Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Die Ermittlungen dauerten an, sagt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft, man hoffe auf einen Abschluss im Lauf des Jahres. Weis Industries wies den Verdacht stets als unbegründet zurück. Es handele sich um eine „Verleumdungskampagne“ eines ehemaligen Mitarbeiters, mit der die Firmengruppe geschädigt werden solle. Unmittelbarer als die Ermittlungen machte dem Zulieferer eine andere Konsequenz zu schaffen: Daimler verhängte eine Auftragssperre, die so lange gelten soll, bis „Fehlverhalten dauerhaft auszuschließen“ sei. Das kostete die Unternehmensgruppe nach früheren Angaben 30 Millionen Euro Jahresumsatz und mindestens 120 Mitarbeiter den Job. Ob und wie lange der Bann noch gilt, will der Autokonzern wegen des laufenden Verfahrens nicht verraten. Auch die Trennung vom zuständigen Projektleiter möchte eine Sprecherin nicht bestätigen. Wer ihn unter seiner noch vor Kurzem gültigen Durchwahlnummer zu erreichen versucht, erhält freilich eine klare Auskunft: „Der arbeitet nicht mehr hier.“

 

Mit Verweis auf die Ermittlungen hatte Alexander Weis alle operativen Funktionen abgegeben, wegen seines Rückzugs erfolgte die Umbenennung in Ecoplant – eigentlich weitgehende Konsequenzen. Ob und warum sie gleichwohl nicht ausreichten, gehört zu den Fragen, die der Insolvenzverwalter derzeit noch nicht beantworten kann. Hinsichtlich des Erfolgs seiner Bemühungen zeigt sich Martin Mucha indes zuversichtlich: Die „maßgeblichen Geschäftspartner“ unterstützten die Sanierung, „das Unternehmen wird beliefert“, die Kunden hielten ihm die Treue. Derzeit laufe die Suche nach einem neuen Eigentümer für die Ecoplant Energy, „erste Sondierungsgespräche mit Interessenten wurden aufgenommen“. Gleiches, so Mucha, gelte für die nicht insolventen Tochterunternehmen. Aufgespalten und verkauft – so hat sich die Gründerfamilie die Zukunft des traditionsreichen Unternehmens einst wohl nicht vorgestellt.

Erleichterung nach „stürmischen Zeiten“

Bei der einstigen Tochter Ecoplant Automation, die heute zur Mafu-Gruppe gehört, herrscht indes eher Erleichterung. Bei Ecoplant, vormals Weis Industries, sei man „in den vergangenen Jahren stürmischen Zeiten ausgesetzt“ gewesen, schrieben die beiden Chefs jüngst an ihre Geschäftspartner. Unter dem neuen Dach wolle man sich nun wieder auf die Kernkompetenzen rückbesinnen und auf „den Geist, der das Unternehmen seit über fünf Jahrzehnten trägt“. Dessen Stärke beschrieben sie mit einem chinesischen Sprichwort: „Wenn die Wurzeln fest sind, braucht man den Wind nicht zu fürchten.“