Das Drama der SPD ist auch eine Tragödie für die Republik. Mit den Sozialdemokraten bricht eine ihrer Stützen weg. Nach dem Scheitern von Andrea Nahles sind auch die Tage der großen Koalition gezählt, meint StZ-Autor Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Als die SPD noch eine junge, aufstrebende, hoffnungsvolle Partei war, träumte sie von einem „großen Kladderadatsch“. Ihr Patriarch August Bebel hatte den Ausdruck geprägt. Er ist schon mehr als 100 Jahre tot. Jetzt erlebt die SPD einen großen Kladderadatsch ganz anderer Art – nicht den von Bebel erhofften Zusammenbruch der kapitalistischen Gesellschaft, sondern den Verfall der eigenen Partei. Die Kapitulation der Vorsitzenden Andrea Nahles ist eine weitere Episode dieses Prozesses – sie könnte ihn noch beschleunigen. Das Scheitern hat Tradition. Nahles ist die siebte Führungsfigur an der SPD-Spitze binnen 15 Jahren. Die Übergangsvorsitzenden, welche diesen angeblich schönsten Posten neben dem des Papstes nur kommissarisch innehatten, sind da noch nicht mitgezählt. Allein die Ahnengalerie der erfolglosen, entnervten oder aus dem Amt gemobbten SPD-Chefs erzählt Bände über die innere Zerrüttung der Sozialdemokratie.