Amtsübergabe zum Jahreswechsel EnBW-Konzern bekommt einen neuen Politikchef

Designierter EnBW-Politikchef: Holger Schäfer Foto: EnBW/PaulGaertner

Nur noch bis zum Jahresende ist Ex-CDU-Minister Andreas Renner (65) Politikchef des Energiekonzerns. Sein Nachfolger Holger Schäfer wird ihm bereits jetzt an die Seite gestellt.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Beim Energiekonzern EnBW bahnt sich ein Wechsel im Amt des Politikchefs an. Der derzeitige Leiter des Bereichs Politik und Regierungsangelegenheiten, der frühere CDU-Landessozialminister Andreas Renner (65), gibt diese Aufgabe zum Jahresende ab. Sein Nachfolger wird der langjährige, in verschiedenen Funktionen tätige EnBW-Manager Holger Schäfer (Jahrgang 1973), ein Sohn des früheren SPD-Landesumweltministers Harald B. Schäfer. Entsprechende Informationen unserer Zeitung bestätigte eine Sprecherin des Energiekonzerns. Über den anstehenden Wechsel habe man erst kürzlich intern informiert.

 

Bereits zum 1. April wird Schäfer den Angaben zufolge in den Politikbereich wechseln und somit ein Dreiviertel Jahr an der Seite Renners tätig sein. Der aus Offenburg stammende Badener hat in Heidelberg und Großbritannien Politik, Soziologie und Germanistik studiert. Er kam 2001 als Trainee zur EnBW und übernahm dort ganz unterschiedliche Führungsaufgaben. Mehrere Jahre war er bereits Leiter Landespolitik des Konzerns, derzeit fungiert er als Leiter Geschäftsentwicklung und Steuerung Systemkritische Infrastruktur und Kunden beim Vorstandsmitglied Dirk Güsewell. Seit mehr als zehn Jahren ist er zudem im Vorstand der Stiftung Energie und Klimaschutz. Im Unternehmen genießt Schäfer seit vielen Jahren breite Wertschätzung, seine Berufung zum Politikchef gilt als folgerichtig.

Nach der Politik 20 Jahre bei EnBW

Nach der Übergabe des Amtes wird der aus Stockach stammende Andreas Renner laut der Sprecherin noch bis Ende 2026 für die EnBW tätig sein und Sonderprojekte übernehmen. Wenn er Ende nächsten Jahres ausscheidet, wird er zwanzig Jahre bei dem Energiekonzern gewesen sein. Zuvor hatte der studierte Verwaltungswissenschaftler eine steile Karriere in der Landes- und Kommunalpolitik gemacht. Er war Landesvorsitzender der Jungen Union und gehörte dem Landes- und Bundesvorstand der CDU ein. Mit seinem ausgeprägt liberalen Profil eckte er bei den Konservativen in der Partei immer wieder an.

Zweimal wurde Renner zum Oberbürgermeister von Singen am Hohentwiel gewählt. Im Frühjahr 2005 berief ihn Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) zum Minister für Arbeit und Soziales. In dem Amt machte Renner wiederholt Schlagzeilen durch freimütige Äußerungen – etwa, als er US-Präsident George Bush mit den Worten „Der gehört abgeschossen“ kritisierte oder den EnBW-Chef Utz Claassen als „Rambo unter den deutschen Managern“ bezeichnete. Nach einem Streit mit dem Rottenburger Bischof Gebhard Fürst, in dem es um die Kinderlosigkeit von Priestern ging, trat Renner im Januar 2006 als Minister zurück. 2012 bemühte er sich um die OB-Kandidatur in Stuttgart, unterlag in der CDU-internen Konkurrenz aber gegen den Medienunternehmer Sebastian Turner.

Nach „Rambo“-Kritik Konflikt beigelegt

Für großes Aufsehen sorgte es, dass Renner nach dem Schlagabtausch mit Claassen ausgerechnet zur EnBW wechselte. Zuvor hatten sich die beiden Kontrahenten ausgesprochen und ihren Konflikt beigelegt. In der Öffentlichkeit wurde es seither ruhiger um den CDU-Mann, der über ein breites Netzwerk auch in andere Parteien hinein verfügt. Zu seiner offiziellen Verabschiedung als Politikchef gegen Ende des Jahres hat sich dem Vernehmen nach auch Oettinger angekündigt.

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