Das Schulmassaker von Parkland offenbart den Zynismus der amerikanischen Politik, meint USA-Korrespondent Karl Doemens.

Washington - Um ein Budweiser-Bier an der Bar bestellen zu können, muss man in Florida 21 Jahre alt sein. Ein halbautomatisches Sturmgewehr vom Typ AR-15 kann ein labiler 19-Jähriger offenbar problemlos legal erwerben. Und bei entsprechender psychischer Verfassung lassen sich damit dann – wie im beschaulichen Reichenvorort Parkland – ehemalige Mitschüler und Lehrer niedermähen.

 

Brutaler als durch das Schulmassaker am Valentinstag lässt sich der Wahnsinn der amerikanischen Waffengesetze kaum demonstrieren. Zwar wird nach solchen Ereignissen ritualhaft über schärfere Waffengesetz debattiert. Doch es passiert nichts. Zu einflussreich ist die Waffenlobby NRA. Zu gefährlich ist für viele Republikaner deren Drohung, bei unbotmäßigem Verhalten die finanzielle Unterstützung zu entziehen. Der zweite Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung, der den Waffenbesitz erlaubt, genießt bei vielen Menschen in den USA einen noch höheren Rang als der erste – die Pressefreiheit. Das gilt in besonderem Maße für Präsident Donald Trump. Nach seinem Amtsantritt hat er Bestimmungen, die den Waffenkauf für psychisch Kranke erschwerten, sogar noch gelockert. Wenn er nun die Bevölkerung zur Wachsamkeit auffordert und statt Taten seine Gebete anbietet, grenzt das an eiskalten Zynismus.