Die ersten Asylsuchenden werden nächste Woche in einen ehemaligen Kindergarten in Hirschlanden einziehen. Auch Gerlingen plant weitere Unterkünfte – auf der Schillerhöhe soll mindestens ein neues Haus entstehen (Foto).

Ditzingen/Gerlingen - Eigentlich ganz schön“, „prima gemacht“, „dass es so groß ist, hätte ich nicht gedacht“ – die Kommentare von Besuchern sind am Samstag beim Tag der offenen Tür überwiegend positiv gewesen. Die Stadt Ditzingen hatte nach Hirschlanden eingeladen: Aus dem ehemaligen Kindergarten beim Rathaus ist eine Unterkunft für Flüchtlinge geworden. Mehr als 20 Menschen können hier künftig wohnen. Die Stadt habe mehr Fläche pro Bewohner geplant als vorgeschrieben, sagte der Oberbürgermeister Michael Makurath; Man wolle die aus dichter Belegung resultierenden Probleme von vorneherein vermeiden.

 

Freundliche Farben an den Wänden, neue Fliesen oder Teppichböden, zwei Duschräume mit Toilette, davon einer behindertengerecht, je zwei nagelneue Waschmaschinen und Trockner, Betten und Spinde – die Ausstattung ist zweckmäßig. In den Gruppenräumen des Kindergartengebäudes, das Anfang der sechziger Jahre erbaut wurde, kommen zusammen 15 Personen unter. Die Wohnungen im hinteren Bereich des Hauses, für zwei Familien gedacht, hat man abgetrennt. „Ein bisschen wehmütig“ kehrte die Erzieherin Evamaria Kollatschny an ihren ehemaligen Arbeitsplatz zurück. „Wir waren ein kleiner, aber feiner Kindergarten“, sagt sie und freut sich über den neuen Zweck des Hauses.

Der OB freut sich über viele Interessenten

„Luxus ist das nicht“, meinte der OB im Gespräch mit unserer Redaktion, „sondern eine Herausforderung, sich zu arrangieren.“ Sozialarbeiter der Stadt und des Landkreises stünden bereit, auch der Arbeitskreis Asyl habe Unterstützung zugesagt. Jetzt fehle noch der „Feinschliff“, etwa ein Fernseher, W-Lan und Vorhänge. Makurath freute sich, dass mehr als 100 Bürger gekommen waren – er war ständig im Gespräch mit Interessierten. In Schöckingen, der Kernstadt und Heimerdingen sollen drei weitere Unterkünfte in Fertigbauweise für zusammen 140 Personen entstehen. Er rechnet damit, dass die Häuser im Spätjahr fertig sind.

Auch in Gerlingen werden zurzeit weitere Unterkünfte geplant – obwohl sich die Zahlen für die Unterbringung von Flüchtlingen häufig ändern. „Die Zeit ist sehr bewegend“, sagte der Bürgermeister Georg Brenner in der vergangenen Woche im Technischen Ausschuss (TA). Im Moment gebe es eine Phase einer „gewissen Entspannung“. Deshalb reduzierte die Verwaltung auch die Prioritäten für die Planung neuer Häuser. Vor der Sitzung war man noch davon ausgegangen, gleichzeitig vier neue Häuser bei der Alten Post auf der Schillerhöhe planen zu müssen. Doch dann wurde das Tempo verlangsamt: Die Verwaltung schlug schließlich dem Technischen Ausschuss und zwei Tage später dem Finanzausschuss vor, in diesem Bereich der Stadt zunächst nur ein Haus zu planen.

Bereits an die Nachnutzung gedacht

Als Standort ist die kleine Straße „Am Gerlinger Tor“ beim neuen Kreisverkehr vorgesehen – zwischen zwei Gebäuden, die dort schon seit Jahren stehen, und deren Wohnungen von der Stadt vermietet werden. Die drei weiteren Häuser, die im selben Umfeld zunächst vorgesehen waren, sind jetzt nicht ganz verworfen, sondern in die zweite und dritte Priorität eingestuft.

Das neue Haus soll so gebaut werden, dass es 40 oder 50 Jahre hält und nach der Nutzung als Flüchtlingsunterkunft an Menschen mit einfachem und günstigem Wohnbedarf vermietet werden kann. Das heißt: in Fertigbau- oder auch Massivbauweise entstehen auf drei Stockwerken je zwei Wohnungen mit 40 und 60 Quadratmetern. Der CDU-Stadtrat (und Architekt) Christian Haag schlug vor, so zu planen, dass bei Bedarf die Mittelwand entfernt werden kann und so mit geringem Aufwand aus zwei Wohnungen eine werden könnte. Eines der drei zurückgestellten Gebäude wolle man vermeiden – das sei den dort Wohnenden „vor den Latz geknallt“. Auch die Stadträte des Finanzausschusses waren mit dem Vorgehen einig.

Auch Korntal-Münchingen plant neue Unterkünfte

Es gebe keine Zeit zu verlieren, sagte der Korntal-Münchinger Bürgermeister Joachim Wolf vergangene Woche im Gemeinderat. Es ging um die Unterbringung von Flüchtlingen. Auf drei neue Standorte hat sich das Gremium verständigt. Ein Standort ist indes umstritten.

Jeweils schlüsselfertige Häuser sollen auf Grundstücken in der Ludwigsburger Straße und der Zuffenhauser Straße in Korntal und am Esslinger Weg in Münchingen für die kommunale Anschlussunterbringung errichtet werden. Der Gemeinderat hatte sich jüngst auf eine Reihe von möglichen Standorten in einer Prioritätenliste geeinigt – mit dem Ziel, die am höchsten priorisierten Standorte schnellstmöglich umzusetzen. Für dieses Jahr gibt es nach Angaben der Verwaltung zwar noch etwa 100 freie Plätze in der Anschlussunterbringung, diese werden aber wohl mittelfristig nicht ausreichen. Weil die Stadt im nächsten Jahr noch mehr Flüchtlinge erwartet, müsse man dringend weiteren Wohnraum schaffen. „Wir wollen vermeiden, Sporthallen zu belegen“, sagte Wolf.

Das Grundstück ist noch unbebaut

An den beiden Standorten in Korntal sollen jeweils 15 Wohneinheiten ähnlich der im Bau befindlichen Unterkunft in der Siebenbürgenstraße entstehen. Das Grundstück in der Ludwigsburger Straße ist unbebaut, in der Zuffenhauser Straße muss noch ein Gebäude abgerissen werden. Im Frühjahr 2017 sollen beide Häuser fertig sein, am Esslinger Weg soll bis Mitte 2017 gebaut sein. Die Unterkünfte in Korntal kosten zusammen knapp vier Millionen Euro, eine Schätzung für den Esslinger Weg gibt es noch nicht.

Diskussionen gab es über das Grundstück in der Ludwigsburger Straße. „Da gibt es viele Kritiker“, sagte der CDU-Rat Martin Hönes – das Grundstück ist auf drei Seiten vom Friedhof umschlossen. „Wir brauchen auch Akzeptanz von der Bevölkerung, sonst klappt die Integration nicht“, mahnte Egon Beck (SPD) und sprach sich dagegen aus. Seine Bedenken teilten zwar viele Räte, äußerten aber die Meinung, dass es keine Alternative gebe. „Vielleicht haben die Menschen mehr Respekt vor dem Friedhof als wir denken“, sagte Viola Noack (FDP). Der Bürgermeister Joachim Wolf verwies darauf, dass dort in der Vergangenheit bereits Asylbewerber untergebracht waren und es keine Probleme gegeben habe. Um Konflikte zu vermeiden, ist ein Sichtschutz rund um das Grundstück geplant.