Trotz massiver politischer Spannungen, wirbt Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch in Moskau dafür, im Gespräch miteinander zu bleiben.

Moskau - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat zum Auftakt ihres Treffens mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin dafür geworben, trotz der massiven politischen Spannungen im Gespräch miteinander zu bleiben. „Ich freue mich, dass wir uns noch einmal vielleicht als Abschiedsbesuch, aber auch als Arbeitsbesuch hier im Kreml treffen können“, sagte die Kanzlerin am Freitag nach ihrer Ankunft in Moskau. „Selbst wenn wir heute auch durchaus tiefgreifende Differenzen haben, so sprechen wir miteinander, und das soll auch weiter so geschehen und die deutsch-russischen Beziehungen klassifizieren und qualifizieren.“

 

Kurz zuvor hatte die CDU-Politikerin einen Kranz am Grab des Unbekannten Soldaten niedergelegt. Merkel erinnerte daran, dass vor 80 Jahren Hitler-Deutschland die Sowjetunion überfallen hatte. Die Sowjetunion hatte im Zweiten Weltkrieg 27 Millionen Tote zu beklagen.

„Die Zeit wird gut gefüllt sein“

Putin sagte, dass die Kontakte – auch telefonisch – mit der Kanzlerin stets intensiv gewesen seien. Deutschland sei für Russland ein wichtiger Handelspartner. Merkel und Putin kamen im Großen Kremlpalast in Moskau zusammen. Es ist der 19. Besuch der Kanzlerin in Moskau, wie russische Staatsmedien berichteten.

„Die Zeit wird gut gefüllt sein“, sagte Merkel. Es werde auch um die Lage in Afghanistan und um bilaterale Fragen wie die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen gehen. Weil Russland unlängst drei deutsche NGO zu unerwünschten Organisationen erklärt hat, hat der für die Zivilgesellschaften beider Länder vor 20 Jahren gegründete Petersburger Dialog seine Arbeit eingefroren. Putin hatte das Gremium einst mit dem damaligen Kanzler Gerhard Schröder ins Leben gerufen.

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Der Besuch der Kanzlerin, die zuletzt im Januar vorigen Jahres in Moskau gewesen war, fällt auf den ersten Jahrestag des Giftanschlags auf den Putin-Gegner Alexej Nawalny. Der Oppositionelle war am 20. August 2020 beinahe mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok getötet worden. Er wurde in der Berliner Charité behandelt, wo Merkel den Kremlgegner auch besucht hatte.

Die Kanzlerin hatte eine Aufklärung des Falls durch die russischen Behörden und später auch die Freilassung des inzwischen im Straflager inhaftierten Nawalny gefordert. Es ist das erste Mal seit dem international verurteilten Verbrechen, dass sich Merkel und Putin nach ihrem Treffen gemeinsam auch den Fragen von Journalisten stellen wollen.