Am Samstag, 5. Oktober, findet in Leonberg der erste deutsche Wettkampf im Puzzeln statt. Ruhe, ein gutes Auge, aber auch Schnelligkeit sind gefragt. Wie die Meisterschaft abläuft und wie sich die Puzzler dafür vorbereiten. Zu Besuch beim Puzzle-Treff.

Volontäre: Chiara Sterk (chi)

Unter den Männer und Frauen, die sich an diesem Sonntagnachmittag im Feuerbacher Wirtshaus Wichtel treffen, sind einige aus der Gegend, andere haben mehr Fahrweg auf sich genommen – wie Sinje Balzer aus Mecklenbeuren, nördlich vom Bodensee. Es liegen Puzzleteile überall auf den Tischen verstreut. Stück für Stück entstehen die unterschiedlichsten Motive. Auch Birgit Warwas, Heike Bormeister und Bettina Greulich trainieren hier für den ersten deutschen Puzzle-Wettbewerb, der am Samstag, 5. Oktober, in Leonberg stattfindet.

 

„Bei jedem unserer Treffen kommen neue Gesichter dazu“, sagt die Gründerin des Puzzle-Treffs, Isabelle Gall. Sie hat mit ihrem Partner Michael Smit und Daniel Schrempf im Januar den ersten deutschen Puzzle-Verein gegründet und dabei den Stuttgarter Puzzle-Treff ins Leben gerufen. Inzwischen gebe es auch Treffs in Köln, München und Hamburg.

„In Deutschland puzzelt man eher allein daheim“

Meistens treffe man sich einmal im Monat, erzählt die Weissacherin Gall. Sie und ihr Partner Smit kennen Daniel Schrempf von der Weltmeisterschaft im Puzzeln. „Wir wohnen in der nah beieinander und haben dann gedacht, dass wir gemeinsam etwas auf die Beine stellen wollen.“ Denn in Deutschland habe es vorher keinen Puzzle-Verein gegeben. „In Deutschland puzzelt man eher alleine daheim“, vermutet sie. Anders in Spanien, sagt sie, da werde mehr in Gemeinschaft gepuzzelt. Anfangs habe der Verein 18 Mitglieder gehabt, inzwischen sind es mehr als hundert Menschen.

Isabelle Gall und Michael Smit haben den Puzzle-Treff ins Leben gerufen. Foto: Simon Granville

„Puzzelteile zu sehen, macht mich ganz kribbelig“, sagt Brigit Warwas. Sie mag es, wie durch das Zusammenfügen einzelner Teile ein großes Ganzes entsteht.

Greulich vergleicht Puzzeln mit Handarbeit: „Man kann abschalten und hat dennoch das Gefühl, etwas erreicht zu haben.“ Silke Frühling sagt, sie könne sich „gerade beim Puzzeln eines Postkarten-Motivs ganz in ein anderes Land hineindenken.“ Puzzeln sei so meditativ, dass man schon mal vergesse, ins Bett zu gehen. „Puzzeln macht einfach Spaß“, fügt Sinje Balzer vom Bodensee hinzu.

Schnelle Puzzler setzen 500 Teile in 30-40 Minuten zusammen

Als es darum ging, wo man den Wettbewerb im Oktober ausrichten werde, sei man schnell auf Leonberg gekommen. „In Stuttgart ist das meiste recht teuer“, sagt Gall. Und weil Gall und Smit in Weissach wohnen und Stuttgart mit dem Auto schlecht zu erreichen sei, wurde es Leonberg. „Die Halle in Leonberg hat außerdem viel Licht“, betont Gall, das sei fürs Puzzeln wichtig.

Die drei Disziplinen orientieren sich an denen, die es auch bei der Weltmeisterschaft gebe, sagt Gall. Im Einzel gelte es, ein Puzzle mit 500 Teilen zu lösen – so schnell es geht. „Die besten schaffen das etwa in 30 bis 40 Minuten“, sagt Gall. Als Paar löse man ebenfalls ein Puzzle mit 500 Teilen, „die schnellsten brauchen dafür nur 20 Minuten.“ Und im Team löse man zu viert zwei Puzzles mit 1000 Teilen. „Mir macht es im Team am meisten Spaß“, sagt sie.

„Ich puzzle jeden Abend nach der Arbeit“

Heike Bormeister aus Stuttgart und Birgit Warwas und Bettina Greulich aus Fellbach nehmen im Oktober alle im Einzel und als Paar teil, Warwas ebenso im Team. „Ich trete im Paar mit einer Freundin vom Bodensee an und im Team kommen noch Freundinnen aus Trier und München dazu“, erzählt die 59-jährige Birgit Warwas.

Heike Bormeister, Bettina Greulich und Birgit Warwas treten beim Puzzle-Wettbewerb an. Foto: Simon Granville

Wie oft man dafür trainiere? „Ich puzzle jeden Abend nach der Arbeit und am Wochenende puzzle ich mehrere Puzzles“, sagt Heike Bormeister. Die Stuttgarterin ist seit Januar beim Treff dabei, sie habe ihr ganzes Leben schon gepuzzelt. Für Bettina Greulich steht immer donnerstags Puzzeln mit ihrer Puzzle-Partnerin auf dem Plan, aber auch die Mittagspause auf der Arbeit: „Ich nehme öfter Puzzles mit ins Büro und wir puzzeln dann in der Mittagspause oder wenn wir uns einen Kaffee machen“, erzählt sie lachend.

Mit der Zeit, sagt Gall, entwickelt man so Strategien und den richtigen Blick. „Bei Wimmelbildern macht es mehr Sinn, mit dem Rand anzufangen“, rät sie. „Bei einem Stillleben eher mit dem prägnantesten, was heraussticht.“ Zudem sei wichtig, dass man als Paar oder Team eingespielt sei und nicht unterschiedliche Strategien verfolge. „Mein Partner und ich haben schon so manchen Konflikt ausgefochten“, erzählt sie schmunzelnd, „weil ich so gerne sortiere und Haufen bilde, was er gar nicht mag.“

Puzzle-Meisterschaft

Leonberg
Am 5. Oktober findet die Meisterschaft in der Leonberger Stadthalle statt. Los gehts um neun Uhr, das Finale ist für 18 Uhr geplant.

Disziplinen
Gepuzzelt wird entweder allein, als Paar oder zu viert im Team. In Leonberg sind bislang etwa 90 Einzelpersonen angemeldet, 47 Paare und 15 Teams.