Am Dienstag haben Sprachforscher den Anglizismus des Jahres 2016 in Deutschland gekürt. Neben der überwältigenden Präsenz fülle der Begriff auch eine Lücke im deutschen Wortschatz, so die Jury.

Berlin - Die spätestens seit der US-Präsidentschaftswahl heftig diskutierten Fake News sind von Sprachforschern zum Anglizismus des Jahres 2016 in Deutschland gekürt worden. Neben der „überwältigenden und anhaltenden öffentlichen Präsenz“ fülle der Begriff auch eine Lücke im deutschen Wortschatz, begründete die Jury am Dienstag ihre Wahl.

 

Fake News

Auf den weiteren Plätzen folgten die Anglizismen Darknet, Hate Speech und Brexit. Die Jury um den Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin verwies ausdrücklich auf die Schwierigkeiten, die Bezeichnung Fake News ins Deutsche zu übersetzen. So unterscheide etwa das Wort Falschmeldung nicht „zwischen bewusster Irreführung und ehrlichen Fehlern“ in der Berichterstattung. Das Adjektiv fake bezeichne aber „bewusste, in Täuschungsabsicht hergestellte Nachbildungen“ vom Pelz über den Reisepass bis eben zu Nachrichten. Als Fake News wurden den Angaben zufolge im Englischen schon Ende des 19. Jahrhunderts gelegentlich bewusste Falschmeldungen in Zeitungen bezeichnet. „Der Durchbruch in den allgemeinen Sprachgebrauch erfolgte erst ab November 2016 im Zusammenhang mit einer Bedeutungsverschiebung hin zu politisch motivierten Falschmeldungen, die angeblich dem Kandidaten Donald Trump den Sieg im Präsidentschaftswahlkampf in den USA bescherten“, erklärte die Jury.

Darknet

Auf Rang zwei des Wettbewerbs landete das Wort Darknet, mit dem geschlossene Netzwerke im Internet umschrieben werden. Im Sommer vergangenen Jahres war beispielsweise bekannt geworden, dass der Amokläufer von München seine Waffe im Darknet gekauft haben soll. Dadurch sei der Begriff „schlagartig ins öffentliche Bewusstsein und in den allgemeinen Sprachgebrauch“ gelangt, erklärten die Sprachwissenschaftler. Den dritten Platz nahm der Begriff Hate Speech ein, mit der laut Jury Beiträge in sozialen Medien bezeichnet werden, „die irgendwo zwischen Volksverhetzung und diskriminierender Beleidigung liegen“. Im Jahr 2016 habe sich das Wort weiter verbreitet und sich dabei bisher gegen Eindeutschungen wie Hassrede behauptet.

Brexit

Die Bezeichnung Brexit, die den geplanten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union beschreibt, landete auf dem vierten Rang. Die Sprachwissenschaftler verwiesen dabei darauf, dass der Begriff exit mittlerweile auch in vielen anderen Bereichen genutzt wird. Als Beispiele nannten sie den Ehexit als Bezeichnung für eine Scheidung oder den Zlexit als Umschreibung für den Abschied des Fußballers Zlatan Ibrahimovic aus dem Profifußball.