Von Kim Kardashian bis Boris Johnson: Wenn die Ambani-Familie einlädt, erscheint die Prominenz der Welt. Doch vielen stößt das Luxusspektakel angesichts der Armut in Indien bitter auf.
Die Feierlichkeiten dauerten drei Tage, Kim Kardashian, John Cena, Gianni Infantino und Boris Johnson gehörten zu den Gästen – am Wochenende ist in Indien die Hochzeit der Superlative über die Bühne gegangen. Es heirateten: Anant Ambani, der Sohn des reichsten Mannes Asiens, und Radhika Merchant.
Es war der Höhepunkt eines monatelangen Hochzeit-Countdowns: Ein Luxus-Event jagte das nächste, eine Europa-Kreuzfahrt für 1200 Gäste, ein Maskenball in einem französischen Château und ein Privatkonzert von Justin Bieber waren nur drei Programmpunkte von vielen.
Der 29-jährige Ambani ist der Sohn des indischen Multimilliardär Mukesh Ambani. Er ist der Chef der Unternehmensgruppe Reliance Industries und laut „Forbes“-Magazin mit einem Vermögen von umgerechnet rund 113 Milliarden Euro der reichste Mensch Asiens und der elftreichste Mensch der Welt. Er soll beste Beziehungen zu Indiens Premierminister Narendra Modi haben - die Opposition wirft ihnen Vetternwirtschaft vor.
Für den Vater des Bräutigams war die Vermählung seines Sohnes offenbar ein willkommener Grund, seinen immensen Reichtum zur Schau zu stellen – das in Indien, einem Land, in dem es immer noch gravierende Ungleichheit und Armut gibt. Laut dem Oxfam-Report leben in Indien 200 Millionen Menschen in Armut. Das reichste Prozent der 1,4 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohnern besitzt mehr als 40 Prozent des Reichtums des Landes.
In den sozialen Medien wurde dieses Missverhältnis offen angeprangert: „Anant Ambani trug eine Kurta aus Goldfaden. In UP (steht für Uttar Pradesh, einem indischen Bundesstaat) bekommen Schüler Reis mit Kurkuma. Nur das. Reis mit Kurkuma“, schrieb eine Twitter-Userin.
Ein Nutzer verglich die 480 Millionen Rupien teure Kette der Brautmutter mit der Armutsgrenze in dem Land:
Ein anderer schrieb den Hochzeitsgast John Cena direkt an: „Sie kamen zur Hochzeit der Ambani-Familie, aber Sie haben vermutlich nicht die Armut in Indien gesehen.“
Ähnlich waren die Reaktionen auf den Straßen: „Sie müssen mehr als 60 Millionen Dollar ausgegeben haben, während ich Mühe habe, in diesem Monat nur 400 Dollar zu verdienen“, sagte Jitesh Ingle, Verkäufer in einem Gemischtwarenladen in Mumbai. „Aber das ist unser Leben. Was können wir tun? Wir können uns ihre Feiern nur auf Youtube ansehen.“ Andere betonten aber auch, dass die Ambanis sich sozial engagieren und so von ihrem Reichtum abgeben würden. Die Familie organisierte vergangene Woche eine Massenhochzeit für 50 arme Paare, schenkte ihnen Goldschmuck und Lebensmittel.
Von den Gastgebern veröffentlichte Aufnahmen zeigten, wie die Besucher in traditioneller indischer Kleidung enthusiastisch an der Hochzeits-Location in Mumbai tanzten - einem Tagungszentrum für 16.000 Menschen, das der Familie Ambani gehört. Dort ließ das Brautpaar extra Teile der wichtigsten hinduistischen Pilgerstadt Varanasi nachbauen. Indische Medien vermuten, dass das ganze Spektakel umgerechnet mehrere Hundert Millionen Euro gekostet haben dürfte. Wegen der Anreise der prominenten Hochzeitsgäste kam es zum Verkehrskollaps.
Unter den Gästen war viel Prominenz: TV-Sternchen Kim Kardashian, Schauspieler John Cena, die früheren britischen Premiers Tony Blair und Boris Johnson, die Schauspielerin Priyanka Chopra mit ihrem Mann Nick Jonas, Fifa-Chef Gianni Infantino, Bollywood-Superstar Shah Rukh Khan und Samsung-Chef Jay Y. Lee.
Anant Ambani und Radhika Merchant kennen sich seit Kindertagen, auch die Braut entstammt einer reichen Familie, die ein Pharmaunternehmen ihr Eigen nennt.