Nach der spektakulären Festnahme des notorischen Sünders Pat Hickey bewegt sich der Weltkonzern IOC endgültig auf einer Stufe mit dem Fußball-Weltkonzern Fifa – das Ansehen beider Organisationen tendiert gegen Null. Eine Analyse von Jens Weinreich.

Rio de Janeiro - Die Kassen sind bis zum Bersten gefüllt. Doch der Ruf ist endgültig ruiniert. Das ist die Bilanz des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am Schlusswochenende der Spiele von Rio de Janeiro, die gewiss noch einmal prächtige Fernsehbilder generieren. Das ist die Zwischenbilanz des seit September 2013 amtierenden deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach. Der ehemalige Fechter aus Tauberbischofsheim hat mit seiner Marketingabteilung mehr als dreizehn Milliarden Dollar aus Verträgen mit Fernsehanstalten und Sponsoren akquiriert, die teilweise bis ins Jahr 2032 reichen.

 

Bach hat aber durch seine gefährliche Nähe zu Spezialdemokraten und Diktatoren in aufgeklärten Nationen nahezu jeglichen Kredit verspielt. Die olympische Politik wird im Kreml bestimmt, wo Wladimir Putin residiert, sie wird in der Zentrale der kommunistischen Partei Chinas gemacht und im Palast des Emirs von Katar, der übrigens selbst IOC-Mitglied ist.

Derzeit ist vor allem die unheilvolle Dominanz Putins zu beobachten, deren Auswirkungen verheerend sind. Inzwischen fragen sich sogar zahlreiche IOC-Mitglieder im Hintergrund, was Bach dazu treibt, immer wieder den Wünschen Putins nachzukommen, was ihn dazu treibt, die Olympische Charta derartig zu missachten und Russland nicht von den Spielen auszuschließen? Die innerbetriebliche Opposition wächst, darüber darf das von Bach demonstrativ erbetene Votum der IOC-Vollversammlung Anfang August nicht hinwegtäuschen, als er danach fragte, ob die Mitglieder die Entscheidungen zum russischen Staatsdopingsystem unterstützen. Ein billiger Propagandatrick.

Die Olympischen Spiele, das Kernprodukt des IOC, sind von gröbsten organisatorischen Mängeln, von Doping- und Korruptionsskandalen mittlerweile derartig schwer belastet, dass ein langjähriges IOC-Mitglied wie der deutsche Pensionär Walter Tröger schon vom möglichen „Ende der Olympischen Spiele“ spricht.