Eine Hüftverletzung zwingt den schottischen“ Tennisspieler Andy Murray zum Aufhören. Unter Tränen verkündete er sein Karriereende. Die Australian Open sind sein letztes großes Turnier.

Melbourne - Zwei Worte, weiter kam Andy Murray erst einmal nicht. „Nicht toll“ - nach dem Anfang der ersten Antwort musste sich die einstige Nummer eins der Tennis-Welt in einem Nebenraum noch einmal sammeln. Murray musste wohl auch die ersten Tränen vergießen, bevor er am Freitag in Melbourne mit belegter Stimme und viel Mühe erstmals das Wort „aufhören“ öffentlich über die Lippen brachte.

 

„Es ist zu viel“

Die Schmerzen an der rechten Hüfte sind weiter so schlimm, dass der 31 Jahre alte Schotte sich derzeit nicht einmal beschwerdefrei Schuhe und Socken anziehen kann. „Ich habe eine Menge Schmerzen - es ist zu viel“, sagte er. „Der Schmerz erlaubt mir nicht, Spaß am Training oder Wettkampf zu haben“, klagte Murray. „Ich habe versucht, damit klar zu kommen. Ich habe darüber geredet, aber davon geht es meiner Hüfte nicht besser.“ Echte Lebensqualität sieht anders aus.

Gut möglich also, dass die Montag beginnenden Australian Open schon das letzte Turnier für einen der besten Spieler des vergangenen Jahrzehnts sind, auch wenn sich Murray gern erst im Sommer in Wimbledon verabschieden würde. „Ich bin nicht sicher, ob ich noch vier oder fünf Monate unter Schmerzen spielen kann. Ich möchte es bis Wimbledon schaffen und dann aufhören, aber ich bin nicht sicher, ob ich das machen werde“, sagte er.

Nicht mehr in der Lage, auf höchstem Niveau zu spielen

Es sei sehr wohl möglich, dass er in Melbourne sein letztes Turnier spiele. Auch die bejahende Antwort auf diese Frage bereitete Murray Pein. Mehrfach senkte er in der knapp 13-minütigen Pressekonferenz den Kopf, so dass der Schirm seines Basecaps das Gesicht verdeckte, während er sich zwischendurch Tränen aus den Augen wischte. Es fiel ihm immer dann sichtbar schwer, wenn er vom Aufhören und Abschied nehmen sprechen musste. „Er liebt, was er tut, auch nach so langer Zeit. Es ist wie bei allen Großen“, hatte seine Mutter Judy zuletzt bei einem Tennis-Kongress in Berlin erklärt.

Das Anfang Dezember beschlossene Ende könnte schon in der ersten Runde der Australian Open der Spanier Roberto Bautista Agut besiegeln, der gerade das ATP-Turnier in Doha gewann. Murray wird nur noch auf Platz 230 der Weltrangliste geführt und sieht sich nicht mehr in der Lage, auf dem höchsten Niveau zu spielen.

Zwei Siege bei Olympia und in Wimbeldon

Als einer der wenigen konnte der beste britische Tennisspieler der Nachkriegszeit dem überragenden Trio Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic auch einmal einen Titel abluchsen. Sein vor allem auf Defensive und Konter ausgerichtetes Spiel mit viel Laufarbeit brachte Murray zwei Triumphe in Wimbledon, zwei Olympiasiege und einen Titel bei den US Open. Er stand fünfmal im Finale der Australian Open sowie einmal im Endspiel der French Open.

Doch das hatte seinen Preis. Murray leidet seit 20 Monaten unter Hüftproblemen und ließ sich deswegen vor einem Jahr in Melbourne operieren. Geholfen hat es wenig, am Donnerstag traf er sich mit seinem Operateur. Wegen der fortwährenden Schmerzen erwägt er nun sogar einen weiteren Eingriff. Dieser würde ihm zumindest ein körperlich schmerzfreies Leben nach der Tennis-Karriere ermöglichen.

Die einstige Top-Ten-Spielerin Andrea Petkovic sprach von einem großen Verlust - auch, weil Murray sich für gleiches Preisgeld bei Damen und Herren stark machte und nach seiner Mutter Judy in der Französin Amelie Mauresmo eine Frau als Coach engagierte. „Man wird immer Männer brauchen, die sich für die Frauen einsetzen“, sagte die Hessin und schwärmte von Murrays trockenem britischen Witz. Umso trauriger sah er an diesem Freitag im Angesicht des Abschieds aus.