Simone Straub tritt ihr Amt an der Johannesgemeinde an und ist gleichzeitig Seelsorgerin am Olgahospital.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-West - Die neue Pfarrerin an der Johannesgemeinde ist in besonderer Weise eine Wegbegleiterin für alle Menschen, denn Simone Straub bekleidet zwei Ämter. Neben ihren Aufgaben als Geistliche in der Gemeinde ist sie auch Seelsorgerin auf der Frühgeborenenstation am Olgahospital und somit auch eine Beschützerin der Allerschwächsten. Symbolisch für die beiden Bereiche, in denen sie tätig sein wird, ist bei ihrer Investitur am Sonntag neben dem Altar in der Johanneskirche auch ein Wärmebettchen aus dem Olgäle gestanden.

 

Dort hat die 41-jährige schon vor ihrem jetzt erfolgten Amtsantritt ein Pflegepraktikum absolviert, um sich mit den schwierigen Fragen auseinanderzusetzen, mit denen es die Mediziner zu tun haben, die täglich um die manchmal kaum lebensfähigen frühgeborenen Kinder kämpfen und um die Sorgen und Nöte der betroffenen Eltern kennen zu lernen.

„Sie gehört zu den Mutigen im Amt“, würdigte Dekan Hans-Peter Ehrlich Simone Straubs Entscheidung, die Berufung für dieses Doppelamt anzunehmen. Zur Hälfte wird sie Pfarrerin an der Johannesgemeinde sein, zur anderen Hälfte Seelsorgerin am Olgäle sowie an der Frauenklinik für Frauen mit einer Problemschwangerschaft. „Um beide Ämter miteinander zu verbinden, wird manchmal ein Spagat notwendig sein“, kündigte die neue Pfarrerin in ihrer Vorstellungsrede in der voll besetzten Johanneskirche an. „Aber eine solche Spannung bringt auch Dynamik mit sich.“

Vom Dorf in die Großstadt

Die Theologin ist die Nachfolgerin von Pfarrer Jörg Schmidt. Nach mehr als 20 Jahren im Stuttgarter Westen hat er die Stadt verlassen und eine Pfarrstelle in Bernhausen angetreten. Dort ist er für Altenheimseelsorge zuständig. Simone Straub hat den Wechsel in die andere Richtung vollzogen: vom Land in die Großstadt. „Von einem Dorf mit 500 Einwohnern bin ich eine Großstadt mit über 500 000 Einwohnern umgezogen, vom Blautopf bin ich an den Feuersee gekommen. Ich kaufe jetzt nicht mehr bei der Elsbeth ein, sondern versuche, das Bosch-Areal zu finden“, fasst sie die äußerlichen Veränderungen zusammen, die mit ihren neuen Aufgaben auf sie zugekommen sind.

In ihrem ersten Gottesdienst vor der Gemeinde setzte sich die neue Pfarrerin anhand der Berufung des Propheten Jeremia mit den Widersprüchlichkeiten beim Antritt eines Amtes auseinander. Widersprüchlichkeiten mit denen auch sie zu kämpfen habe: „Zweifel und die Frage ‚kann ich das wirklich?’ gehören zu jeder Berufung“, räumte sie ein und schlug den Bogen zu den großen Veränderungen in einer Biografie. „Es gibt Begegnungen und Erfahrungen im Leben, nach denen nichts mehr so ist wie es vorher einmal war. Das kann im positiven wie im negativen Sinn sein. Da geschieht etwas mit mir.“ So wie es Jeremia mit sich geschehen ließ, den Ruf als Prophet anzunehmen, werde auch sie ihre beiden Ämter mit Leben und Engagement erfüllen, kündigte sie an – ohne sich jedoch mit der biblischen Gestalt vergleichen zu wollen.

Geboren wurde Simone Straub in Ulm und war zuletzt acht Jahre lang Landpfarrerin in den Gemeinden Markbronn und Pappelau im Kirchenbezirk Blaubeuren. Studiert hat sie am Evangelischen Stift in Tübingen und in München. Vor ihrer Ordination 2007 war sie zwei Jahre lang als Religionslehrerin in Grimmelfingen, einem Ortsteil ihrer Heimatstadt Ulm, tätig. Und Stuttgart ist keine unbekannte für Simone Straub. Während ihres kirchlichen Vorpraktikums hat sie hier am Behindertenzentrum im Fasanenhof gearbeitet, und im weiteren Verlauf ihrer Ausbildung gab es ein weiteres Jahr in der Landeshauptstadt, wo sie am Sprachenkolleg der Württembergischen Landeskirche war.