Der VfB Stuttgart geht an diesem Samstag als Außenseiter ins Spiel bei der TSG Hoffenheim – wir liefern konkrete Ansatzpunkte, wie es was werden kann mit dem Dreier für das Team von Markus Weinzierl.

Sport: Marco Seliger (sem)

Stuttgart/Sinsheim - Der VfB Stuttgart muss an diesem Samstag im baden-württembergischen Bundesligaduell bei der TSG Hoffenheim ran (18.30 Uhr) ran – und trifft damit nach der missratenen Partie gegen Borussia Dortmund am vergangenen Wochenende (0:4) auf den nächsten Champions-League-Teilnehmer. Wie schwer das im zweiten Spiel unter dem neuen Trainer Markus Weinzierl werden wird, zeigte sich am Dienstag. Da zelebrierte Hoffenheim in der Königsklasse gegen Olympique Lyon beim 3:3 ein mitreißendes Spektakel mit vielen Stärken – aber auch mit einigen Schwächen, die womöglich auch dem VfB bei entsprechendem eigenen Auftritt weiterhelfen könnten. Wo liegen die Chancen – und vor allem: Wie kann der VfB die TSG Hoffenheim am Samstag schlagen? Wie liefern ein paar wichtige Ansatzpunkte.

 

Vorne attackieren: Wer sich gegen Hoffenheim nur zurückzieht, kompakt steht und abwartet, der verliert. Vorne und im Mittelfeld ist die TSG dafür zu gut besetzt – und dafür hat die Elf von Trainer Julian Nagelsmann mit ihrem gepflegten Tempofußball, auch zwischen den gegnerischen Abwehrlinien im mittleren und vorderen Drittel, zu viele Lösungen parat. Auch der Torhüter und die Abwehrspieler sind von Nagelsmann strengstens dazu angehalten, eine gepflegte Kugel hinten rauszuspielen. Der Torhüter Oliver Baumann ist der erste Aufbauspieler, gefolgt vom Innenverteidiger Kevin Vogt in der Zentrale. Auch hinten ist der Auftritt der TSG stets mit Risiko behaftet und immer auf Kante genäht.

Bevor seine Jungs einen langen Ball spielen, hält Nagelsmann sie dazu an, einen flachen, steilen Kurzpass zu spielen – wenn es sein muss, auch am eigenen Sechzehner. Das sorgt meist für einen wunderbar strukturierten, schön anzuschauenden, schnellen und effizienten Aufbau, kann aber auch mal schiefgehen – und zwar genau dann, wenn der Gegner die TSG früh attackiert und Fehler provoziert. Wie das geht, zeigte Olympique Lyon in der Champions League. Oliver Baumann wollte das Spiel mal wieder schnell machen, passte kurz zu Kevin Vogt – der wurde am eigenen Strafraum sofort attackiert, leistete sich einen kapitalen Fehlpass und es stand 0:1. Vorne drauf gehen, mutig sein und sich nicht nur zurückziehen, das muss deshalb Weinzierls Marschroute gegen den Favoriten sein.

Demirbay und Kramaric ausschalten: Er war lange verletzt, jetzt ist er zurück – und wie! Spielmacher Kerem Demirbay ist das Hoffenheimer Herzstück. Weil er ein Meister darin ist, sich zwischen den Linien zu bewegen, der drittletzten und vorletzten Pass zu spielen, seine Nebenleute in Szene zu setzen – und die ganze Offensive zu strukturieren. Wer in Hoffenheim gewinnen will, muss Demirbay bekämpfen. Es ist ein Job scheinbar wie gemacht für den argentinischen VfB-Abräumer Santiago Ascacibar.

Neben Demirbay prägt vor allem der kroatische Vizeweltmeister Andrej Kramaric das Hoffenheimer Angriffsspiel. Auch Kramaric gibt gerne den Schleicher zwischen den Linien, er lässt sich fallen, stößt in die Spitze, weicht auf den Flügel aus und hat übergeordnet einen knackigen Abschluss und einen natürlichen Torinstinkt, den man sich nicht antrainieren kann. Hellwach sein hinten und Kramaric immer Auge haben – klingt abgedroschen, wird aber extrem wichtig für den VfB sein.

Bissig sein: So hart es aus Stuttgarter Sicht auch klingt: Das Spiel gegen den VfB ist für Hoffenheim nur Ligaalltag und eine bessere Durchgangsstation. Denn die TSG spielt Champions League und ist auch im DFB-Pokal noch dabei, der VfB hat nur die Bundesliga. Am Dienstag also war für Hoffenheim noch Königsklasse gegen Olympique Lyon – und am kommenden Mittwoch steigt die wichtige und brisante zweite DFB-Pokalrunde bei Julian Nagelsmanns nächstem Arbeitgeber RB Leipzig. Am Samstag darauf dann geht es für die TSG zu Bayer Leverkusen, bevor dann die nächste Champions-League-Reise zu Olympique Lyon ansteht. Die Partie gegen den VfB ist für das Nagelsmann-Team also nur eine unter vielen – und sicher nicht die wichtigste in diesen englischen Wochen.

Genau darin liegt eine Chance für das Team von Markus Weinzierl. Etliche Profis aus Hoffenheim haben den berühmten Tanz auf den drei Hochzeiten noch nicht in Fleisch und Blut und tun sich deshalb möglicherweise schwer, alle drei Tage Höchstleistungen abzurufen. Es liegt am VfB, dass das Alltagsbrot Bundesliga für Hoffenheim ein hartes wird. Von der ersten Sekunde an präsent sein, hart in die Zweikämpfe gehen, Nadelstiche setzen, dem favorisierten Gegner wehtun, sodass der gar nicht erst auf die Idee kommt, dass es für ihn ein lockerer Spaziergag wird – klingt alles irgendwie selbstverständlich, aber so so muss der VfB ins Spiel gehen. Damit es womöglich was wird mit dem ersten Auswärtssieg in dieser Saison.