Ein Mann aus Schwieberdingen kommt mit der Scheidung nicht klar und droht seiner Ex-Frau. Sie gibt ihm, was er will: Nacktvideos und Sex. Vor dem Ludwigsburger Amtsgericht sagt sie aus, sie habe sich wie seine Sklavin gefühlt.

Schwieberdingen - Nach einer bestimmten Zeit wusste ich einfach, was er will. Ich war wie eine Sklavin.“ Diese Aussage verdeutlicht das Ausmaß eines besonders traurigen Ehedramas, das nun vor dem Amtsgericht Ludwigsburg sein Ende finden soll. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft lauten: Nötigung, Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Videoaufnahmen und die Verbreitung von pornografischen Schriften.

 

Konkret soll der 33 Jahre alte Angeklagte aus Schwieberdingen seine Ex-Frau zu gemeinsamen Treffen gedrängt haben, indem er drohte, ihrer Familie etwas anzutun oder sich selbst das Leben zu nehmen. Auf diesem Weg erzwang er auch mehrmals Geschlechtsverkehr mit seiner Ex-Frau oder zwang sie, Videoaufnahmen von sich zu machen, auf denen sie masturbiert. Indem er gedroht haben soll, diese Videos zu veröffentlichen, soll der Angeklagte ein weiteres Druckmittel gehabt haben, um seine Ex-Frau gefügig zu machen.

Patronenkugel im Briefkasten

Das Paar ist seit 2011 in Deutschland geschieden, davor waren der 32-Jährige und die 30-jährige knapp sechs Jahre lang verheiratet. Die Ex-Frau berichtete in ihrer Aussage vor Gericht, dass sie ihrer Beziehung nach der Scheidung noch einmal eine Chance geben wollte, aber bald gemerkt habe, dass ihr Ex-Mann sich nicht ändern werde. Als sie geäußert habe, dass sie eine endgültige Trennung wolle – unter anderem auch eine offizielle Scheidung in ihrem gemeinsamen Heimatland Türkei – sei ihr Ex-Mann ausgerastet.

Er habe Drohungen gegenüber ihrer Familie ausgesprochen, habe ihre Verwandten beschattet, sei völlig in schwarz gekleidet vor dem Haus ihrer Eltern in Ulm aufgetaucht, einmal habe auch eine Patronenkugel im Briefkasten gelegen. „Ich habe vor diesem Menschen Angst“, sagte die Frau.

Zwei Jahre lang sei diese „gezwungene Beziehung“ weitergelaufen, aus Angst habe sie niemandem davon erzählt. In dieser Zeit habe es etwa 30 Treffen mit ihrem Ex-Mann gegeben, häufig kam es dabei zum Geschlechtsverkehr, den die Frau erduldete. „Das war mein Job als Frau: den Mann zu befriedigen“, sagte sie. Immer wenn sie die Trennung wieder aufs Tableau gebracht habe, habe er gedroht: „Wenn du die Trennung willst, willst du auch, dass Blut fließt“, soll er ihr gesagt haben.

Die Nacktvideos tauchten auf Porno-Seiten auf

Nachdem die Frau sich schließlich ihrer Familie offenbart hatte und auch Anzeige gegen ihren Ex-Mann erstattet hatte, soll dieser die erpressten Nacktvideos an ihren Vater geschickt und auch öffentlich im Internet, auf Facebook, diversen Messenger-Diensten und pornografischen Seiten verbreitet haben. „Ich musste knapp 80 Seiten sperren lassen“, berichtete die 30-Jährige. Ihre Familie in Ulm sei seitdem weitgehend isoliert.

Der Angeklagte selbst gab nach einer Beratung mit seinen Anwälten zu den Vorwürfen zunächst keine Stellungnahme ab. Diese wird aber für den nächsten Verhandlungstag erwartet. Dabei soll es auch um die Rolle seiner jetzigen Verlobten gehen. Diese soll nach Angaben der Ex-Frau an der Verbreitung der Nackt-Videos beteiligt gewesen sein. Der Anwalt der Geschädigten erklärte, dass eine Unterlassungsklage sowie eine Schmerzensgeldklage gegen den Angeklagten und dessen Verlobte in Vorbereitung seien.