Bei ihrem wohl letzten Auftritt in der Bundespressekonferenz bleibt Angela Merkel ihrer Linie der nüchternen Politikerin größtenteils treu. Manche Aussagen aber sorgen für Lacher, zur Freude der Twitter-Community.

Stuttgart/Berlin - Auch beim vermutlich letzten Auftritt von Angela Merkel in der Bundespressekonferenz (BPK) ließ sich die Bundeskanzlerin nicht von ihrem seit Jahren konsequent befolgten Weg der Sachlichkeit und Distanz abbringen. Nostalgie oder gar Einblicke in das Seelenleben der Kanzlerin bei ihrem Abschiedsbesuch in der Sommerpressekonferenz vor der versammelten Hauptstadtpresse? Fehlanzeige.

 

Das dürfte auch am kritischen und vor allem fachlich ausgerichteten Fragentableau der Journalistinnen und Journalisten gelegen haben. Hochwasserkatastrophe, Klimaschutz, Nordstream 2 oder Corona – die Liste der Probleme, mit der die Kanzlerin im Spätherbst ihrer Kanzlerschaft konfrontiert ist, ist lang und ernst. Nur selten ließ die seit 2005 amtierende Regierungschefin einen Hauch von Spontanität und Humor durchblicken, dann aber sorgte sie für einige Lacher und entsprechende Kommentare in der Twitter-Welt.

Merkel versus Reitschuster amüsiert Netz

Besonders amüsant erschien die Diskussion rund um den umstrittenen Journalisten Boris Reitschuster. Zuvor hatte Reitschuster die Kanzlerin gefragt, ob es angesichts angeblicher konträrer Äußerungen von Außenminister Heiko Maas oder CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet zur Coronapolitik Risse in der Bundesregierung oder im Verhältnis zueinander gäbe. Merkel griff zu einer selten verwendeten Waffe: Schlagfertigkeit und konterte Reitschusters Frage: „Gibt es außer Rissen bei Ihnen überhaupt noch etwas Zusammenhängendes?“

Da musste selbst die so beherrschte Bundeskanzlerin schmunzeln. Wenig überraschend feierten zahlreiche Twitter-Nutzer Merkel für ihre Spitze gegen Boris Reitschuster. Der Journalist und regelmäßige BPK-Gast Tilo Jung („Jung&Naiv“) brachte das, was viele in der Twitter-Gemeinde angesichts des Merkel-Konters dachten, so auf den Punkt:

Trotz aller Routine und Gefasstheit nach 16 Jahren Kanzlerschaft sorgte Merkel bei ihrem wohl letzten Auftritt in der Bundespressekonferenz – vielleicht unfreiwillig – in zwei weiteren Situationen für Lacher oder so manches fragende Gesicht. Auf die Frage eines Phoenix-Journalisten, welchen Unterschied sie im Politikstil zwischen Männern und Frauen sehe, antwortete die Kanzlerin: „Tendenziell gibt es bei Frauen eine gewisse Sehnsucht nach Effizienz.“ Ob sie damit im Umkehrschluss meinte, männliche Politiker reden mehr, als dass sie etwas zu Potte bringen, ließ sie erwartungsgemäß offen.

Auch auf die simple Frage, was sie am Abend des 26. September, dem Abend der Bundestagswahl, mache, produzierte die Bundeskanzlerin eine durchaus unterschiedlich interpretierbare Antwort.

Nicht wenige User vermuteten einen Freudschen Versprecher hinter der hintergeschobenen Aussage, dass sie nicht nur der CDU „nahestehe“, sondern auch Mitglied darin sei. Um allen Zweiflern den Wind aus den Segeln zu nehmen, versucht sie mit einem „doppelten Bekenntnis“ zu ihrer Partei alle Wogen zu glätten und zu betonen, auch nach ihrer Amtszeit bleibe sie der CDU gewogen.