Heute trifft sich US-Präsident Donald Trump mit den Überlebenden des Schulmassakers von Florida. Doch ihre Forderungen nach einem schärferen Waffenrecht werden bislang von der Politik nicht erhört.

Washington - Ihre Demonstration nennen sie „Marsch für unsere Leben“: Die jugendlichen Überlebenden des Schulmassakers von Florida sind entschlossen, an den laxen Waffengesetzen der USA etwas zu ändern - und erhalten Hilfe. Allein: Die Politik ist noch nicht überzeugt. Dabei mehren sich nach dem Schulmassaker in Florida die Stimmen für eine Verschärfung des Waffenrechts in den USA. Mehrere Hollywood-Stars spendeten zusammen zwei Millionen Dollar für den Protest der Überlebenden des Massakers, die lautstark für striktere Waffengesetze eintreten. Einige US-Amerikaner begannen damit, ihre eigenen Waffen öffentlichkeitswirksam zu zerstören. Einer aktuellen Umfrage zufolge sprechen sich inzwischen zwei Drittel der amerikanischen Wähler für eine Verschärfung der Gesetze aus.

 

Parlament in Florida lehnt neue Gesetze ab

Das Repräsentantenhaus von Florida erteilte einer Verschärfung des Waffenrechts am Dienstag (Ortszeit) dagegen eine klare Absage. Es ging um ein Gesetz, das ein Verbot bestimmter halbautomatischer Gewehre - etwa des bei dem Massaker verwendeten Typs AR-15 - und großer Magazine eingeleitet hätte. Vor den Augen mehrerer überlebender Schüler lehnten die Abgeordneten der republikanisch dominierten Kammer den Entwurf mit 36 zu 71 Stimmen deutlich ab.

Auf der Tribüne des Parlaments in Tallahassee brachen mehrere zuhörende Schüler der Schule in der Stadt Parkland in Tränen aus. „Sie hatten heute die Chance, es zu beenden“, sagte die 16-jährige Elftklässlerin Sheryl Acquaroli dem Sender CNN. „Wenn es noch mal tödliche Schüsse (in Florida) gibt, dann ist das ihr Fehler.“

Großdemonstration am 24. März

In Parkland hatte der 19-jährige Nikolas Cruz an der Marjory Stoneman Douglas High School am Mittwoch vor einer Woche mit einer halbautomatischen Waffe 14 Schüler und 3 Erwachsene getötet.

An diesem Mittwoch wollten Überlebende in Floridas Hauptstadt für schärfere Gesetze demonstrieren. In verschiedenen anderen Bundesstaaten kündigten Schüler Streiks mit dem gleichen Ziel an. Für den 24. März planen die Schüler eine Großdemonstration in der Hauptstadt Washington - in ihren Worten einen nationalen „Marsch für unsere Leben“.

Die jugendlichen Anti-Waffen-Aktivisten erhielten dafür prominente Unterstützung. Schauspieler George Clooney, Star-Regisseur Steven Spielberg, US-Talkqueen Oprah Winfrey und der Produzent und Ex-Disney-Chef Jeffrey Katzenberg kündigten - teils mit ihren Partnern - Spenden an, zusammen zwei Millionen Dollar (1,6 Mio Euro) für die geplante Großdemonstration.

„Im Namen unserer Kinder Ella und Alexander spenden wir 500 000 Dollar, um für diese wegweisende Veranstaltung zu bezahlen“, teilten Clooney und seine Frau Amal der Zeitung „USA Today“ zufolge mit. „Die Leben unserer Kinder hängen davon ab.“

Stimmungswandel zum Waffenrecht

Eine aktuelle Umfrage zeigt zudem, dass die wiederholten Schusswaffen-Massaker die Meinung zu strikteren Waffengesetzen in den USA gedreht haben. Der repräsentativen landesweiten Befragung der Quinnipiac-Universität aus Hamden im Bundesstaat Connecticut zufolge sprechen sich zwei Drittel (66 Prozent) der US-Wähler für strengere Gesetze aus. Knapp ein Drittel ist dagegen (31 Prozent).

Das ist die höchste Zustimmung für eine Verschärfung des Waffenrechts, seitdem die Quinnipiac-Umfrage im Jahr 2012 zum ersten Mal danach fragte. Kurz vor Weihnachten 2015 hatte sich noch eine knappe Mehrheit von 50 Prozent gegen striktere Gesetze ausgesprochen (47 Prozent dafür). Innerhalb von gut zwei Jahren ist die Zustimmung dazu somit um 19 Prozentpunkte gestiegen.

US-Präsident Donald Trump hat bislang lediglich das Justizministerium zu einem Verbot von Schnellfeuerkolben aufgefordert. Mit ihnen können halbautomatische Waffen so schnell schießen wie Maschinengewehre. Einen solchen „Bump Stock“ genannten Plastikaufsatz hatte im Oktober 2017 auch der Attentäter von Las Vegas benutzt. Er tötete 58 Menschen und sich selbst. US-Medien kritisierten Trumps Aufforderung rasch als minimales Entgegenkommen, das inhaltlich wertlos sei. Das Verbot der Schnellfeuerkolben war nach dem Massaker von Las Vegas kurz im Kongress behandelt worden. Dann geriet es in Vergessenheit. Geschehen war seither nichts.

Waffenbesitzer geben freiwillig ihre Gewehre ab

Am Mittwoch wollte sich Trump im Weißen Haus mit Schülern und Lehrern treffen. Seine Sprecherin Sarah Sanders sagte am Dienstag, an der Unterredung würden auch Menschen aus Parkland teilnehmen. Wer genau an der „Listening Session“ genannten Gesprächsrunde teilnehmen soll, blieb zunächst offen, ebenso wie Rahmen und Länge der Veranstaltung. Sanders sagte, auch Betroffene anderer Schulmassaker würden ins Weiße Haus kommen. In einer ungewöhnlichen Aktion hat eine US-Militärakademie eines der Opfer geehrt, das sein Leben für Mitschüler gegeben hat.

Zumindest unter einigen US-Waffenbesitzern scheint indes ein Umdenken stattzufinden. Unter dem Hashtag #oneless („eine weniger“) verbreiten sich seit dem Wochenende immer mehr Fotos und Videos in den Sozialen Medien, auf denen Waffenbesitzer ihre Waffen zerstören oder an die Behörden abgeben.

Einer der Ersten war am Samstag ein Mann namens Scott Pappalardo aus dem Bundesstaat New York, wie CNN berichtete. In seinem auf Facebook verbreiteten Video zeigt Pappalardo sein nach eigenen Angaben legal erworbenes Sturmgewehr AR-15 - den gleichen Typ Gewehr, den der Todesschütze in Florida verwendete.

Die Worte „das Recht Waffen zu besitzen“ habe er auf seinen Arm tätowiert, sagt Pappalardo. Dann steht er auf und sägt die Waffe mit einer elektrischen Säge in zwei Hälften. „Ist das Recht, diese Waffe zu besitzen, wichtiger als das Leben von jemandem?“, fragt er in die Kamera. „Ich glaube nicht.“