Die Sächsische Staatskapelle Dresden mit András Schiff spielt in der Stuttgarter Beethovenhalle drei Meisterwerke. Und wie war’s?
Bach, Mozart, Mendelssohn. Kennte man nur die Komponisten und müsste erraten, welches Orchester sich ein derartiges Programm ausgesucht hat, man würde vielleicht auf das Freiburger Barockorchester tippen. Gerade die Werke Bachs werden ja seit vielen Jahren – und das aus guten Gründen – von Ensembles aufgeführt, die sich der historischen Aufführungspraxis verschrieben haben.
In diese Abteilung nun lässt sich die Sächsische Staatskapelle Dresden nicht verorten, die ihr Gastspiel in der Meisterkonzertreihe mit Bachs Brandenburgischem Konzert Nr. 5 begann – ein barockes Meisterwerk mit dem für seinen süffigen Klang bekannten Sachsen? Kann das gutgehen?
Nicht am Cembalo, sondern am Flügel
Und ob. Denn zum einen traten die Musiker in Kammerorchesterbesetzung an, zum anderen musizierten sie mit hoher stilistischer Kompetenz: sparsam der Vibratoeinsatz, rhetorisch geschärft die Artikulation. Intonation tipptopp. Allein die Klangfarben unterschieden sie von den Spezialensembles, was aber auch daran lag, dass András Schiff den Klavierpart nicht, wie sonst üblich, am Cembalo, sondern an einem Bösendorfer Flügel spielte. Das freilich hat sogar Vorteile, lässt sich die Polyfonie des virtuosen Klaviersatzes damit doch wesentlich prägnanter herausarbeiten als mit dem dynamisch unflexiblen Cembalo.
Ein überraschender wie gelungener Konzertauftakt, dem mit Mozarts Klavierkonzert Nr. 23 A-Dur KV 488 ein weiteres bekanntes Meisterwerk folgte. Hatte András Schiff, vom Flügel aus dirigierend, bei Bach noch auf Pedaleinsatz verzichtet, so reizte er nun die Klangmöglichkeiten des optisch spektakulär schönen, mit Pyramidenmahagony furnierten Bösendorfer stärker aus. Gesten- und geistreich klang Schiffs Mozartspiel, mit perlendem Non-Legato in den Skalen, dabei elegant und pointiert phrasiert. Vor allem aber war er in ständigem Kontakt mit dem Orchester. Es mag aufregendere, klanglich zugespitztere Interpretationen geben, kaum aber welche, die Klavier- und Orchesterparts derart nahtlos verbinden. Der Applaus war überaus herzlich, Schiffs Zugabe, Mozarts Rondo a-Moll KV 511, ebenso.
Warmes Holz, sonore Streicher
Mendelssohns Sinfonie Nr. 4, die „Italienische“, rundete nach der Pause das „Best of classics“-Programm ab. Hier nun konnte sich der sächsische Edelklang in seiner vollen Pracht entfalten. Mit sattem Blech, warmem Holz und sonoren Streichern, vom nun emsig dirigierenden Schiff rhythmisch immer in der angemessenen Spannung gehalten. Chapeau!