Analyse der Partie beim SV Wehen Wiesbaden Der VfB Stuttgart glänzte nur zehn Minuten

Der VfB Stuttgart hat die Corona-Pause mit einer Last-Minute-Niederlage beendet. Was schief gelaufen ist? Wie es jetzt weitergeht? Das lesen Sie in unserer Spielanalyse „Fünferkette“.
Wiesbaden - Nach dem Schlusspfiff suchte VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo umgehend das Gespräch mit Schiedsrichter Sascha Stegemann. Um den spielentscheidenden Elfmeter in der Nachspielzeit dürfte es gegangen sein – eine äußerst umstrittene Entscheidung nach einem Videobeweis, der ein Handspiel von Stürmer Hamadi Al Ghaddioui belegen sollte. Am Strafstoß alleine lag es jedoch nicht, dass der VfB beim Re-Start in die Zweitligasaison auch das Rückspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden verlor – das zeigt unsere Spielanalyse „Fünferkette“.
Spielidee: Nach zweimonatiger Corona-Pause setzte Matarazzo in der Abwehr-Viererkette auf drei gelernte Innenverteidiger (Nat Phillips, Marcin Kaminski, Marc Oliver Kempf) und einen Mittelfeldspieler (Gonzalo Castro) – eine Idee, auf die man erstmal kommen muss. In der Offensive sollte Spielmacher Daniel Didavi die schnellen Außen Silas Wamangituka auf rechts und Nicolas Gonzalez auf links sowie Mittelstürmer Mario Gomez in Szene setzen. Dies gelang prächtig – allerdings nur in der Anfangsphase, in der die Gäste durchaus sehenswert kombinierten. Dann war es leider schnell vorbei mit der Stuttgarter Herrlichkeit. Die klare individuelle Überlegenheit des VfB kam gegen die spielerisch limitierten, aber wacker kämpfenden Gastgeber viel zu selten zum Tragen.
Lesen Sie hier: Die VfB-Spieler in der Einzelkritik
Spielentscheidend: Nach einem Pass von Didavi und einer Hereingabe von Gonzalez stand Gomez bereits in der vierten Minute frei vor Heinz Lindner. Der VfB-Stürmer scheiterte am stark parierenden Torhüter der Gastgeber – vergeben war die große Chance zum Führungstreffer. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, wie das Spiel gelaufen wäre, hätte Gomez getroffen. Doch kann man sich gut vorstellen, dass nach der langen Spielpause und der Ungewissheit der vergangenen Wochen ein frühes Tor besonders gut getan hätte.
Spielentscheider: Es bedarf einiger Nervenstärke, wenn man in der siebten Minute der Nachspielzeit beim Stand von 1:1 zum Elfmeter antritt. Der erst in der 84. Minute eingewechselte und erst 22 Jahre alte Philipp Tietz, ein gebürtiger Braunschweiger, übernahm Verantwortung – und verwandelte eiskalt. Die Gastgeber feierten ihren Matchwinner, der dem VfB und seinen zuhause gebliebenen Fans den Sonntag gründlich verdarb.
Lesen Sie hier: Warum der VfB jetzt blöd dasteht
Wortspiel: „Wir könnten eigentlich der Gewinner des Spieltags sein. Jetzt sind wir der Verlierer des Spieltags. Das tut weh“, sagte Mario Gomez. Denn: Die Aufstiegsrivalen Arminia Bielefeld und der Hamburger SV mussten in ihren Parallelspielen ebenfalls Federn lassen und sich nach Führungen mit jeweils einem Punkt begnügen. Mit einem Sieg hätte der VfB also einen Big Point landen und einen wichtigen Schritt Richtung Bundesliga machen können. Doch gilt auch in diesem Fall: Hätte, hätte, Fahrradkette.
Spielplan: Ob der VfB schon zittert? Erschreckend schlecht ist die Auswärtsbilanz der Stuttgarter (3 Siege/5 Unentschieden/5 Niederlagen) – und am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) geht es mit einem erneuten Gastspiel weiter, diesmal bei Holstein Kiel. Sollte noch eine zusätzliche Warnung nötig sein: Im Hinspiel im eigenen Stadion unterlag der VfB den Störchen mit 0:1.
Unsere Empfehlung für Sie

VfB Stuttgart beim 1. FC Union Berlin Das Casting für die neue Saison hat begonnen
Durch das 1:2 beim 1. FC Union Berlin dürfte der Zug nach Europa abgefahren sein. Dem VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo bietet sich nun die Chance, den Kader mit Blick auf die neue Saison zu testen, findet Redakteur Heiko Hinrichsen im „Nachschuss“.

VfB Stuttgart Welcher Spieler genügt gehobenen Ansprüchen?
Beim VfB werden verstärkt die Spieler aus der zweiten Reihe mit Blick auf die neue Saison getestet. Bei einigen Profis sind die Würfel in Bezug auf ihre Zukunft aber offenbar schon gefallen.

VfB Stuttgart beim 1. FC Union Berlin Warum der VfB zu spät in Fahrt kommt
Der VfB Stuttgart hat bei Union Berlin in der Fußball-Bundesliga die zweite Niederlage hintereinander einstecken müssen. Das hat Gründe – und die Zeit, sich wieder zu berappeln ist diesmal kurz.

Sportdirektor des VfB Stuttgart Sein Job, seine Ziele, sein Team – was Sven Mislintat bewegt
Am Erreichen des Saisonziels besteht beim VfB Stuttgart vor dem Spiel an diesem Samstag kein Zweifel mehr. Also richtet der Sportdirektor Sven Mislintat den Blick voraus – in unserem großen Exklusiv-Interview.

1. FC Union Berlin gegen VfB Stuttgart „Wir wollten in der zweiten Hälfte ein anderes Gesicht zeigen“
Nach dem 1:2 des VfB Stuttgart beim 1. FC Union Berlin am 29. Spieltag der Fußball-Bundesliga haben sich die Beteiligten zur Partie geäußert. Wir fassen die Stimmen zum Spiel zusammen.

VfB Stuttgart „Schwierigste Entscheidung“: Matarazzo spricht über Castro-Aus
Pellegrino Matarazzo hat sich zum Abschied seines Kapitäns Gonzalo Castro vom VfB Stuttgart geäußert. Der Trainer erklärt die Hintergründe für die Trennung.