Die Bündnisgrünen aus Sillenbuch ergreifen die Initiative. Sie wollen es den anderen Stadtbezirken nachmachen – und als Fair-Trade-Bezirk ausgezeichnet werden.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder - Die Sillenbucher Grünen wollen jetzt auch. Sie haben aufmerksam verfolgt, wie Degerloch es allen anderen Stadtbezirken vorgemacht hat. Wie sich die Nachbarn als erster Bezirk Stuttgarts das Fair-Trade-Siegel gesichert haben. Sie wollen den fairen Handel bekannter machen. Fair Trade bedeutet, dass die Erzeugerpreise für Produkte aus Entwicklungsländern üblicherweise über dem liegen, was der Weltmarkt bietet.

 

Die Auszeichnung der deutschen Organisation Transfair wünscht sich mittlerweile auch die Gesamtstadt. Der Gemeinderat hatte im vergangenen Sommer beschlossen, dieses Ziel anzugehen. Anlass war ein Antrag der Grünen-Fraktion.

Damit aus dem Begehr für ganz Stuttgart Wirklichkeit wird, müssen mindestens zwei Drittel der Bezirke das Siegel haben. Das wird noch dauern, bisher sind neben Degerloch nur Wangen und Bad Cannstatt ausgezeichnet worden, andere Stadtbezirke wirbeln noch. Vaihingen wird am 21. April zertifiziert, Münster am 19. Mai. Und in Birkach und Plieningen hat der Bezirksvorsteher Edgar Hemmerich dem lokalpolitischen Gremium vor einem Jahr vorgeschlagen, die Fair-Trade-Idee von den Degerlochern zu kopieren.

Birkach und Plieningen ist bald an der Reihe

„Die meisten Anforderungen haben wir inzwischen erbracht“, sagt Hemmerich. So habe beispielsweise der Bezirksbeirat dem Projekt zugestimmt, und es gebe eine Steuerungsgruppe. Derzeit werde aufgelistet, welche Waren aus fairem Handel die örtlichen Einzelhändler und Gastwirte anbieten. Der Bezirksvorsteher rechnet damit, das Zertifikat in den nächsten Wochen zu beantragen.

Nichts dergleichen ist bisher in Sillenbuch geschehen. Dort war es bislang recht still ums Thema Fair Trade. Zwar hatte Ende 2010 eine Filiale des Degerlocher Weltladens in Heumaden eröffnet, sie hielt sich allerdings nur drei Monate. Dass der Weltladen damals nach Heumaden gekommen ist, hatte allerdings nicht mit dem Fair-Trade-Siegel zu tun, sondern mit der Interimsbücherei, die genauso lang im selben Raum an der Bildäckerstraße untergebracht war. Der Laden sollte die Kosten für die Miete erwirtschaften.

Die Grünen erinnern an eine Aufforderung des Gemeinderats

Die Bündnisgrünen in Sillenbuch wollen den Fair-Trade-Gedanken nun vorantreiben. Daher erkundigen sie sich beim Bezirksamt nach dem Stand der Dinge – und erinnern an eine Aufforderung im Zusammenhang mit dem Gemeinderatsbeschluss vom vergangenen Sommer. „Eine besondere Bedeutung in diesem Prozess kommt den Bezirksvorstehern zu“, schreibt Richard Hiller-Bixel von den Grünen in Sillenbuch.

Die Stadträte hatten festgelegt, dass die Bezirksvorsteher die Initiative ergreifen, „sie haben die Funktion der Lotsen und Lotsinnen für alle Bürger/innen, Vereine, Kirchen, Verbände“, steht in dem Beschluss. „Sie können auf die entsprechenden Personen vor Ort zugehen, um sie für die Sache zu gewinnen.“

Sillenbuchs Bezirksvorsteher Peter-Alexander Schreck hat bisher offenbar noch nichts in dieser Sache unternommen. Er sagt, dass er das Thema Fair Trade „unabhängig von der Anfrage der Grünen in einer der nächsten Bezirksbeiratssitzungen“ ansprechen wollte. Von sich aus habe er nichts in die Wege leiten wollen, sagt Schreck. „Ich will das als Verwaltung nicht einfach runterbrechen auf den Stadtbezirk“, sagt er. „Ich brauche dazu den Beschluss des Bezirksbeirats.“