Die Bahn bekommt die Konkurrenz im Personennahverkehr nun auch am eigenen Personal zu spüren: Der langjährige Bahn-Manager Andreas Moschinski wechselt zu Abellio. Er findet es spannender, für ein junges Unternehmen zu arbeiten.

Stuttgart - Zuerst hat Bahnbetreiber Abellio der Deutschen Bahn eines der lukrativen Stuttgarter Schienennahverkehrsnetze weggeschnappt - und nun auch noch das Spitzenpersonal. Der langjährige Vorsitzende der DB Regio AG Baden-Württemberg, Andreas Moschinski, wechselt zum 1. November als Chef zur künftigen Abellio Rail Baden-Württemberg GmbH, wie das Unternehmen am Dienstag in Stuttgart mitteilte. Der Bahnbetreiber mit niederländischem Mutterkonzern wird ab Juni 2019 für 13 Jahre mit 43 fabrikneuen Zügen jährlich 6,8 Millionen Zugkilometer im Südwesten befahren.

 

Nach 15 Jahren bei der Bahn freut sich Moschinski nach eigenen Worten auf ein „Start-up mit vielen Chancen und Herausforderungen“, ein Unternehmen mit „Spirit“ und „einer ganz neuen Geschwindigkeit“ beim Umsetzen von Entscheidungen.

Zuschlag für die Strecke im Neckartal zwischen Tübingen und Mannheim

Abellio hatte bei der Ausschreibung des Landesverkehrsministeriums, an der sich auch die Deutsche Bahn beteiligt hatte, den Zuschlag für die Strecke im Neckartal zwischen Tübingen und Mannheim erhalten. Zum Ärger der Bahn hatte auch für das restliche Stuttgarter Netz ein weiterer Konkurrent, Go-Ahead mit britischem Mutterkonzern, den Auftrag erhalten. Die Bahn war vergeblich gegen die Entscheidung des Landes juristisch vorgegangen.

Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hatte den einst als Ganzes der Deutschen Bahn gegebenen großen Verkehrsvertrag in Teilnetze aufgespalten und diese separat ausgeschrieben. Der Wettbewerb sollte bessere Preise für das Land erzielen. Hermanns Rechnung ging auf: Das Land zahlt künftig um die sechs Euro pro Zugkilometer und damit nur halb so viel wie bisher.

Jährliches Wachstum von zwei Prozent

Abellio ist eigenen Angaben zufolge im Schienennahverkehr nach dem Anbieter Transdev mit französischem Ursprung der größte Konkurrent der Deutschen Bahn. Ziel ist es, mit barrierefreien Zügen, die über W-LAN, Steckdosen und Ticketautomaten verfügen, sowie mit hilfsbereitem und freundlichem Personal einen Qualitätssprung zu erreichen, wie Deutschland-Chef Stephan Krenz erläuterte. Davon verspreche sich Abellio auch mehr Fahrgäste. Derzeit liege das Wachstum - trotz alter Waggons - bei jährlich zwei Prozent, sagte Moschinski. Er rechne mit zweistelligem Wachstum, wenn Abellio ab 2019 mehr Komfort biete.

Baden-Württemberg wird das neunte Bundesland sein, in dem Abellio an den Start geht. Besonders stark vertreten ist das Unternehmen in Nordrhein-Westfalen und Mitteldeutschland. Bislang ist es auf 45 Millionen Zugkilometern jährlich mit seinen Fahrzeugen unterwegs.