Neu und auffallend: An der Schwippe in Dagersheim steht seit Neuestem ein Metallmast mit einem langen Ausleger. Spaziergänger waren irritiert. Das Landratsamt erklärt, was es mit dem Mast auf sich hat.
Spaziergängern am südlichen Ufer der Schwippe im Böblinger Teilort Dagersheim ist die Verwirrung anzusehen. Seit einigen Tagen steht an der Wiesentalstraße direkt an der Schwippe ein mehrere Meter hoher Mast aus Metall. Sein langer Ausleger ist oben mit Zacken bewehrt. Was hat es mit dem Gerüst auf sich?
Das Landratsamt weiß die Antwort: Der Mast ist ein Messgerät, das aber noch nicht ganz vollständig ist. Wie Simone Hotz, Sprecherin des Landratsamts mitteilt, wurde der Mast zum Hochwasserschutz für den Flecken errichtet. Denn das bestehende System wird modernisiert. Es soll eine Radarmessung eingerichtet werden, die den Wasserstand der Schwippe ganz genau überwacht.
Im Spätherbst folgt der Rest
„Damit es in Dagersheim zu keinen Überschwemmungen kommt, darf das Wasser in der Schwippe den Pegel von 1,40 Meter nicht überschreiten“, erklärt Hotz. „Damit der Sensor über der Schwippe hängend montiert werden kann, wurde im Vorgriff auf die Erneuerung der Technik, die im Spätherbst erfolgen soll, ein Mast mit einem Ausleger errichtet“, sagt die Sprecherin.
Seit 48 Jahren betreibt der Wasserverband Schwippe etwa 100 Meter entfernt von dem neuen Mast ein Rückhaltebecken – ein Magnet für Kinder, die Stöcke und Steine in die Fluten werfen wollen. Tatsächlich ist das Rückhaltebecken allerdings ein wichtiges Element für den Hochwasserschutz. Es hält, wie der Name sagt, die Wassermassen zurück, die bei Starkregen anfallen können.
Messung auch am Rückhaltebecken
Auch am Rückhaltebecken selbst soll ab dem Spätherbst eine Radarmesssonde zum Einsatz kommen. Dazu wurde kürzlich am Betriebsgebäude eine rund sechs Meter lange Stange angebracht, die über das Gewässer ragt. Die Sonde folgt später, wenn die Technik erneuert wird.
Das Rückhaltebecken, so das Landratsamt, stellt vollautomatisch sicher, dass der kritische Pegel nicht überschritten wird. Dafür kann unter anderem Wasser auf den Wiesen am Ufer der Schwippe quasi gespeichert werden. Die Wiesen und Wege werden dann geflutet und der Polder mit Schlagbäumen abgesperrt. Rund 800 000 Kubikmeter Wasser könnten so gespeichert werden.
Radar und Druck bestimmen Pegel
Damit das zuverlässig funktioniert, muss der Wasserstand genau bestimmt werden. Bisher sei das über ein Druckluftsystem geschehen, was aber wartungs- und energieintensiv sei. Das Radarmesssystem hat eine bessere Bilanz. Drucksonden sollen als Sicherheit zusätzlich zum Einsatz kommen.
In diesem Jahr war der Wasserstand der Dagersheimer Schwippe – auch in dem Bereich, wo jetzt der Mast steht – schon mehrmals stark angestiegen. Die kritische Marke von 1,40 Metern sei aber nicht überschritten worden, betont Hotz. Am 2. Juni seien die Wiesen im Polder geflutet worden, wie es das System vorsieht, um einen weiteren Anstieg jenseits des Rückhaltebeckens zu verhindern. Die Überflutung dort sei aber schnell abgewirtschaftet worden, so Hotz.
Dass die beiden Stangen, die den Ausleger des Mastes bilden, mit Zacken bewehrt sind, liegt nicht etwa daran, dass man Tauben und andere Vögel daran hindern will, sich niederzulassen. Vielmehr dient die Zackenleiste dem Schutz vor Vandalismus. Der Radarsensor sei so empfindlich, dass die Messung gestört würde, sollte jemand versuchen, auf den Mast zu klettern.