Erst die Derby-Pleite beim Karlsruher SC, dann der Kantersieg gegen den SV Sandhausen: Wie ist das nur möglich? Wie geht es mit dem VfB Stuttgart jetzt weiter? Das versuchen wir in unserer Spielanalyse „Fünferkette“ zu beantworten.

Stuttgart - Dem Weltuntergang ist die wundersame Wiederauferstehung gefolgt. Noch am Sonntag schien alles verloren, keinen Pfifferling mehr setzten viele Fans nach der Derby-Pleite beim Karlsruher SC auf die Bundesliga-Rückkehr des VfB Stuttgart. Und dann, nur drei Tage später: ein 5:1-Sieg gegen den SV Sandhausen, nach dem das Team von Trainer Pellegrino Matarazzo den direkten Aufstieg wieder in eigener Hand hat. Der Wahnsinn hat beim VfB also auch weiterhin Methode.

 

Wie kann das sein? Woher kommt die plötzliche Leistungsexplosion? Wird jetzt doch noch alles gut? Unsere Spielanalyse „Fünferkette“ versucht, diese Fragen zu beantworten.

Spielidee: Mit dem Mute der Verzweiflung tauschte Pellegrino Matarazzo sechs Spieler aus, darunter die komplette Abwehr – warum auch nicht? Schlechter konnte es nicht mehr werden. Der Druck habe zuletzt die Beine gelähmt, sagte der Trainer und setzte auf frisches Personal. Dass seine Maßnahmen gleich derart durchschlagenden Erfolg haben würden, dürfte dann auch ihn überrascht haben. Mit völlig neuer Körpersprache und Herangehensweise machte sich der VfB vom Anpfiff weg daran, die zuletzt so erfolgreichen Gäste aus Sandhausen einfach zu überrollen. Der Ball wurde nicht mehr quer oder nach hinten gespielt, sondern auf direktem Wege nach vorn.

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Spielentscheidend: Ein bisschen Glück war nötig, um früh in Führung zu gehen: Statt eines Einwurfs gab es einen Eckball, den Philipp Klement auf den Kopf von Nicolas Gonzales zirkelte – 1:0. Nach den vielen Tiefschlägen und Rückständen der vergangenen Wochen war es ein Treffer mit befreiender Wirkung. Das Selbstvertrauen der umformierten und sehr jungen Mannschaft wuchs mit jeder Minute und jedem weiteren Treffer. 4:0 hieß es zur Pause, das Spiel war entschieden.

Spielentscheider: Nicolas Gonzales erzielte in dieser fulminanten ersten Halbzeit das erste und das letzte VfB-Tor – und war nicht nur deshalb bester VfB-Spieler. Auch bei den düstersten Auftritten der vergangenen Wochen gehörte der Argentinier stets zu den wenigen Lichtblicken und demonstrierte eine Eigenschaft, die vielen anderen Profis abgeht: „Er ist ein Siegertyp“, sagte Pellegrino Matarazzo.

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Wortspiel: „Wenn man von seinen Spielern Mut verlangt, darf man selbst kein Angsthase sein.“ Auf diese schöne Weise begründete Matarazzo seine tollkühne Aufstellung, die auch seinen Kollegen Uwe Koschinat völlig überrascht hatte: „Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet“, sagte der SVS-Trainer, „so habe ich den VfB noch nicht gesehen.“

Spielplan: Der VfB hält vor den letzten beiden Spielen wieder alle Trümpfe wieder in der Hand – und ist auch diesmal gut beraten, sich bloß nicht zu früh zu freuen. Am Sonntag (15.30 Uhr) geht es mit dem Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg weiter, der als Tabellen-15. noch um den Klassenverbleib kämpft. Bei den Franken folgte auf die Derby-Pleite gegen die Spvgg Greuther Fürth ein 6:0-Sieg beim SV Wehen Wiesbaden. Der Wahnsinn hat also nicht nur beim VfB Methode.