Braucht Stuttgart einen Manfred-Rommel-Platz, um den vor vier Jahren verstorbenen früheren Oberbürgermeister gebührend zu ehren? Ja, sagt der frühere Finanzbürgermeister Klaus Lang. Und die Sillenbucher? Die haben Vorsprung...

Sillenbuch - Ziemlich genau vier Jahre ist es her, dass Manfred Rommel starb. Dessen langjähriger Wegbegleiter, der frühere Finanzbürgermeister Klaus Lang, hat den Jahrestag zum Anlass genommen, um einen neuen Vorstoß in Sachen Würdigung des Alt-OB zu wagen. In einem Brief an die Ratsfraktionen appellierte er jüngst, noch zu Lebzeiten von Rommels Frau Liselotte einen Platz oder eine Straße nach dem Ehrenbürger der Stadt Stuttgart zu benennen. Die Freien Wähler im Gemeinderat schlagen aktuell den Straßburger Platz vor; die CDU im Gemeinderat hat sich am Donnerstag dieser Idee angeschlossen.

 

Lang hat auch mit Parteiaustritt gedroht

„Ähnlich lange musste keiner der sechs letzten Vorgänger im Amt auf eine Ehrung durch eine Straßen-/Platzbenennung warten“, betonte Lang, und immerhin nehme Manfred Rommel in der Reihe der Stuttgarter Oberbürgermeister eine herausragende Stellung ein. Zwischenzeitlich hat Klaus Lang sogar mit einem Parteiaustritt gedroht. Zwar gibt es das Manfred-Rommel-Stipendium, und auch der örtliche Flughafen trägt seit 2014 den Namen des verstorbenen OB; Fakt ist aber auch, dass vor allem Letzteres kaum einer weiß.

Was noch weniger Leute wissen dürften: Es gibt schon lang einen Platz, der nicht nur dem früheren OB, sondern auch seiner Gattin gewidmet ist, nämlich den Liselotte-und-Manfred-Rommel-Platz. Der ist in Sillenbuch, wo die Witwe bis heute lebt. Der Obst- und Gartenbauverein (OGV), der sich auch der Ortsverschönerung verschrieben hat, hatte im Zusammenhang mit dem Bau eines Regenrückhaltebeckens im alten Ortsteil Sillenbuchs die Möglichkeit genutzt, die Tuttlinger Straße an der Einmündung zum sogenannten Schmidgässle neu zu gestalten. 2005 wurde das Plätzle, wie es alle im Ort nennen, eingeweiht. Im Stadtplan zu finden ist es indes nicht. „Offiziell gibt es im Stadtplan keine Verkehrsfläche in Stuttgart, die den Namen trägt. Vermutlich handelt es sich um eine inoffizielle Bezeichnung der Sillenbucher Bürger“, erklärt Martin Thronberens, ein Rathaussprecher. Ein solcher Name wäre derzeit auch nicht möglich, da die städtischen Richtlinien für Straßenbenennungen nur die Namensgebung nach bereits verstorbenen Personen vorsehen.

Offiziell gibt es den Platz nicht im Stadtplan

Offiziell oder nicht: Bei den Geehrten selbst kam die Initiative seinerzeit gut an, erinnert sich die OGV-Vorsitzende Gisela Zwierzynsky. Fotos zeigen die leger gekleideten Rommels gut gelaunt beim Festakt sowie gemeinsam mit dem Künstler Robert Krämer, der ein großes Holzschild für den Platz geschnitzt hat. Dass die neu gestaltete und mit einer Bank sowie einem kunterbunten Erlebnisbaum bestückte Fläche nach dem beliebten und dem OGV in besonderer Weise verbundenen Ehrenmitglied und seiner Gattin benannt wird, für den Verein war das seinerzeit Ehrensache gewesen. „Er war immer bei Vereinsfesten dabei. In der Rede zum 60-jährigen Bestehen hat er erzählt, wie er bei seiner Tante die Bäume geschnitten und so verhunzt hat, dass er nie wieder Bäume schneiden musste“, erinnert sich Gisela Zwierzynsky und muss herzhaft über diese und andere Begegnungen mit dem Alt-OB lachen.

Ein Alleinstellungsmerkmal für Stuttgart-Sillenbuch

Auch der Sillenbucher Bezirksvorsteher Peter-Alexander Schreck lässt nichts aufs Plätzle und seinen Namenspaten kommen. „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, weil er selbst den Platz eingeweiht, auf dem Rommel-Bänkle gesessen und gesagt hat: Wer hat das schon zu Lebzeiten?“, erinnert er sich und sagt: „Das ist unwiederholbar.“ Schreck betont: Eine Würdigung Rommels in Form einer Halle, eines großen Straßenzugs oder auch eines repräsentativen „Premiumplatzes“ hielte er für angemessen und bringt sogleich den Schlossplatz ins Gespräch. Er betont aber gleichermaßen: „Es kann kein zweites Plätzle geben in Stuttgart.“

Der OGV hält das Gelände ebenso in Ehren und schmückt als Patenverein den Erlebnisbaum je nach Jahreszeit mit Weihnachtsdeko, Herbstdrachen oder Frühlingsvögeln. Regelmäßig verweilten ältere Leute oder Mütter mit Kindern darunter. Gisela Zwierzynsky freut sich drüber: „Es ist schön, dass er rege genutzt wird.“