Im Kreis und in der Region gibt es verschiedene Freizeitangebote für Menschen mit Demenz – und auch für ihre Angehörigen.

Region Stuttgart - Demenz. Wenn sie ins Leben tritt, dann ist nichts mehr wie es war. Ein Mensch verschwindet unaufhaltsam. Und die Angehörigen können nur zusehen. Fast, denn sie können etwas tun, um den Alltag mit und trotz Demenz ein wenig abwechslungsreicher, leichter, angenehmer zu machen. Im Rems-Murr-Kreis und in der Region Stuttgart gibt es einige Angebote und innovative Konzepte.

 

Ferien vom Alltag

Seit mehr als zehn Jahren schickt die Demenzfachberatung des Rems-Murr-Kreises in Kooperation mit der AWO jeweils zwölf Paare an Pfingsten in einen Kurzurlaub nach Althütte. Dort, im Haus Lutzenberg, einem Ferien- und Schullandheim, verbringen sie fünf Tage, in denen es viel Programm gibt. Mal machen die gesunden Angehörigen gemeinsam einen Ausflug, mal gibt es einen Wellnesstag oder auch Frühsport, es wird gemeinsam getanzt oder auch gekegelt. „Dabei geht es um die Erholung für den Angehörigen zum einen und das gemeinsame Erleben mit dem Partner zum anderen“, sagt Karin Gericke. Die Sozialpädagogin, die in einem Pflegeheim die Betreuung leitet, ist genauso wie acht bis zehn weitere Menschen ehrenamtlich dabei und sieht, wie gut das den Paaren tut: „Die Menschen mit Demenz sind gut betreut, und ihre Partner können auch einfach mal loslassen.“ Die Nachfrage sei groß.

Bewegung und Begegnung

Bewegung tut gut. Auch und gerade bei Demenz. Deswegen gibt es im Kreis einige Gruppen, die sich wöchentlich treffen. Neben Fellbach gibt es auch Treffs in Murrhardt, Schorndorf, Weissach – und in Waiblingen. Dort, vor dem Bürgerzentrum, stehen jeden Dienstag Hanne Zeitel oder Brigitte Fischer bereit. Zeitel, 70, ausgebildete Ergotherapeutin, ist seit Anfang an dabei. „Die Idee, Sport im Freien regelmäßig anzubieten, hat mir gut gefallen“, sagt die Rentnerin. Meist kommen 75- bis 80-Jährige, entweder alleine oder in Begleitung ihres Angehörigen. Dann gibt es Gymnastik nach den „Fünf Esslingern“, aber auch mal Lachyoga und spezielle Übungen für Parkinson-Patienten. „Am Ende steht immer ein gemeinsamer Spaziergang“, sagt Zeitel.

Männerschuppen

Werkeln, basteln, malern, reparieren: Wer das Zeit seines Lebens gerne gemacht hat, dem fehlt diese Beschäftigung, wenn alles durch eine Demenz nicht mehr so leicht von der Hand geht. Der Männerschuppen, ein Kooperationsprojekt vom Sozialpsychiatrischen Dienst für alte Menschen (SOFA) des Landkreises Esslingen mit dem Pflegestützpunkt und dem Stadtseniorenrat von Leinfelden-Echterdingen, schließt diese Lücke seit vier Jahren. Dort können sich handwerklich interessierte Männer ab 60 Jahren zwei Mal im Monat treffen, gemeinsam werkeln und ihre Fähigkeiten dabei (wieder) entdecken.

Wander- und Ausflugsgruppen

Abwechslung in den Alltag können auch Wander- und Ausflugsgruppen bringen. Die Ortsgruppe Herrenberg (Kreis Böblingen) des Schwäbischen Albvereins bietet seit drei Jahren „Wandern mit Demenz“ an – und das in Kooperation mit der dortigen IAV-Stelle (Informations-, Anlauf- und Beratungsstelle) sowie in Trägerschaft der Stadt Herrenberg. In Stuttgart hat die Evangelische Gesellschaft (eva) seit Jahren zwei Ausflugsgruppen für Demente. Ehrenamtliche holen die Teilnehmer bei Bedarf mit dem Auto ab und bringen sie nach dem Ausflug wieder nach Hause. „Das bringt Entlastung für den Angehörigen“, sagt Günther Schwarz, der Leiter der Fachberatung Demenz. Die Kunst-und-Kultur-Gruppe, die jahrelang erfolgreich mit Demenzerkrankten in Museen der Stadt ging, gebe es derzeit nicht mehr. Schwarz ist allerdings auf der Suche nach einem Kunsttherapeuten oder einem anderen Interessierten, um das Angebot wieder zu aktivieren.

Tierische Senioren-WG

Katzen, Hühner, Esel, Schafe, Pferde und ein Therapiehund gehören zum Alltag der Senioren-WGs in Eislingen-Krummwälden (Kreis Göppingen). Dort leben alte Menschen mit und ohne Demenz zusammen. Sie gehen gemeinsam schwimmen, besuchen die Tiere, die direkt am Haus leben und helfen beim Füttern der 60 Hühner oder beim Bügeln der Wäsche. Auch Kutschfahrten bringen Abwechslung in den Alltag. Die Idee zu dem Projekt hatte Elke Kaiser-Reher. Sie baute die Häuser extra für ihre Schwiegermutter, die nicht in ein Pflegeheim ziehen wollte. Das Konzept kommt gut an: „Wir haben eine Warteliste“, sagt Kaiser-Reger. Wer in die WGs einziehen darf, entscheiden die Bewohner.