Kein Wunder, dass sich die Managerelite nicht um den Leitungsposten im Jugendamt reißt. Er ist zu schlecht bezahlt und doch mit viel Verantwortung verbunden, meint StZ-Redakteurin Inge Jacobs

Stuttgart - Ein Jugendamt zu leiten, insbesondere in einer Großstadt, ist etwas anderes als einen Wäschereibetrieb zu führen. Oder, sagen wir mal, eine Brauerei. Zum einen, weil mit einem Jugendamt kein Gewinn zu machen ist, zumindest keiner in klingender Münze. Zum anderen, und das ist bedeutsamer, weil der Chef eines Jugendamts eine ungleich höhere Verantwortung trägt. Denn er muss nicht nur 3900 Mitarbeiter führen, sondern neben zahlreichen Beratungs-, Dienstleistungs-, Kooperations- und konzeptionellen Aufgaben auch den Kinderschutz in Stuttgart sicherstellen – nicht nur für die Kleinen in den städtischen Kitas, sondern für alle Kinder.

 

Das Risiko, dass doch mal etwas passiert, dass ein Kind verhungert oder totgeschüttelt wird, lässt sich zwar durch ein engmaschiges, sozialräumlich angelegtes Sicherungsnetz minimieren, aber nie völlig ausschließen. Und natürlich wird erwartet, dass so ein Amt auch zeitnah ein Konzept für den Umgang mit traumatisierten Flüchtlingskindern, für die Inklusion oder den Ausbau von Tausenden Krippenplätzen samt qualifiziertem Personal aus dem Ärmel zaubert und vom Thema Ernährung bis zur Gebäudebedarfsplanung mit Kompetenz glänzt.

Für 7100-Euro-Job steht die Managerelite nicht Schlange

Da ist es kein Wunder, dass nach der Stellenausschreibung mit der B2- oder B3-Besoldung die Managerelite nicht Schlange gestanden hat. Es fragt sich, ob 7100 oder 7600 Euro im Monat angemessen sind für so eine umfassende Aufgabe, die mit Sicherheit nicht in einer 40-Stunden-Woche zu meistern ist. Zum Vergleich: Ein baden-württembergischer Landtagsabgeordneter bekommt derzeit 7448 Euro im Monat, der Chef des städtischen Klinikums, Ralf-Michael Schmitz, ging 2014 mit 400 000 Euro im Jahr nach Hause – also mit mehr als 33 000 Euro im Monat. Renommierte Kanzleien bieten erfolgreichen Berufseinsteigern schon mal 100 000 Euro im Jahr – aber der Vergleich mit der freien Wirtschaft mag unfair sein.

Zurück zum Jugendamt. Wer dieses Amt führen will, sollte also neben der fachlichen Qualifikation auch eine hohe intrinsische Motivation mitbringen – und Begeisterung für die Gestaltung einer wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe: nämlich sicherzustellen, dass alle Kinder und Jugendlichen in Stuttgart möglichst ohne größere Beschädigungen ihren Weg machen können.