Ein Familienstreit sorgte letztlich dafür, dass ein Vater und seine beiden Söhne in Oberndorf vor Gericht standen. Weil sie den Freund der 17-jährigen Tochter auf der Straße zusammengeschlagen hatten, wurden sie wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt.

Oberndorf - Im Dezember 2020 hatte die jüngste Tochter der Familie ihren Freund angerufen. Völlig aufgelöst und unter Tränen bat sie um Hilfe, so der 20-jährige Mann im Zeugenstand. Sie gab an, geschlagen worden zu sein. Er fuhr zum Haus der Familie.

 

Dort wurde er von der Mutter und der älteren Schwester (21) aufgefordert, wieder zu gehen. Doch er blieb standhaft, das berichtet der Schwarzwälder Bote. "Ich wollte sie sehen, um sicherzugehen, dass es ihr gut geht." Bereits zuvor habe es Streitigkeiten zwischen ihm und der Familie gegeben. Seine Beziehung zu der Tochter wurde vom Rest der Familie nicht akzeptiert. Inzwischen seien die beiden getrennt.

Vater sieht rot

Vor dem Haus der Angeklagten kam es schließlich zum Streit, es fielen Beleidigungen. Was dann passierte, wurde von den Beteiligten unterschiedlich geschildert. Der 53-jährige Vater gab an, dass er den Streit vom Fenster aus beobachtet habe. Er habe gesehen, wie der 20-Jährige die Hand erhoben und offenbar ausgeholt habe, um seine 21-jährige Tochter zu schlagen. "Ich habe dann einfach rotgesehen."

Er habe sich einen Hydraulikzylinder, der im Haus lag, geschnappt und mit diesem auf das Opfer eingeschlagen, so der Vater. Sein älterer Sohn sei kurze Zeit später dazugestoßen. Die angeklagten Söhne und beide Töchter schilderten den Tathergang ähnlich. Die 17-jährige Tochter gab an, sie habe ihren Freund gerufen, weil sie zuvor mit ihren Geschwistern Streit gehabt habe.

Nachbarin schildert Tathergang anders

Eine Nachbarin schilderte den Tathergang etwas anders. Sie wurde wegen des Lärms auf der Straße auf die Situation aufmerksam und sah, wie der Vater und seine beiden Söhne mit dem jungen Mann stritten und den 20-Jährigen "gewaltsam" schubsten.

Nachdem sich die Lage scheinbar wieder beruhigt hatte, kamen die Männer zurück. Dieses Mal war der Vater offenbar mit einem Schlagstock bewaffnet. Zusammen mit seinem älteren Sohn habe er den Mann zusammengeschlagen. Auch als dieser zu Boden ging, hätten die Männer weiter auf ihn eingeschlagen. "Er lag am Boden, und sie haben nicht von ihm abgelassen", sagte die Zeugin. Der jüngste Sohn habe sich bei dieser zweiten Auseinandersetzung zurückgehalten.

Opfer verliert das Bewusstsein

Das 20-jährige Opfer meinte, er sei kurzfristig bewusstlos gewesen. Er erinnere sich lediglich daran, wie er wieder im Krankenhaus aufgewacht sei. Bei dem Angriff hat er ein Schädel-Hirn-Trauma und mehrere Prellungen erlitten. Er lag drei Tage lang im Krankenhaus und war zwei Wochen arbeitsunfähig. Doch auch in den Wochen und Monaten danach litt er immer wieder unter Schmerzen.

Bereits im Vorfeld der Verhandlung kam es zu einem Täter-Opfer-Ausgleich, bei dem der Vater und der ältere Sohn dem Opfer 700 Euro zahlten. Neben dem Geständnis wirkte sich das strafmildernd aus. Doch das Gericht folgte der Schilderung der Nachbarin und ging davon aus, dass jüngste Sohn zumindest anfangs an der Auseinandersetzung beteiligt war. Der 16-Jährige wurde nach Jugendstrafrecht zu 40 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Sein 21-jähriger Bruder wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 1750 Euro verurteilt. Der Vater erhielt eine Geldstrafe in Höhe von 4800 Euro.