gleich. 2020 hat sich Swift bereits pro Biden ausgesprochen und den damaligen Amtsinhaber Trump für dessen „ineffektiven Führungsstil“ während der Coronapandemie kritisiert.

Die 34-Jährige, die vom „Time“-Magazin 2023 zur Person des Jahres gekürt wurde und auf der „Forbes“-Liste der weltweit einflussreichsten Frauen auf dem fünften Platz geführt wird, hat eine riesige Reichweite. Auf Instagram folgen ihr alleine 280 Millionen Menschen. Da könnte schon ein kleiner Post womöglich große Wirkung haben. Denn viele „Swifties“, wie ihre Fans genannt werden, sind 18 Jahre oder älter – und somit in Amerika wahlberechtigt: Etwa 53 Prozent der Erwachsenen in den USA gaben in einer 2023 veröffentlichten Umfrage an, Fans von Taylor Swift zu sein.

Der Swift-Effekt war bereits vor einigen Monaten messbar. Im September hatte sie auf ihrem Instagram-Kanal aufgerufen, sich für die Wahl 2024 zu registrieren. Die Organisation Vote.org verzeichnete in den Tagen danach mehr als 35 000 Neuanmeldungen. Gavin Newsom, der demokratische Gouverneur von Kalifornien, schwärmte danach, Swift sei „einzigartig“ und ihr Einfluss auf junge Wähler „extrem stark“.

Stimmung gegen Swift

Die konservativen Medien wie der TV-Sender Fox News sind nun bemüht – mal vorsichtiger, mal offensiver –, Stimmung gegen Swift zu machen. Zum einen hieß es dort, dass eine Unterstützung für einen politischen Kandidaten das Dümmste wäre, was ein Megastar machen könne. Zudem wurden die Zuschauenden aufgefordert, „doch bitte schön nicht alles zu glauben, was Taylor Swift“ sage. Und es war sogar davon die Rede, dass Swift „eine Geheimagentin“ des Pentagons sei.

Auch Kelce ist zur Zielscheibe für Verschwörungstheoretiker und Konservative geworden. Seitdem er im Fernsehen für das Coronavakzin von Pfizer wirbt, wird der 34-Jährige als „Pfizer Boy“ verhöhnt. Und er ist noch aus einem anderen Grund in Ungnade gefallen: Er hatte sich tatsächlich erdreistet, Werbung für Bud Light zu machen. Konservative und Rechtsstehende hatten im Frühjahr zum Boykott der Biermarke aufgerufen, nachdem die transsexuelle Influenzerin Dylan Mulvaney sie beworben hatte.

Es gibt sogar ernsthaft Vertreter von Trumps Maga-Bewegung, die steif und fest behaupten, Swift und Kelce seien ein „gekünsteltes Paar“. Ihr Auftrag: Corona-Impfungen und Demokraten zu pushen. Den Hirngespinsten sind offenbar keine Grenzen gesetzt. Alles scheint denkbar, nur eines nicht: dass beide sich einfach nur lieben.