Die Hausärzte in Fellbach können im Kampf gegen Corona jetzt die riesigen Räume der „Kathedrale aus Holz“ am Fuße des Kappelbergs nutzen.

Fellbach - Innovative Ideen sind erforderlich, um im Kampf gegen die Pandemie voranzukommen und Corona Schritt für Schritt zurückzudrängen. Fellbach hat bereits bei der Teststrategie an Schulen versucht, frühzeitig einen Lösungspfad zu finden. Doch der wichtigste Weg, dem Virus den Garaus zu machen, ist der Nadelstich in den Oberarm: „Je schneller die Impfkampagne voranschreitet, desto besser“, sagt die Oberbürgermeisterin Gabriele Zull am Freitag in der Alten Kelter, während in früher Morgenstunde die ersten Impflinge kommen.

 

Fellbach ist Vorreiter im Rems-Murr-Kreis und auch im Großraum Stuttgart: Das mächtige historische Gebäude am Fuße des Kappelbergs, gemeinhin auch als „Kathedrale aus Holz“ bekannt und oft Schauplatz von Messen oder Kulturveranstaltungen, ist jetzt das neue hausärztliche Impfzentrum in der Stadt. Die hiesigen niedergelassenen Ärzte finden in der 3000 Quadratmeter großen Halle Bedingungen vor, die sie in ihren eigenen Praxen häufig nicht haben – vor allem sehr viel Platz.

Optimale Bedingungen

Zu den Ärztinnen und Ärzten, die dank der kostenlosen Unterstützung durch die Stadt hier ihre Impfungen unter optimalen Bedingen abwickeln können, gehört Petra Conrad. „Nicht alle Ärzte können wegen der manchmal begrenzten Räume die erforderlichen Leistungen optimal anbieten“, sagt die Chefin der Fellbacher Hausarztpraxis Conrad. Während sie bereits am Morgen ab 8.30 Uhr im Fünf-Minuten-Takt die Patienten zur langerwarteten Impfung empfängt, nimmt zur Mittagszeit parallel auch das Praxisteam des Allgemeinarzts Mechela seine Arbeit auf.

Es läuft durchweg reibungslos. Dank klarer Terminvorgaben entsteht keine Hektik. Am Eingang werden die Patienten empfangen, sie füllen Formulare aus und dürfen dann in den nach den beiden Arztpraxen getrennten Wartebereichen zunächst einen informativen Videofilm anschauen. Anschließend geht’s in eine der Kabinen zur eigentlichen Impfung und abschließend zu einer halbstündigen Ruhezeit im großzügigen westlichen Bereich der Kelter.

Insgesamt vier Praxen

„Wir impfen heute 60 Patienten“, erläutert Conrad, die Praxis Mechela bekam für diesen Tag in der Kelter nur sechs Impfdosen zugesagt. In der kommenden Woche werden weitere zwei Praxen stunden- oder tageweise die Logistik der Alten Kelter nutzen, zwei weitere Ärzte haben ebenfalls bereits ihr Interesse bekundet.

Petra Conrad ist „unendlich dankbar“ für die Unterstützung der Stadt, denn „das wäre so in unseren Praxen nicht zu stemmen“. Ein Impfzentrum, erläutert der Schwabenlandhallen-Geschäftsführer Jens Mohrmann, dessen Team die Infrastruktur in der Kelter stellt, „ist natürlich etwas anderes als unser bisheriges Kerngeschäft“. Die Umstellung ist offenbar gar nicht so groß: Sowohl für Veranstaltungen als auch für das Impfzentrum sei eine gute Organisation die Grundlage, damit die Kunden zufrieden sind.

Einbruch zwecklos

So wurden beispielsweise spezielle Kühlschränke aufgebaut, um den Impfstoff zu lagern. Allerdings nur tagsüber, wie ein Warnschild am Eingang aufklärt: „Einbruch zwecklos – keine Einlagerung von Impfstoffen über Nacht“. Bei der Größe der Alten Kelter „können wir das Volumen noch ausweiten“, skizziert Mohrmann die Organisation. Allerdings müsse dafür eben der Impfstoff in größeren Mengen und auch zuverlässig ausgegeben werden.

„Wir bauen keine Konkurrenz zu den Kreisimpfzentren auf“, versichert Gabriele Zull. Petra Conrad ergänzt: „Der Patient wird von ‚seiner‘ Praxis betreut und hat die Sicherheit des festen Ansprechpartners.“ Daher habe das „Hausärztliche Impfzentrum“ auch nichts mit dem Kreisimpfzentrum oder der zentralen Impfterminvergabe zu tun. „Hier wird ausschließlich der Impfstoff verabreicht, der uns Hausärzten zugeteilt wird“, erklärt Petra Conrad. „Wir rechnen mit einer sehr guten Auslastung“, sagt die Ärztin aus Fellbach, „und das ist unser größter Erfolg, da so die Zahl der Impfungen ansteigt.“