Eine Hobbyornithologin hat am Stausee in Filderstadt-Bernhausen ein Blässhuhn mit einem Angelhaken am Körper entdeckt – obwohl man dort gar nicht angeln darf. Was passiert jetzt mit dem Tierchen?

Filderstadt - Eva Mahlich ist gelernte Tierarzthelferin und beobachtet leidenschaftlich gern Wildvögel. Aus diesem Grund war sie jüngst am Stausee neben der Flughafen-Aussichtsplattform in Bernhausen. „Ich bin von Leinfelden mit dem Fahrrad rausgefahren, um zu schauen, ob Wintergäste da sind“, erzählt sie. Ins Auge gestochen ist ihr indes ein einheimischer Wasservogel, ein kleines schwarzes Blässhuhn – mit einem seltsamen roten Fleck an der Brust. „Es kam richtig auf mich zugeschwommen, als ob es etwas sagen wollte.“ Eva Mahlich schoss Fotos, stellte sie bei Facebook ein, und die Antwort ließ nur wenige Minuten auf sich warten. „Ist definitiv ein Kunstköder von einer Angel“, schrieb eine Frau, und sie mahnte: Irgendwo hänge da ein Widerhaken dran.

 

Seither sind viele Menschen in Sorge um das Federvieh. Auch Eva Mahlich. Noch wirkt der Vogel fidel, berichtet sie. Dennoch könne er sich verletzen, wenn er versuche, den Haken zu entfernen. Daher hat sie am selben Abend noch die Stadtverwaltung angeschrieben und den Tierschutzverein informiert. „Es ist ein Tier, es ist ein Lebewesen“, sagt die 51-jährige Hobbyornithologin.

Tierschutz macht keine Unterschiede zwischen Haus- und Wildtieren

Michael Hoffmann vom Tierschutzverein gibt ihr Recht. „Wir machen keine Unterschiede, ob ein Haus- oder ein Wildtier in Not ist“, sagt er. Die Sache zu melden, sei richtig gewesen, „grundsätzlich aber unterliegt jagbares Wild dem Jagdausübungsberechtigten“, also dem zuständigen Jäger. Auch der hat die Geschichte bei Facebook gesehen. „Angeln ist an diesem Gewässer verboten“, schreibt Matthias Hertler noch am Abend. Im Gespräch mit unserer Zeitung bestätigt er, dass er bereits häufiger Müll und Hinterlassenschaften am See entdeckt hat, die auf einen illegalen Angler schließen lassen. „Polizei und Ordnungsamt sind informiert“, stellt Matthias Hertler klar.

Ob es für das Huhn am Haken ein Happy End gibt, ist unklar. „Man wird es schwer fangen können“, prophezeit der Jäger, und tatsächlich scheitert ein erster Versuch am Mittwoch. „Es ist auf drei Meter rangekommen“, erklärt der Tierpfleger Michael Hoffmann. Die Hoffnung, dass der Köder nur im Gefieder hängt und von selbst abfällt, ist indes gesunken. „Der Haken steckt in der Brust“, stellt Matthias Hertler vor Ort fest, während er Müll, eine Angelrute, einen Kescher und einen Eimer mit noch lebenden Köderfischen inspiziert, die ein Wilderer dagelassen hat. Wenn sich die Wunde infiziere, werde der Vogel verenden. Vorher müsse man tätig werden und ihn erlösen. Auch, um den Haken aus dem Verkehr zu ziehen, bevor sich etwa ein Fuchs das geschwächte Tier hole und in die Spitze beiße. Michael Hoffmann vom Tierschutzverein sieht es genauso. „Wir haben noch zwei, drei Tage Zeit.“