Stadträte sind für den Bauantrag eines Münchner Investors auf ehemaligem Pharma-Areal: 800 Arbeitsplätze in zwei Gebäuden geplant – Anlieger bemängeln Information und sie befürchten Verkehrsprobleme wegen Hunderter zusätzlicher Autos.

Gerlingen - Der Grundriss entspricht zwei großen H, die miteinander verbunden sind. Der Münchner Projektentwickler Giag will auf dem ehemaligen Salutas-Areal an der Gerlinger Dieselstraße ein Büro- und Geschäftshaus bauen, das nach seinen Angaben Platz für 800 Arbeitsplätze bietet. In den Erdgeschossen sollen Ausstellungsflächen, Handel und Gastronomie unterkommen. Die Gebäude sind, zusammenhängend betrachtet, 65 mal 120 Meter groß, sie haben insgesamt sechs Geschosse. Auf dem Gelände sollen mehr als 500 Autos geparkt werden können. Anwohner befürchten Verkehrsprobleme. Eine benachbarte Firma prüft, ob sie gegen die Baugenehmigung klagen kann.

 

Der Leiter des Baurechtsamts, Martin Prager, trug im Technischen Ausschuss die Planungen vor. So sind in den Gebäuden insgesamt 14 435 Quadratmeter für Büros vorgesehen, 900 für Verkauf und Ausstellung, 500 für Gaststätten und 300 für Lager. Die Einfahrt zur zweigeschossigen Tiefgarage mit 448 Plätzen soll in der Mitte des doppelten H liegen; zudem sind ebenerdig 56 Parkplätze für Autos und 96 für Fahrräder vorgesehen. Laut dem Bebauungsplan seien vier Vollgeschosse zulässig, der Bauherr habe eines mehr beantragt. Die Baugrenzen seien um 4,5 Prozent geringfügig überschritten – die Grenze liege bei fünf Prozent. Der Bauherr müsse 358 Stellplätze nachweisen – biete also 146 mehr an als nötig. Die nächste Stadtbahnhaltestelle sei 300 Meter entfernt.

Nachbar erhebt Einspruch

Laut dem Amtsleiter hat eine benachbarten Firma Einspruch erhoben. Dabei handelt es sich um das Staiger Businesscenter, das die einstige Fahrradfabrik als Auslieferungslager an zwei Firmen vermietet. „Wir haben nichts gegen den Neubau“, sagte der Geschäftsführer Dieter Dworzak unserer Zeitung. Die Zahl von 800 Arbeitsplätzen, die laut der Giag möglich sind, sei „deutlich zu niedrig“; und damit gebe es auch viel zu wenige Parkplätze. Man prüfe nun, ob man gegen die Baugenehmigung klagen könne. „Wir wollen unser Grundstück nutzen wie bisher und müssen unseren Mietern eine störungsfreie Zu- und Abfahrt gewährleisten.“ Die Nachbarn befürchten, dass dies bei vielen Hundert zusätzlichen Autos pro Tag nicht mehr gewährleistet sein wird.

Gegen die Pläne protestiert haben auch Anwohner aus der Nähe, zum Beispiel die CDU-Stadträtin Irmgard Schopf aus der Benzstraße. Als Mitglied des Ausschusses beklagte sie sich unter anderem über zu wenig Information, über die Dimensionen der Gebäude und zu wenige Parkplätze. Auch Werner Rüdinger hatte sich an das Baurechtsamt gewandt. Er verlangte Gutachten zur Verkehrssituation und der zusätzlichen Luftbelastung sowie zu den Auswirkungen der Frischluftversorgung durch die neuen Gebäude.

Die Stadt hat 250 Arbeitsplätze verloren

Der Bürgermeister Georg Brenner verdeutlichte die Grundlagen der Planung. Es gebe einen verbindlichen Bebauungsplan, in dem der Gemeinderat einst „seinen Planungswillen ausgedrückt“ habe, ein privater Bauherr baue nun auf einem privaten Grundstück, Pharmafirmen hätten das Areal nicht unwesentlich genutzt. Die Stadt habe durch den Weggang von Salutas 250 Arbeitsplätze verloren. Eine Gewerbebrache hätte ebenso kommen können wie ein Investor mit Produktion im Schichtbetrieb und zu- und abfahrenden Lastwagen. Etwas Besseres als der Ankermieter Bosch in dem Projekt hätte der Stadt nicht passieren können – es gebe vier Haupterschließungsstraßen, Stadtbahn und Stadtbus seien in der Nähe. Zu den Vorwürfen mangelnder Information sagte Brenner, zu einem privaten Bauvorhaben könne er keine Bürgerinformation abhalten.

Christian Haag (CDU) bestätigte die Parkplatzrechnung des Baurechtsamts, er sei auf dieselbe Zahl gekommen. Die Überschreitungen, die genehmigt werden müssten, „bewegen sich in dem Rahmen, über die wir nur kurz diskutieren würden, wenn das Gebäude kleiner wäre“. Die Größe der geplanten Gebäude, so Rolf Schneider (Grüne), sei zwar „heftig“, sie sähen aber besser aus als die Vorgänger. Eine andere Frage sei die der Bürgerinformation – und da erinnerte der Stadtrat an einen Antrag seiner Fraktion, die allgemein bessere Information gefordert hatte.