Nun ist der neue Stuttgarter Polizeipräsident Franz Lutz offiziell im Amt. In einem Punkt haben der Fritz Kuhn und der neue Polizeichef wohl noch viel Diskussionsbedarf.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Auch wenn der Polizeipräsident Franz Lutz bereits Mitte August sein Amt angetreten hat, ist er für viele im Präsidium, in der Politik und in der Stadt noch „der Neue“. Offiziell ins Amt eingesetzt hat ihn der Innenminister Reinhold Gall (SPD) nun am Montag. Bei der Gelegenheit erfuhr „der Neue“ auch gleich ein bisschen etwas über die Erwartungen und Ansichten einiger Akteure in der Stadt.

 

Der Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) erinnerte an Lutz’ Vorgänger Thomas Züfle, der im Juni tödlich verunglückt war. „Sie sind ein eigener Mensch, der seinen eigenen Weg geht – aber in der Tradition dessen, was Thomas Züfle in der Stadt geschaffen hat.“ Er wünsche sich, dass Lutz „viele Dialoge führen und die Stadt lesen“ werde. Wichtig sei ihm, dass die Stuttgarter Linie weiterverfolgt werde. Dabei sehe er nicht nur die Polizei in der Pflicht. Kuhn verwies auf die Sicherheitspartnerschaft, „die einen exzellenten Schwerpunkt auf Prävention legt“. In einem Punkt haben der Verwaltungschef und der Polizeichef wohl noch viel Diskussionsbedarf. Im Gegensatz zu Lutz, der ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum „sehr hilfreich“ fände, bekannte Kuhn: „Ich bin kein Anhänger des Alkoholverbots.“

Für Lutz erfülle sich „ein Lebenstraum“

Womit Fritz Kuhn wiederum den Innenminister Gall überraschte, war seine Bitte um „möglichst viel Präsenz der Polizei im Stadtraum“. Diese Forderung „habe ich so von einem Grünen noch nicht gehört“, sagte Gall. An Lutz hat der Minister die Erwartung, dass er beim ersten großen Einsatz in der Landeshauptstadt, bei den Feiern zum Tag der Deutschen Einheit, „in einer bürgerfreundlichen, weltoffenen Stadt eine ebensolche Polizei“ führen werde. Gall und Lutz kennen sich gut, da der neue Polizeipräsident in der Projektgruppe zur Umsetzung der Polizeireform mitarbeitete. Daher wisse er, so Gall, dass Lutz „immer die Weiterentwicklung der Polizei im Kopf“ habe.

Der Ruf eines „Arbeitstiers“, der Erste, der morgens zum Dienst komme, und der Letzte, der heimgehe, eile Franz Lutz voraus, sagte Rainer Hurler, der Personalratsvorsitzende im Präsidium. Hurler bot Lutz die Zusammenarbeit mit seinem Gremium an, das „offen, fair, aber auch streitbar sei“. Und auch wenn der Chef und die Mitarbeitervertreter unterschiedliche Standpunkte haben können, so hätten am Ende beide „das Wohl der Mitarbeiter im Blick“.

Der Polizeipräsident bekannte, dass sich mit der Stelle für ihn „ein Lebenstraum“ erfüllt habe. Es gebe bei der Polizei nur wenige Stellen mit so großen Gestaltungsmöglichkeiten wie die des Polizeipräsidenten, sagte Franz Lutz. Über den Sonntagnachmittag, an dem er entschieden habe, das Amt anzunehmen, sagte er: „Es gibt sie wirklich, diese Augenblicke, die das Berufsleben einschneidend verändern.“ Er werde sich im neuen Amt „für das gute Miteinander in der Stadtgesellschaft einsetzen.“ Im Blick auf den Wunsch des OB nach möglichst viel Präsenz in der Stadt gab er sich zuversichtlich und berichtete von einer der angenehmen Aufgaben seines neuen Postens: „Ich durfte hier heute schon fast 50 neue Kollegen begrüßen.“