Nach der Pleite beim SV Wehen Wiesbaden hat der VfB Stuttgart auch bei Holstein Kiel verloren. Was diesmal schief gelaufen ist? Wie es jetzt weitergeht? Das lesen Sie in unserer Spielanalyse „Fünferkette“.

Kiel - Und wieder steht die mit Abstand teuerste und prominenteste Mannschaft der zweiten Fußball-Bundesliga mit leeren Händen da. Vom Tabellenvorletzten SV Wehen Wiesbaden war der VfB Stuttgart in der Vorwoche besiegt worden, diesmal sind die Underdogs von Holstein Kiel besser gewesen und haben verdient mit 3:2 gewonnen. Unglaublich, aber wahr. Unsere Analyse „Fünferkette“ versucht zu klären, woran es diesmal gelegen hat.

 

Spielidee: Nach der Pleite in Wiesbaden hatte VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo seinen Spielern eindringlich ins Gewissen geredet und mehr Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit gefordert. Mit der Hereinnahme von Holger Badstuber in der Innenverteidigung erhoffte er sich mehr Führungsqualitäten, links sollte der junge Clinton Mola für Schwung sorgen, im zentralen Mittelfeld Atakan Karazor das Aufbauspiel strukturieren. Genutzt hat alles nichts, weil die spielerische Dominanz und das deutliche Mehr an Ballbesitz auch diesmal keinen nennenswerten Ertrag brachten. Es wiederholten sich die Fehler aus dem Wehen-Spiel.

Lesen Sie hier: Die VfB-Spieler in der Einzelkritik

Spielentscheidend: Da Marc Oliver Kempf nur auf der Bank saß, durfte Daniel Didavi die VfB-Elf als Kapitän aufs Feld führen. Als so genannter Aggressive Leader aber trat der Spielmacher in denkbar ungünstigen Momenten in Erscheinung. Erst beschwerte er sich zu vehement beim Schiedsrichter und sah Gelb. Dann leistete er sich auch noch ein völlig unnötiges Foul und flog kurz vor der Pause vom Platz. „Das war natürlich eine Schlüsselszene“, sagte Matarazzo. Mit zehn Mann spielte der VfB zunächst zwar eher besser als mit elf – in der Endphase aber war der Kräfteverschleiß in Unterzahl eine hohe Bürde.

Spielentscheider: Beim Stand von 1:1 kam in der 76. Minute Roberto Massimo für Clinton Mola ins Spiel. Drei Minuten später stand es 1:3 – beide Gegentreffer hatte Massimo mit kapitalen Abspielfehlern eingeleitet. Der 19 Jahre alte Unglücksrabe war hinterher ein Häufchen Elend. Aufmunterung erhielt er zwar von allen Seiten – doch dürfte er dies ebenso als Trost empfunden haben wie die Tatsache, dass es keineswegs an ihm allein lag, dass der VfB schon wieder verloren hat. Denn schwache Leistungen zeigten auch die anderen Spieler.

Lesen Sie hier: Stimmen zur VfB-Pleite

Wortspiel: „Die Mannschaft hat Herz gezeigt und ist mit den Rückschlägen besser umgegangen als zuletzt“, so bewertete Pellegrino Matarazzo den Auftritt seines Teams. Ob er das wirklich so sah und sich mit den Minimalanforderungen an einen Fußballprofi begnügte? Ob es daran lag, dass er ein freundlicher Mann ist, der sich schützend vor die Spieler stellt? Oder daran, dass er die verbale Keule noch nicht schwingen will, da ein fundamental wichtiges Spiel bevorsteht? Man weiß es nicht so genau.

Spielplan: Am Donnerstag (20.30 Uhr) gastiert der Hamburger SV in der leeren Mercedes-Benz-Arena. Der Tabellendritten empfängt den um einen Punkt besseren Zweiten – es ist ein Showdown im Kampf um den Aufstieg. Das weiß auch Matarazzo: „Es geht um alles.“ Im besten Fall kann der VfB wieder am HSV vorbeziehen – im schlechtesten fällt er auf Rang vier zurück, hinter den momentan einen Punkt schlechteren 1. FC Heidenheim, der bereits am Mittwoch beim FC St. Pauli antritt.